Bundesliga: FC Schalke 04:Rangnick kommt, Magath will Geld

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Der neue Trainer fängt am Montag bei Schalke 04 an, der alte fordert trotz Kündigung sein volles Gehalt. Vom Ausgang des Disputs hängt ab, wie viel Geld Ralf Rangnick künftig ausgeben darf.

Philipp Selldorf

Horst Heldt, 41, ist Anfang Juli schon einmal als Zugang des FC Schalke 04 vorgestellt worden, aber das hat so recht niemand mitbekommen. Damals hat Heldt, soeben vom VfB Stuttgart nach Gelsenkirchen gelotst, an der Seite von Aufsichtsratschef Clemens Tönnies ein paar nette Worte gesagt, doch dann kam der Mann zu Wort, der Tönnies zur anderen Seite beisaß.

Wieder zurück auf Schalke: Trainer Ralf Rangnick wird Nachfolger von Felix Magath. (Foto: dapd)

Felix Magath hatte nicht im Sinn, dem Publikum den neuen Mitstreiter im Vorstand bekannt zu machen, stattdessen hat er mit harten Worten verlangt, dass ihm der Verein eine Menge Geld zur Verfügung stellen müsse, um neue Spieler zu kaufen. Heldt kam bei der weiteren Veranstaltung nur noch selten zu Wort, und in den folgenden acht Monaten hat man auch nicht mehr viel von ihm gehört. Magath gab weiterhin dominant den Ton an, und Heldt tauchte in der Führungsetage ab, er war fürs Marketing zuständig, ein Thema, mit dem er sich bis dahin beruflich noch nicht bestätigt hatte.

Nun, da Magath weg ist, ist Heldt ein zweites Mal vorgestellt worden, und jetzt endlich in der Funktion, die sein Metier ist. Der neue Schalker Sportmanager hatte bei dem Termin am frühen Nachmittag durchaus etwas zu verkünden. Aber er zierte sich, den Namen des neuen Trainers zu nennen, weil ihm dazu noch zwei Buchstaben fehlten. Ein J und ein A. Das fällige Ja hat Ralf Rangnick, 52, dann pünktlich überliefert, nachdem Heldts Zuhörer durch die Tür waren.

Es ist aber auch ohne die Kommentierungen des neuen Managers offensichtlich, dass sich Schalke mit der Verpflichtung des schwäbischen Fußballtüftlers einerseits auf seine Vergangenheit besinnt - Rangnick war vor fünf Jahren bereits in Gelsenkirchen tätig -, und andererseits von der Praxis der jüngsten Vergangenheit verabschiedet. "Das Projekt Allmacht ist gescheitert", so hatte es Tönnies bereits am Mittwoch gesagt und versichert, der Verein werde wieder zum herkömmlichen Modell zurückkehren.

Magath war Schalkes Dreifaltigkeit, er war Trainer, Manager und Vorstandssprecher. Rangnick kommt, um sich um die Mannschaft zu kümmern. Aber er wird auch mitreden dürfen, wenn Spielertransfers anstehen. Das Prinzip des Machtmonopols wird durch das kooperative Modell abgelöst. Heldt möchte ständigen Austausch über die sportlichen Bedürfnisse, und er will seinem Trainer die Personalpolitik nicht diktieren.

Diesen idealistischen Versuch können die beiden Männer bereits kommende Woche beginnen: Rangnick, der einen Vertrag bis 2014 erhält, steigt sofort ein, obwohl er sich unlängst noch skeptisch zeigte, ob das so sinnvoll ist. Er hatte Bedenken wegen des Pokalfinales, in dem Schalke gegen den Zweitligisten Duisburg bestehen muss, eine fürs Ansehen des Trainers nicht ungefährliche Aufgabe. Ach was, widerspricht Horst Heldt, "wenn wir verlieren, dann kriegen wir alle eine Breitseite, aber wir können das Spiel ja selbst gestalten".

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Rangnick und Heldt lernen sich in Gelsenkirchen nicht kennen, sie sind sich schon oft über den Weg gelaufen, als sie, - der eine im Dienst von Stuttgart, der andere im Namen Hoffenheims - ständig um dieselben jungen Spieler in Baden und Württemberg gewetteifert haben. Diese verwandte Vorliebe für bestimmte Spielertypen ist sicher keine schlechte Voraussetzung für die gemeinsame Arbeit.

Alter und neuer Trainer: Felix Magath geht, Ralf Rangnick kommt. (Foto: dpa)

Wie viel Geld das neue Schalker Duo ausgeben darf, hängt nicht zuletzt davon ab, wie teuer die Trennung vom Vorgänger wird. Felix Magath hatte zwar am Mittwoch die fristlose Kündigung nachgereicht, nachdem ihn der Aufsichtsrat als Vorstandsmitglied abberufen hatte. Das bedeutet aber nicht, dass er auf mögliche Forderungen gegen den ehemaligen Arbeitgeber verzichtet, wie das sein Ex-Verein in einem ersten Statement interpretierte ("Wir stellen fest, dass Magath keine Ansprüche mehr gegen Schalke 04 hat").

Der Kölner Arbeitsrechtler Stefan Seitz, der eine Reihe von Fußballerfällen vertreten hat (unter anderem die von Christoph Daum und Reiner Calmund), meint, "dass die Gegenkündigung ein listiger Schachzug von Magath war. Der möglicherweise unwirksamen fristlosen Kündigung begegnet er ebenfalls mit einer Kündigung. Das hat zur Folge, dass Magath keine Ansprüche verliert. Sein größter Vorteil: Egal wie der juristische Streit ausgeht: Er ist sofort für andere Arbeitgeber frei, ohne auf einen Cent seiner Abfindung zu verzichten."

Nun kommen die Anwälte zum Zuge. Beim FC Schalke glauben die Verantwortlichen, sie hätten die besseren Argumente, falls es zu einem Rechtsstreit komme. "Er kann uns schaden", heißt es, "aber vor allem schadet er sich selbst." Tönnies hatte von einem "Schlüsselerlebnis" gesprochen, das ihn veranlasst habe, sich unmittelbar von Magath abzuwenden und sofort die Trennung in die Wege zu leiten. Magath erwiderte, er habe sich nichts zuschulden kommen lassen.

Horst Heldt meint, für solche Fragen sei der Aufsichtsrat zuständig. Er war früher befreundet mit Magath, aber dieses Verhältnis ging bei Schalke bald kaputt, schon den ersten Tag hat es nicht überstanden.

© SZ vom 18.03.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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