Bayerns 0:0 in Leipzig:Lewandowskis Fußspitze verhindert die Entscheidung

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Unverständnis bei Robert Lewandowski (l.) und David Alaba. (Foto: REUTERS)
  • Der FC Bayern verpasst nach einem 0:0 in Leipzig die vorzeitige Entscheidung in der Meisterschaft.
  • Am Ende verhindern zwei Zentimeter-Situationen einen Sieg der Münchner.
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Von Martin Schneider

Am Ende waren es zweimal Zentimeter, die die vorzeitige Meisterschaft des FC Bayern verhinderten. In der 50. Minute war Robert Lewandowski einen halben Schuh im Abseits und kurz vor Schluss zog eben jener Lewandowski einen Freistoß wirklich sehr knapp am langen Pfosten vorbei. Das waren die beiden großen Was-wäre-wenn-Situationen gewesen - denn am Ende blieb es beim 0:0 gegen Leipzig.

In der 93. Minute spielte zwar der eingewechselte Franck Ribéry noch auf den eingewechselten Arjen Robben - es wäre eine viel zu rührige Geschichte gewesen, wenn eine Kombination des ewigen Flügelduos die Schale nach München gebracht hätte. Aber es kam nicht so.

Dennoch ist das Ergebnis trotz des Dortmunder Sieges gegen Düsseldorf kein schlechtes für den FC Bayern. Wegen der sehr viel besseren Tordifferenz genügt kommende Woche zu Hause gegen Frankfurt ein Unentschieden. "Es war für die Zuschauer ein super Spiel, denke ich. Der Schiedsrichter hat gut laufen lassen. Wir haben zweimal die Chance, aber verpassen knapp", analysierte Thomas Müller direkt nach dem Spiel. "Wir haben heute eines unserer besseren Bundesliga-Spiele gemacht. Leider haben wir uns nicht mit der Meisterschaft belohnt."

Das 0:0 war ein insgesamt gerechtes Ergebnis nach einem sehr intensiven Spiel, das ein attraktives Pokalfinale in Berlin vermuten lässt. Der FC Bayern startete mit der besten Startelf minus Manuel Neuer. Lewandowski, von dem es hieß, er sei Freitag zum Bus gehumpelt, stand auf dem Platz, Robben und Ribéry saßen wie erwähnt auf der Bank, wie auch Jérôme Boateng. Auch Leipzig hatte alle Leistungsträger auf.

Das Spiel begann nach 32 Sekunden mit einem Steilpass von Marcel Sabitzer auf Timo Werner - doch Bayern-Torhüter Sven Ulreich lief ihn ab. Werner ist ja zum Spekulationsobjekt zwischen den beiden Kontrahenten geworden. Nach allem, was man weiß, würde Werner gern zum FC Bayern, der FC Bayern würde aber gerne so um die 30 Millionen zahlen, Leipzig würde aber gern um die 60 Millionen bekommen.

Im Trikot der Leipziger fiel Werner jedenfalls in den ersten Minuten dadurch auf, dass er noch schneller und noch engagierter als gewöhnlich über den Platz sprintete und sich dabei mit seinem alten Leipziger Mitspieler Joshua Kimmich schöne Duelle lieferte. Leipzig startete mit durchgedrücktem Gaspedal in die Partie - die beste Chance hatte trotzdem der FC Bayern. Nach einem Lupfer von Thiago in der neunten Minute war Lewandowski frei vor Peter Gulacsi, aber auch knapp im Abseits.

Danach drückte Leipzig den FC Bayern hinten rein. Mats Hummels klärte unter den Augen von Bundestrainer Joachim Löw gleich dreimal stark in höchster Not. Erst nach 22 Minuten hörte der erste Leipziger Starkwind auf, weil das Team dieses Tempo auch niemals durchgehalten hätte. Aber Leipzig machte Druck und Bayern hatte die Chancen. In der 28. Minute steckte Lewandowski nach einem gewonnen Zweikampf gegen drei Leipziger auf Serge Gnabry durch, der aus kurzer Distanz Gulacsi tunnelte, der Ball aber nicht ins Tor trudelte.

Das Spiel wurde ruhiger. Kingsley Coman, der mit Gnabry die Seiten getauscht hatte und auf rechts spielte, wurde von Leipzig hart rangenommen. In der 35. Minute klärte Ibrahima Konaté eine Flanke vor Lewandowski, danach lag Kimmich auf dem Boden und Bayern-Sportdirektor Hasan Salihamidzic bearbeitete an der Seitenlinie den vierten Offiziellen. Vermutlich wegen der Leipziger Attacken. Schiedsrichter Manuel Gräfe legte tatsächlich einen sehr großzügigen Maßstab an, was erlaubten Körperkontakt anging. Vor der Pause scheiterte Gnabry mit einer starken Direktabnahme an Gulacsi, auf der anderen Seite schloss Werner einen Konter in die Arme von Ulreich ab. Die Stimmung wurde gereizter, Thomas Müller debattierte nach einem Zweikampf intensiv mit Willi Orban und Lewandowski prallte regelmäßig an Konaté ab wie zuletzt wahrscheinlich an Liverpools Virgil van Dijk.

Dann ging es in die Pause und als in Leipzig der zwischenzeitliche Ausgleich von Fortuna Düsseldorf bekannt wurde - da traf der FC Bayern zum Titelgewinn. Dachte man. Nach einem starken Spielzug schoss Goretzka die Fußspitze von Robert Lewandowski an, der fälscht auf Coman ab, der von der Grundlinie den Ball in den Strafraum löffelte. Konaté, der bis dahin eine überragende Partie lieferte, köpfte mitten in den Sechzehner, wo Goretzka per Sprung-Volleyschuss traf. Der FC Bayern jubelte aber der Kölner Keller, auch bekannt als Videoschiedsrichter, zog die Abseitslinie ganz genau und sah, dass Lewandowski bei seinem Kontakt einen halben Fuß - und mehr war es wirklich nicht - im Abseits stand. Kein Tor.

In der 65. Minute knallte Gnabry den Ball dann noch an die Latte - nach einer Abseitsstellung. Sekunden später lief Werner in den Bayern-Strafraum - nach einer Abseitsstellung. Es war eben insgesamt ein Spiel knapp jenseits der Abseitslinie.

Der FC Bayern spielte nach der erneuten Dortmunder Führung weiter um die Meisterschaft, aber ein sehr starker Gegner erlaubte es den Münchnern nicht, mehr zu riskieren. Es entstand ein wirklich schöner Schlagabtausch - ohne die ganz großen Chancen. Lewandowski setzte sich gegen drei Leipziger Verteidiger durch und scheiterte am vierten (72.), Halstenberg und Poulsen kamen zweimal in aussichtsreiche Positionen, verzogen aber beide ihre Schüsse.

Dann kam Ribéry. Gnabry ging und war darüber so wenig amüsiert wie Ribéry sonst, wenn er ausgewechselt wird. Kurze Zeit später musste Thiago verletzt raus, Rafinha kam für ihn und Kimmich rückte für die letzten zehn Minuten ins zentrale Mittelfeld. Ribéry hatte dann noch die Chance, mit der Hacke zu treffen, doch Gulacsi blockte ihn. Dann bekam Bayern den letzten Freistoß, Robben kam in die Partie und Lewandowski verpasste, wie erwähnt, haarscharf die letzte große Chance zum Titel.

Bayern und Leipzig werden sich im DFB-Pokalfinale in Berlin wiedersehen. Thiago wird wohl fit fürs Finale sein - und laut den ersten Diagnosen von Karl-Heinz Rummenigge ("Hat nur eine Knieprellung") auch kommende Woche im dann entscheidenden Match gegen Frankfurt spielen können.

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