FC Bayern:Niko Kovac treibt die Stilfrage um

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Bayern-Trainer Niko Kovac will seiner Mannschaft wieder ansehnliches Spiel beibringen. (Foto: Bongarts/Getty Images)
  • Bayern-Trainer Niko Kovac kann sich nach vier Siegen in Serie damit auseinandersetzen, wie seine Mannschaft wieder ansehnlichen Fußball spielt.
  • Gegen den SC Freiburg muss er allerdings auf seinen Spielgestalter Thiago verzichten. Joshua Kimmich könnte dessen Rolle übernehmen.
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Von Benedikt Warmbrunn

Niko Kovac spricht seit knapp 18 Minuten, als es anfängt zu rumoren. Der Trainer des FC Bayern München doziert gerade über das vielleicht wichtigste Thema in diesen Tagen, den Spielstil seiner Mannschaft, als es in einem der angrenzenden Räume an der Säbener Straße laut wird. Es wird gehämmert und gebohrt, nicht so laut, dass Kovac nicht mehr verstanden wird, aber doch laut genug, um als Hintergrundgeräusch seine Ausführungen zu begleiten. "Dass der Gegner die Mitte freigibt, dass er orientierungslos rumläuft, das ist das Ziel, wenn wir über die Außen durchkommen", sagt Kovac. Er macht eine kurze Pause, nun ist nur noch das Gehämmer und Gebohre zu hören, dann gesteht der Trainer: "Das funktioniert im Moment nicht so."

Kovac spricht am Freitagmittag gerne und detailliert über seine Spielvorstellungen, solange er nur Fragen des Stils beantworten muss, kann es ja nicht allzu schlimm sein, so sieht er das. Es ist gerade einmal zwei Wochen her, da gab der Trainer nach vier sieglosen Partien eine Pressekonferenz, und auch wenn damals keine Handwerker im Nebenraum waren, so lag über der Veranstaltung doch irgendwie ein viel größerer Lärm. Kovac stand damals schon unter gewaltigem Druck. Nun, zwei Wochen und vier gewonnene Begegnungen später, kommt er geradezu ausgelassen zur Fragerunde, er sagt "Grüß Gott", dann "Servus", dann "Mahlzeit". Kaum sitzt er, schenkt er sich ein Glas Wasser ein, er hebt es an: "Zum Wohle!" Die Laune des Niko Kovac hat sich in zwei Wochen erheblich gebessert.

An diesem Samstag (15.30 Uhr) empfängt der FC Bayern den SC Freiburg, und nach den vier jüngsten Siegen geht es am Freitag nun nicht darum, ob seine Mannschaft gewinnt, sondern wie. Für Kovac ist das ein großer Fortschritt.

Kimmich ist eine Option fürs Mittelfeld

Die vergangenen drei Erfolge, gegen Athen in der Champions League, in der Liga gegen Mainz, im Pokal gegen den Viertligisten Rödinghausen waren ziemlich zäh, oft hat eine Kleinigkeit gereicht, um die gesamte Statik des Münchner Spiels zu zerhämmern. "Wir können sicherlich auch besser Fußball spielen, das will ich gar nicht in Abrede stellen", sagt Kovac. Es sei jedoch zunächst einmal "von Wichtigkeit gewesen, wieder Siege einzufahren". Dann sagt er das, was er in den vergangenen Wochen in leicht abgeänderter Form so oft gesagt hat: "Was im Moment fehlt, ist die Realisierung der Torchancen."

Das Offensivspiel des FC Bayern bestand bisher unter Kovac im Wesentlichen aus zwei Mitteln: Angriffe über die Außen (was nur gelegentlich überraschend war) und viele Bälle im Spielaufbau über Thiago Alcántara (der häufig überraschende Ideen hatte). Nun fällt Thiago nach einer Verletzung am Sprunggelenk für mehrere Wochen aus, und Kovac gehen langsam die Spieler für das Mittelfeldzentrum aus.

Der Trainer sagt daher am Freitag, dass der aktuelle Rechtsverteidiger und gelernte zentrale Mittelfeldspieler Joshua Kimmich "sicherlich jetzt auch" zu den Optionen für die Position vor der Abwehr zähle. Auch der Portugiese Renato Sanches gehe "einen guten Weg". Trotz all der Ausfälle (auch Kingsley Coman und Corentin Tolisso fehlen weiterhin) stehen Kovac gegen Freiburg 16 Feldspieler zur Verfügung. Mit ihnen will er gewinnen, mit ihnen will er auch wieder ansehnlicheren Fußball spielen lassen.

Vorsorglich bittet Kovac aber um Nachsicht: "Man kann nicht jeden Gegner so gegen die Wand spielen, dass es zauberhaft aussieht."

© SZ vom 03.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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