Bundesliga: FC Bayern - Hoffenheim:Nur eine Minute, 24 Sekunden

Lesezeit: 3 min

273 Tage musste der FC Bayern warten, Franck Ribéry und Arjen Robben gemeinsam zu sehen. Gegen Hoffenheim zeigen die beiden ihre einzigartige Kunst, die Münchner gewinnen 4:0. Nur ein dubioser Bericht über Philipp Lahm irritiert.

Thomas Hummel

Eine Minute und 24 Sekunden dauerte es, um den FC Bayern München daran zu erinnern, was für ein Luxusduo sie da auf der Gehaltsliste stehen haben. 273 Tage lang konnten Franck Ribéry und Arjen Robben nicht mehr gemeinsam ein Spiel absolvieren, seit dem 4:0 im Pokal-Finale gegen Werder Bremen im Mai 2010. Und dann eine Minute, 24 Sekunden.

Wieder vereint: Franck Ribéry, Arjen Robben und Thomas Müller (von links). (Foto: dpa)

Franck Ribéry dribbelte von seinem linken Flügel nach innen, schüttelte ein paar lästige Gegenspieler der TSG Hoffenheim ab, passte durch eine Lücke zu Thomas Müller. Der sah Arjen Robben auf dessen rechten Flügel, der schnelle Niederländer war seinen Gegenspieler enteilt. Robben passte nach innen, und Mario Gomez schloss den Angriff zum 1:0 ab.

Der FC Bayern lebt ja in einer unruhigen Zeit. Die Chefs im Verein haben bisweilen den Trainer Louis van Gaal harsch kritisiert, Borussia Dortmund ist in der Tabelle weit enteilt, Robben und Müller lieferten sich einmal eine handfeste Auseinandersetzung auf dem Platz. Und dann verloren die Münchner vor einer Woche 2:3 in Köln, nachdem es zur Halbzeit 2:0 gestanden hatte. Der stolze Rekordmeister war irritiert über sich selbst.

Vor dem Spiel gegen Hoffenheim geriet Kapitän Philipp Lahm in den Mittelpunkt. Aus seinem Umfeld kam die Nachricht, dass der Rechtsverteidiger die zu offensive Ausrichtung von van Gaal kritisiere. Und dann meldete der Spiegel, dass der inhaftierte Wettspieler Marijo C. bei einer Vernehmung bei der Bochumer Polizei den Bayern-Kapitän in den Wettskandal verwickelt habe. C. soll zu Protokoll gegeben haben, dass Lahm mit dem Wetter Robin B. bekannt sei und diesem Informationen vor Bayern-Spielen gegeben habe. Sowohl Lahm wie auch B. wiesen den Bericht zurück und sagten, sie kennten sich nicht.

In dieser Konstellation können in München nur Erfolge Ruhe bringen. Und in diesem Sinne haben die Fußballer das Nötige getan: Bayern München gewann gegen die TSG Hoffenheim mit 4:0 und schob sich vorübergehend auf den dritten Platz in der Fußball-Bundesliga. Nach dem Abendspiel des Tabellenführers Borussia Dortmund in Kaiserslautern (1:1) beträgt der Abstand auf Tabellenplatz eins aber immer noch 13 Punkte.

Nach dem Spiel gaben Ribéry und Robben ein Doppelinterview. "Es ist wichtig, dass alle zurück auf dem Platz sind", sagte der Franzose. Und der Niederländer fügte an: "Wir wollten zeigen, dass wir eine Super-Mannschaft sind." Ob dazu die harmlosen Hoffenheimer aber ein Maßstab waren?

FC Bayern: Einzelkritik
:Erzürnte Friseurbesucher

Ein langhaariger Abwehrspieler, der wie ein Schiffskapitän agiert, ein offensiver Mittelfeldspieler, der über Haarschnitte diskutiert und ein Stürmer, der mit neuer Frisur und alten Torjägerqualitäten überzeugt.

Jürgen Schmieder, Fröttmaning

Der erste Angriff zum 1:0 befeuerte jedenfalls sichtlich den Spaß der Münchner Offensive an diesem Spiel. Durch die Rückkehr von Robben und Ribéry durften ja Thomas Müller (zentral hinter der Spitze Gomez) und Bastian Schweinsteiger (defensives Mittelfeld) wieder auf ihre Lieblingspositionen rücken. Auch wenn Louis van Gaal vor dem Spiel demonstrativ zurückhaltend sprach: Ob das eine Idealformation sei, "müssen wir noch abwarten. Das müssen sie erst bestätigen und das ist auch ein Druck."

FC Bayern: Einzelkritik
:Erzürnte Friseurbesucher

Ein langhaariger Abwehrspieler, der wie ein Schiffskapitän agiert, ein offensiver Mittelfeldspieler, der über Haarschnitte diskutiert und ein Stürmer, der mit neuer Frisur und alten Torjägerqualitäten überzeugt.

Jürgen Schmieder, Fröttmaning

Wenn die Münchner Offensive Druck spürte, dann wandelte sie diesen auch in aggressives Pressing um. Die Hoffenheimer versuchten, flach und geordnet von hinten herauszuspielen, sahen sich aber stets Attacken der Gegenspieler ausgesetzt. Das führte zu Abspielfehlern wie nach 15 Minuten, als Issac Vorsah den Ball in die Füße von Müller spielte. Beim folgenden Schnellangriff rettete Torwart Tom Starke zuerst noch gegen Ribéry, doch im zweiten Anlauf schoss Müller den Ball ins kurze Eck zum 2:0.

Mit dem von Trainer van Gaal geliebten Kontrollfußball hatte das zwar nicht viel zu tun, in der ersten Halbzeit zählte der Computer 52 Prozent Ballbesitz für Hoffenheim. Doch das Spiel der Münchner war effektiv und mit bisweilen spektakulärer Geschwindigkeit. Die größte Chance zum 3:0 noch vor der Pause vergab Schweinsteiger nach einem schlauen Freistoß von Robben, doch der Nationalspieler scheiterte am blitzschnell reagierenden Starke.

Und Hoffenheim? Wechselte schon nach 19 Minuten, Sebastian Rudy hieß der erwählte Sündenbock. Die Gäste zeigten ihre gepflegte Spielanlage den Wunsch nach Kombinationsfußball, doch mündete dies in Schönspielerei, weil der zehnte Pass nicht mehr ankam oder die Entschlossenheit im Zweikampf fehlte. Diese immerhin zeigte nach der Pause schnell der gerade eingewechselte Josip Simunic: Der Kroate streckte die Ellbogen so quer in die Gegend, dass der sprintende Robben dagegenlaufen musste, was für den Niederländer eine blutende Nase und für Simunic nur eine gelbe Karte zur Folge hatte.

Robben revanchierte sich auf seine Art: Nach einem Ballverlust von Bayern-Leihgabe David Alaba wieselte er von rechts außen nach innen wie er schon tausendmal wieselte. Die Hoffenheimer Verteidiger sahen das Unheil wohl kommen, waren sich aber wohl auch ihrer Machtlosigkeit bewusst, Robben schoss zum 3:0 ein. Noch schöner allerdings war Robbens zweite Rache: Ribéry wirbelte mal wieder auf links, passte den Ball auf den wartenden Niederländer an der rechten Strafraumkante. Robben stoppte den Ball, legte ihn einen halben Meter rüber auf seinen linken Fuß und zirkelte den Ball aus dem Stand ins hintere Kreuzeck - 4:0 (81.).

"Dieses Spiel haben wir 90 Minuten sehr gut gespielt", sagte Trainer van Gaal. Der Niederländer lobte vor allem auch die viele Arbeit seiner Profis in der Defensive: "Wir haben alle gemacht, auch nach hinten, und dann können wir sehen, wie wir spielen können." Da dürfte dann auch Kapitän Lahm zufrieden sein.

© sueddeutsche.de - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: