Noch am Mittwoch hatte sich Bayern-Trainer Jupp Heynckes außerordentlich zuversichtlich präsentiert. "Ich denke nur an Boateng. Und der kommt auch", sagte Heynckes in einem Zeitungsinterview. Nun ist durchaus möglich, dass Heynckes zu diesem Zeitpunkt schon mehr wusste: Dass Abwehrspieler Jerome Boateng tatsächlich kommt. Und die Bayern am Donnerstag dessen Verpflichtung bekanntgeben würden.
Der FC Bayern ist auf seiner dringlichen Suche nach einem Innenverteidiger jedenfalls fündig geworden. Boateng, 22 Jahre alt und 13-maliger deutscher Nationalspieler, unterschreibt beim deutschen Rekordmeister einen Vierjahresvertrag bis 2015. Über die Ablösesumme wurde Stillschweigen vereinbart. Nach Informationen des Sport-Informationsdienstes liegt sie bei geschätzten 13,5 Millionen Euro.
"Es waren intensive Verhandlungen und ein langer Weg, bis wir diesen Transfer nun zu einem guten Ende führen konnten", sagte Bayern-Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Rummenigge: "Mit Jerome Boateng haben wir unseren Wunschkandidaten für die Innenverteidigung zum FC Bayern geholt."
Auch Sportdirektor Christian Nerlinger lobte: "Jerome Boateng ist ein junger deutscher Nationalspieler, der perfekt in die Philosophie des FC Bayern passt. Zudem ist er auch der Wunschspieler unseres Cheftrainers Jupp Heynckes."
Innenverteidiger Boateng, der noch mit Manchester City im Trainingslager in Los Angeles weilt, wird in den nächsten Tagen in München zur medizinischen Untersuchung erwartet. Boateng galt zuletzt als Wunschkandidat von Heynckes - weil er ein vielseitiger Abwehrspieler ist, ein deutscher dazu, mit großem Entwicklungspotential. Zum anderen jedoch wohl auch, weil Boateng als beste Lösung auf einem schwierigen Markt gilt: Auf dem Spieler wie Dortmunds Mats Hummels oder Schalkes Benedikt Höwedes nicht verfügbar waren.
Natürlich geht der FC Bayern auch ein gewisses Risiko ein. Die erste Wahl in der Innenverteidigung sollen künftig offenbar Boateng und Holger Badstuber sein - beide 22 Jahre alt, abgesichert durch die ebenfalls jungen Breno (21), Luiz Gustavo (23) und den erfahrenen Daniel Van Buyten (33). Badstuber fiel in der vergangenen Saison in ein unerklärliches Loch; Boateng hat außer bei der U21 noch nicht bewiesen, dass er ein herausragender Innenverteidiger ist.
Der FC Bayern setzt jedoch auch einen anderen Weg fort: Boateng ist nach Manuel Neuer, Rafinha, Nils Petersen und Takashi Usami nicht nur der fünfte Zugang des Sommers, sondern mittlerweile auch der achte deutsche Nationalspieler des Klubs: neben Neuer, Philipp Lahm, Holger Badstuber, Bastian Schweinsteiger, Toni Kroos, Thomas Müller und Mario Gomez.
Der Chilene Arturo Vidal ist zwar kein deutscher Nationalspieler - jedoch auch in diesem Fall äußerte sich Heynckes zuletzt betont optimistisch. Er sagte: "Ich bin noch immer zuversichtlich, dass er zu uns kommt. Denn einen Spieler zurückzuhalten, der wechseln will, das hat noch nie funktioniert." Gut möglich, dass der Klub demnächst wieder etwas zu bestätigen hat.