Revierderby:Schalke erobert Dortmund - und hilft den Bayern

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Machte den vierten Schalker Treffer: Breel Embolo (Mitte). (Foto: Bongarts/Getty Images)
  • Schalke 04 gewinnt völlig überraschend das Revierderby beim Meisterschaftskandidaten Dortmund mit 4:2.
  • Die BVB-Profis Reus und Wolf fliegen mit Rot vom Platz.
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Von Saskia Aleythe, Dortmund

Mario Götze rutschte auf den Knien ins Glück, das selten so vergänglich war wie in diesem Moment. Ein Tor, ein Rutschen, ein Jubel, direkt vor dem Gästeblock der Schalker. Dann ein Feuerzeug, Jadon Sancho, der sich auf dem Rasen gekrümmt das Gesicht hält, getroffen vom Geschoss aus dem verfeindeten Lager. Wenige Augenblicke später der Ausgleich der Schalker, Götze am Mittelkreis stehend, verzagter Griff ins Gesicht. Und das war erst der Anfang eines Spiels, das in der Rückblende dieser Bundesliga-Saison eine prägende Rolle spielen wird.

Marco Reus rutschte mit dem linken Fuß an den Knöchel von Suat Serdar, was selten so verhängnisvoll war wie in diesem Moment: Als der Dortmunder Angreifer in der 61. Minute gegen Schalke die rote Karte sah, war klar: Das könnte es gewesen sein mit der Meisterschaft. 2:4 (1:2) verlor der BVB gegen euphorisierte Schalker, und damit nicht nur wichtige Punkte an der Tabellenspitze: Der FC Bayern könnte bei einem Sieg gegen Nürnberg am Sonntag den Vorsprung auf vier Punkte ausbauen.

Im eigenen Stadion gegen Schalke als Verlierer vom Platz zu gehen, das tat doppelt weh. Für die Schalker war der Erfolg ein wichtiger Schritt, um den Klassenerhalt zu schaffen. Und ein Stich ins Dortmunder Herz. "Das habe ich noch nie erlebt", klagte BVB-Trainer Lucien Favre bei Sky, "das ist sehr, sehr schwer zu verdauen." Schalke-Trainer Huub Stevens jubilierte: "In einem Derby kannst du über dich hinaus wachsen, das haben wir heute getan."

Zwei Fouls bescheren dem BVB zwei rote Karten

Alles, was gelb oder blau war, kugelte sich an diesem Nachmittag auf dem Rasen, es war phasenweise eher Ringen mit Ballkontakt als Fußball mit Körpereinsatz. Nach acht Minuten die erste Rudelbildung auf Schalker Seite, doch Schiedsrichter Felix Zwayer hatte sich aufs späte Kartenverteilen eingestellt, es sollte ja ein langer Nachmittag werden. Götzes Tor nach 14 Minuten war die Folge einer leichten Überlegenheit der Dortmunder, Sancho lupfte den Ball perfekt über die Abwehrreihe der Schalker hinweg, Götze bedankte sich mit dem Kopfballtreffer zum 1:0. Man hätte über die Schönheit dieses Tores noch ein bisschen länger sinnieren können, wäre dann nicht gleich das Feuerzeug an den Kopf von Sancho geflogen, der kurz an der Seitenlinie behandelt werden musste. Und wäre dann nicht Schalke zu einem Elfmeter nach Videoansicht gekommen.

Kaum war das Spiel wieder angepfiffen, sorgte Daniel Caligiuri für den ersten ernsthaften Schalker Abschluss, der zu ungefährlich für Roman Bürki war. Allerdings hatte zuvor Julian Weigl im Strafraum den Ball von Breel Embolo an den abgespreizten Arm bekommen, was wiederum den Videoschiedsrichter auf den Plan rief. Zwayer kam schließlich zum gleichen Entschluss und entschied auf Strafstoß, was Caligiuri dankend zum 1:1 annahm (18.). Sehr zum Ärger der Dortmunder. "Das ist eine Schande für den Fußball", echauffierte sich Trainer Favre, "diese Regel hat nichts mit Fußball zu tun." Seine Laune sollte vor der Halbzeitpause noch schlechter werden: In der 28. Minute köpfte Salif Sané nach einer Ecke von Caligiuri das 1:2.

Es war dann auch ein Charaktertest, den die Dortmunder zu bestehen hatten: Während sie selber noch das Schuljahr als Klassenbester abschließen konnten, traten sie hier gegen jemanden zum Kopfrechnen an, der sich gerade mal so retten wollte, um nicht sitzen zu bleiben. Und nun? Würde der Streber nervös werden, weil er zurückliegt? Den riesigen Abstand in der Tabelle sah man dem Spiel in Sachen Offensivkraft an, immer wieder stürmten die Dortmunder, aber Schalke wehrte sich mit Kräften gegen eine weitere Niederlage.

Stimmen
:Favre: "Eine Schande für den Fußball"

Der Dortmunder Trainer fühlt sich betrogen - Schalke-Coach Huub Stevens pflichtet ihm bei. Auch Schiedsrichter Zwayer äußert sich. Die Stimmen zum Revierderby.

Dann kam Reus zu spät gegen Serdar, der BVB war nur noch zu zehnt und kassierte durch den fälligen Freistoß sofort das 1:3 durch Caligiuri (62.). Nur drei Minuten später die nächste rote Karte für den BVB: Diesmal grätschte Marius Wolf Serdar von hinten um. Kurz kam beim BVB nochmal Hoffnung auf, Axel Witsel verkürzte zum 2:3 (84.). Doch wenig später antwortete Embolo per Flachschuss (86.). Es war der finale Niederschlag für den BVB. Die Schalker Fans sangen: "Oh, wie ist das schön."

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