Bundesliga:Leverkusen beeindruckt erneut

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Starker Auftritt von Leverkusens Stürmer Victor Boniface gegen Gladbach. (Foto: Uwe Kraft/Imago)

Das Team von Xabi Alonso siegt deutlich in Gladbach, Stürmer Boniface überragt. Aufsteiger Heidenheim muss leiden: Das Team führt 2:0, verliert aber 2:3. Das Wichtigste zum Spieltag.

Von Barbara Klimke, Carsten Scheele und Martin Schneider

Borussia Mönchengladbach - Bayer 04 Leverkusen 0:3 (0:2), Tore: 0:1 und 0:3 Boniface (18., 53.), Tah (45.+6)

Am vierten Spieltag dieser Bundesliga-Saison wird Bayer Leverkusen nach München zum FC Bayern fahren und wenn am kommenden Wochenende gegen Darmstadt nicht Unglaubliches passiert, wird es das erste große Spitzenspiel dieser Saison werden. Denn das Team von Trainer Xabi Alonso hat nach dem Auftaktsieg gegen Leipzig den zweiten beeindruckenden Auftritt hingelegt, Gladbach hatte beim 0:3 nie eine Chance.

In einer dominanten ersten Halbzeit erzielte Victor Boniface die Führung, dass Jonathan Tah erst in der Nachspielzeit des ersten Durchgangs erhöhte, war fast als Versäumnis zu werten, denn Leverkusen hatte das Spiel komplett im Griff. Boniface, 2023 Torschützenkönig der Europa League, erhöhte kurz nach Wiederanpfiff, spätestens da war die Sache durch. Alonso wird nun schon sehr früh in der Saison Erwartungsmanagement betreiben müssen - oder einfach selbstbewusst nach München fahren.

VfL Bochum - Borussia Dortmund 1:1 (1:0), Tore: 1:0 Stöger (13.), 1:1 Malen (56.)

Nur Unentschieden in Bochum: Emre Can findet das nicht gut. (Foto: Dennis Ewert/RHR-Foto/Imago)

Der BVB erlebte bei der kürzesten Auswärtsfahrt des Jahres einen ziemlichen Pannenstart. Ja, es war zwar ein ordentlicher Wuchtschuss von Bochums Stöger aus halblinker Position, aber ganz vielleicht war dieser Ball trotzdem haltbar für Dortmunds Torwart Gregor Kobel. Beim BVB saßen Reus und Süle zunächst nur auf der Bank, und Trainer Edin Terzic ("Meine Spieler müssen meine Entscheidungen nicht akzeptieren, aber sie müssen sie respektieren") sah: Vielleicht nicht so eine gute Idee.

Immerhin, auch Bochums Torwart Riemann hatte einen Lapsus parat und revanchierte sich. Als der VfL den Ball zu Beginn der zweiten Halbzeit nicht geklärt bekam, zog Malen einfach ab - das Spielgerät flutschte unter Bochums Torwart hindurch, der im Stil einer sehr langsamen Bahnschranke eindeutig zu spät in Bodennähe ankam. Spiel gedreht? Mitnichten. Für mehr reichte es nicht, Dortmund verliert damit die ersten Punkte der Saison - und es wäre vermutlich nicht ganz korrekt, dem BVB eine ansprechende Frühform in dieser Saison zu bescheinigen.

1. FC Heidenheim - TSG 1899 Hoffenheim 2:3 (1:0), Tore: 1:0 Beste (26.), 2:0 Pieringer (58.), 2:1 Beier (77.), 2:2 Kaderabek (80.), 2:3 Kramaric (90., Elfmeter)

Siegtorschütze: Hoffenheims Andrej Kramaric (links) jubelt am Ende einer wilden Partie. (Foto: Adam Pretty/Getty Images)

Im 60. Jahr hat die Bundesliga eine neue Attraktion: das höchstgelegene Stadion im deutschen Profifußball in Heidenheim, das sich auf 555 ü. NHN. befindet; dagegen ist sogar der berüchtigte Betzenberg nur ein Maulwurfshügel. "Man kriegt hier ganz schwer Luft", scherzte Trainer Frank Schmidt dieser Tage, sein Team, fügte er an, sei das selbstverständlich gewohnt. Und die Gegner? Im ersten Spiel rannte der Aufsteiger los, und Hoffenheim hechelte anfangs nur hinter.

Schon in der zweiten Minute, nach einer Ecke von Jan-Niklas Beste, verfehlte Tim Kleindienst knapp das Tor. In der 16. Minute hatte Beste den historischen ersten Bundesligatreffer fast schon auf dem Fuß: Er trat an zum Handelfmeter, aber Bestes Schuss wurde von Keeper Oliver Baumann pariert. Doch er nutzte unbeeindruckt die nächste Gelegenheit: Er schnappte er sich den Ball zum Freistoß (26.) - und versenkte den Ball direkt mit einer Bogenlampe, die sich links oben ins Toreck senkte: ein Kroos'scher Kunstschuss zur Premiere! Als Beste in der 77. Minute die Ecke schlug, die Marvin Pieringer per Kopfball zum 2:0 nutze, war dieses Spiel fast schon gelaufen.

Doch dann wurde endlich klar, dass Hoffenheim einen langen Atem hat: Erst durch den Anschlusstreffer von Maximilian Beier, der im Fünfmeterraum frei zum Schuss kam. Wenig später glich Hoffenheim sogar aus, nach einem Pfostenschuss von Finn Ole Becker schob Pavel Kaderabek den Ball ins Tor. Daraufin zeigte sich, dass die Luft in der ersten Liga doch noch ungewohnt dünn ist für die Heidenheimer: In einer Abwehraktion stolperte Beier in der 90. Minute über das Bein von Tim Siersleben. Den fälligen Elfmeter verwandelte Andrej Kramaric im zweiten Anlauf. Kein Punkt bei der Bundesligaheimpremiere - aber Heidenheim war nahe dran.

SV Darmstadt 98 - 1. FC Union Berlin 1:4 (1:3), Tore: 0:1 Gosens (4.), 1:1 Mehlem (24.), 1:2 Gosens (34.), 1:3 Behrens (39.), 1:4 Doekhi (65.)

Zweifacher Torschütze für seinen neuen Klub: Robin Gosens (links). (Foto: Florian Ulrich/Jan Huebner/Imago)

Wäre Joachim Löw noch Bundestrainer, hätte er natürlich das Spiel Freiburg gegen Bremen observiert, Hansi Flick pflegt bei Spielbesuchen einen geografisch breiteren Ansatz und reist auch nach Darmstadt. Man tritt den Hessen aber nicht zu nahe, wenn man unterstellt, dass Flick nicht wegen des ersten Bundesliga-Heimspiels des Wiederaufsteigers angereist war, sondern wegen drei Union-Spielern. Einmal wegen Robin Knoche, einmal wegen Robin Gosens und - ganz vielleicht - auch ein bisschen wegen Kevin Behrens. Der ist Stürmer mit deutschem Pass und das reicht ja im Prinzip schon, um fürs DFB-Team interessant zu sein, vor allem nach drei Toren am ersten Spieltag. Vielleicht kam Flick auch, um zwei, drei Worte mit Union-Manager Oliver Ruhnert zu wechseln, der in den vergangenen Wochen als hartnäckiger Kritiker der Nationalmannschaft auftrat.

Wie dem auch sei - die Tour hat sich mal so richtig gelohnt für Flick. Nach vier Minuten traf Gosens, weil er wie so oft energisch den Weg nach vorne suchte. Zwar flog danach der US-Nationalspieler Brenden Aaronson früh Gelb-Rot vom Platz (er hatte unter anderem den Ball weggeschlagen, was seit dieser Saison strenger geahndet wird), und Darmstadt gelang durch Marvin Mehlem der Ausgleich - aber diese Unioner Mannschaft ist längst viel zu abgezockt, um sich davon aus dem Konzept werfen zu lassen. Gosens erzielte wieder die Führung für Union und Behrens erhöhte - beide trafen per Kopf, ebenso Danilho Doekhi zum 4:1. Union ist damit vorläufig Tabellenführer, kommenden Donnerstag ist Champions-League-Auslosung.

1. FC Köln - VfL Wolfsburg 1:2 (0:0), Tore: 1:0 Waldschmidt (55.), 1:1 Wind (62.), 1:2 Wind (72.)

Erzielt alle Wolfsburger Tore in dieser Saison: Jonas Wind (rechts). (Foto: Marius Becker/dpa)

Keine halbe Stunde war in Köln gespielt, als Trainer Steffen Baumgarts Improvisationskunst gefragt war. Ohne personelle Änderungen war er ins Heimspiel gegen Wolfsburg gegangen - frei nach dem Motto "Never change a winning team", selbst wenn Köln, in der Vorwoche in Dortmund natürlich verloren hatte, allerdings nur spät und knapp. Doch in der 26. Minute nach einem Sprint fasste sich Davie Selke gequält an den Oberschenkel und ging kurz darauf, leicht humpelnd, vom Platz, für ihn kam Sargis Adamyan. Wer nun die Kölner Tore schießen sollte, fragte sich das Publikum zur Halbzeit.

Luca Waldschmidt bot sich an: Der Zugang, aus Wolfsburg gekommen, nutze eine Vorlage von Adamyan und zog in der 55. Minute aus 18 Minuten mit dem linken Fuß ab - schnurgerade ins linke Eck.

Wer in Wolfsburg die Treffer setzt, zeigte sich im Anschluss: Der Däne Jonas Wind schwirrte durch die Reihen, nahm eine von Svanberg mit dem Rücken zum Tor gespielte Vorlage an und versenkte den Ball im Tor (62.). Auch gegen Heidenheim zum Auftakt hatte Wind zweimal getroffen. Und zehn Minuten später brachte Wind die Wolfsburger nochmal zum Jubeln: Seinen ersten Versuch wehrte Keeper Marvin Schwäbe noch ab, dann nutze er den Abpraller. Vier Saisontore für den VfL, alle von Wind verwandelt. Sechs Punkte. Läuft doch.

SC Freiburg - SV Werder Bremen 1:0 (0:0), Tor: 1:0 Philipp (90.+6)

Ein Satz zur ersten Halbzeit? Sie war nach 45 Minuten beendet. Auch in der zweiten Hälfte brachten es beide Teams zunächst selten fertig, den Ball nicht nur Richtung Strafraum, sondern auch Richtung Tor zu transferieren. Beste Chancen hatten noch Sallai und Höler für Freiburg und Füllkrug für Werder, letzterer artistisch mit der Hacke, die Freiburger konnten den Ball knapp wegschlagen. Als sich manch einer mit dem Unentschieden abgefunden hatte, traf Philipp bei seiner Rückkehr nach Freiburg mit vollem Risiko zum Sieg. Für seinen alten Klub, gegen seinen alten Klub. Ein emotionaler Moment.

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