Borussia Mönchengladbach:"Ja, wir vermissen den Max"

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Liebesbekundung der Anhänger: "Danke Max"-Plakat im Gladbacher Fan-Block. (Foto: Friso Gentsch/dpa)

Aber im Abstiegskampf wollen sie das Thema Eberl bei Borussia Mönchengladbach nun möglichst abhaken: Durch ein 1:1 in Bielefeld bleibt die sportliche Situation kompliziert.

Von Ulrich Hartmann

"Fußball ist ein Showgeschäft", weiß Arminia Bielefelds Sportchef Samir Arabi. Er hat dies anlässlich des emotionalen Rücktritts von Borussia Mönchengladbachs erschöpftem Sportdirektor Max Eberl mit einem gewissen Bedauern formuliert. Über die Show weiß man nämlich: It must go on.

"Danke, Max", stand am Samstag auf einem Transparent, das ein paar der 500 mitgereisten Borussia-Fans im Gäste-Fanblock hochhielten. Bevor Gladbachs erstes Spiel nach dem Ende der Ära Eberl angepfiffen wurde, gebührte dem beliebten Manager nach 13 Jahren noch ein kurzer Dank. Dann ging die Show auch schon weiter.

Für die Gladbacher hat sich durch die zweiwöchige Spielpause mit dem zwischenzeitlichen Eberl-Rücktritt fußballerisch nicht viel verändert. Nicht zum Guten und nicht zum Schlechten. Mit einer akzeptablen, aber keineswegs euphorisierenden Leistung erreichten sie im Gastspiel bei Arminia Bielefeld ein 1:1 (1:1). Von der "Jetzt-erst-recht-Mentalität", die der Trainer Adi Hütter im Laufe der Woche noch hoffnungsvoll beschrieben hatte, war nicht so wahnsinnig viel zu erkennen. Gladbachs einziger Sieg aus den jüngsten zehn Pflichtspielen bleibt der 2:1-Erfolg in München. Von den neun anderen Spielen gingen sieben verloren. Das Remis in Ostwestfalen kann in diesem Kontext als Teilerfolg verbucht werden. Die Abstiegsgefahr bleibt.

"Ja, wir vermissen den Max", sagte kurz nach dem Schlusspfiff im Interview bei Sky der Gladbacher Angreifer Jonas Hofmann, "aber wir müssen das Thema jetzt langsam mal abhaken, denn Max ist weg, und es bringt nichts, das Thema immer wieder aufzubringen." Borussias Fußballer müssen sich jetzt nur darauf konzentrieren, auf keinen Fall abzusteigen. "Da müssen wir durch, darum müssen wir richtig fighten", sagte der Torwart Yann Sommer in dem Wissen, dass der Abstiegskampf am kommenden Samstag mit einem Heimspiel gegen den FC Augsburg direkt weitergeht. "Das wird ein absolutes Schlüsselspiel", sagte Hütter schon kurz nach dem Abpfiff in Bielefeld.

Die Arminia blieb derweil im sechsten Spiel nacheinander ungeschlagen. 10 000 Zuschauer, medizinisch vermummt, waren begeistert, dem Spiel im Stadion überhaupt beiwohnen zu dürfen. Dass auf dem Platz in den ersten 20 Minuten ein veritables Fehlpass-Festival aufgeführt wurde, focht sie nicht an. In der glücklichen Gemeinschaft lässt sich so etwas ganz gut aushalten. "You'll never wurst alone", steht am Imbiss-Schalter unterhalb der Haupttribüne. In Bielefeld gibt es eine der besseren Bratwürste der Liga. Wenn der Fußball dann auch noch so erfolgreich ist wie bislang in dieser Saison, dann ist das Bielefelder Publikum selig.

Das Spiel begann so richtig erst in der 19. Minute mit einem Traumtor des vormaligen Kielers Janni Serra. Der Bielefelder Angreifer umdribbelte am rechten Strafraumeck die Gladbacher Abwehrmänner Marvin Friedrich und Nico Elvedi und hatte dann freie Schussbahn. Er schlenzte den Ball zum 1:0 wunderschön links ins Tor von Sommer.

Ginter, von Sommer an kein Gladbacher mehr, treibt das Spiel an

Dass es nicht bereits drei Minuten später 1:1 hieß, lag nur daran, dass Matthias Ginter bei seinem Kopfballtreffer im Abseits stand. Der Verteidiger verlässt die Borussia am Saisonende ablösefrei. So ein Tor hätte ihm gewiss besonders viel bedeutet. Nicht im Abseits befand sich sieben Minuten vor der Pause sein Teamkollege Alassane Plea, als er Hofmanns hohe Rückgabe von der Grundlinie per Kopf zum 1:1-Pausenstand ins Bielefelder Tor beförderte. Plea hatte ähnlich wie Ginter in Gladbach zuletzt Debatten provoziert, ob er noch alles gäbe für den Verein. Am Samstag war zumindest zu erkennen: Beide geben viel.

Ginter, rechter von drei Innenverteidigern, trieb das Gladbacher Spiel immer wieder nach vorne. Die Rheinländer dominierten die Ostwestfalen in der zweiten Halbzeit, aber sie versäumten, ihre paar Torchancen zu verwerten. Und so konnten sie sich aus der Abwärtsspirale trotz eines kämpferisch anmutenden Auftritts nicht befreien.

Kämpferischer Auftritt: Matthias Ginter in Bielefeld. (Foto: Friso Gentsch/dpa)

Hütter gab sich trotzdem weitgehend zufrieden. "Die Mannschaft hat gefightet und nach dem 0:1-Rückstand eine Reaktion gezeigt, die Abwehr stand stabil und wir nehmen den Punkt gerne mit", sagte der Österreicher. "Mit einem Sieg wäre Bielefeld nämlich an uns vorbeigezogen." Hütter nannte die Leistung seines Teams abschließend "absolut ansprechend".

Und die Jetzt-erst-recht-Mentalität? "Hat man nach dem 0:1-Rückstand gesehen." So langsam entwickeln sie bei der Borussia offenbar doch jene demütige Haltung, die im Abstiegskampf erforderlich ist.

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