Bundesliga-Abstiegsfinale:Stuttgart rastet aus

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Wataru Endo trifft - und Stuttgart rastet aus. (Foto: Heiko Becker/Reuters)

Drama in der Nachspielzeit: Im Fernduell fallen drei späte Tore, die dem VfB Stuttgart doch noch den Klassenerhalt bringen - und Hertha in die Relegation befördern. Felix Magath sagt trotzdem: "Das ist nicht der Worst Case."

Von Carsten Scheele

Ein Angriff noch, vielleicht auch zwei. Die Kunde des Dortmunder Treffers gegen Hertha BSC war natürlich längst auf dem letzten Smartphone im Stadion des VfB Stuttgart angekommen. Der direkte Konkurrent lag plötzlich hinten, 1:2, Stuttgart brauchte nur einen einzigen Treffer, um selbst die Klasse zu halten.

Ein Angriff noch. Ecke von links, kurz getreten, Stuttgarts Hiroki Ito verlängert den Ball - und da stand Wataru Endo am langen Pfosten. Der Japaner ist bekanntlich viel kleiner als die meisten seiner Gegenspieler, kommt aber ans Spielgerät. Kopfball unter die Latte, das 2:1 in der zweiten Minute der Nachspielzeit. Und Stuttgart rastete aus.

Rund 400 Kilometer nördlich stapfte Hertha-Coach Felix Magath energischen Schrittes in die Katakomben. Nur weg, weg von dieser Szenerie, weg von den Kameras. 60 Minuten lang hatte es enorm gut ausgesehen für Hertha BSC mit dem direkten Klassenerhalt. Fünf Punkte Vorsprung hatten die Berliner rund um die 60. Minute auf den VfB angesammelt - was sollte da noch schief gehen? Kurzum: alles!

Stuttgart geht früh in Führung - doch Hertha kontert

Vom Relegationsrang 16 war der VfB Stuttgart ins Finale gegangen. Keine wirklich gute Ausgangsposition, ein Sieg gegen Köln musste her, also stürmte der VfB los, lautstark angetrieben vom Publikum, das jeden Ballgewinn bejubelte, als bedeute dieser schon den Klassenverbleib. Dann das erste kleine Drama: 12. Minute, Elfmeter für Stuttgart, Sasa Kalajdzic trat an - doch FC-Torwart Marvin Schwäbe parierte. Derlei hat anderen Mannschaften am letzten Spieltag schon einen irreparablen mentalen Knacks versetzt, doch Stuttgart? Nur eine Minute später, Ecke Chris Führich, Kopfball Kalajdzic - das 1:0. Mit dem Kopf kann er es eben besser.

Felix Magath hat Recht behalten: Die Saison ist für Hertha BSC nach dem 34. Spieltag noch nicht vorbei. (Foto: Andreas Gora/dpa)

Rüber nach Dortmund, dort bedeutete die Stuttgarter Führung unmittelbare Gefahr für die Hertha. Doch die Berliner blieben cool: Nach langer VAR-Überprüfung zeigte Schiedsrichter Tobias Stieler hier in der 18. Minute auf den Elfmeterpunkt, Ishak Belfodil trat an und machte es besser als Kalajdzic: Tor für Berlin, jetzt sah es in Sachen Rettung richtig gut aus. Die Tabellensituation zur Halbzeit: Hertha drei Punkte vor Stuttgart, Bielefeld abgestiegen.

Richtig, die Arminia, denn es gab ja noch einen dritten Klub, der die Hoffnung auf den Klassenverbleib nicht ganz aufgegeben hatte. Doch für Bielefeld war recht schnell klar, dass die Rettungskonstellation - etwa ein 4:0 Sieg gegen Leipzig bei gleichzeitiger 0:4-Niederlage des VfB Stuttgart - an diesem Nachmittag nicht eintreten würde. Bielefeld holte gegen RB Leipzig zwar ein 1:1 (Tor durch Janni Serra, 70.), fürs Rettungswunder reichte das aber nicht.

In der Relegation warten nun Bremen, Darmstadt oder der HSV

Das Drama vollzog sich andernorts. Nach dem Kölner Ausgleichstreffer durch Anthony Modeste (1:1, 59. Minute) nach einem Patzer von VfB-Torwart Florian Müller wähnten sich viele Stuttgarter schon in der Relegation - sie mussten nun hoffen, dass Dortmund gegen die Hertha endlich anfangen würde, auf Sieg zu spielen. Und der BVB lieferte: Handspiel von Marvin Plattenhardt, wieder eine VAR-Überprüfung, Erling Haaland verwandelte den Strafstoß zum 1:1 (68.), in seinem letzten Spiel für Borussia Dortmund. Und Stuttgart hoffte wieder.

Der BVB drehte das Spiel tatsächlich, Youssoufa Moukoko traf kurz vor Schluss zum 2:1 - und alle Augen gingen nach Stuttgart. Würde der VfB wirklich...? Ja, würde er. Kopfball Endo. Klassenerhalt. Die Bundesliga-Historie ist um ein legendäres Saisonfinale reicher.

Während die Stuttgarter den direkten Klassenverbleib mit einem Platzsturm bejubelten, muss Hertha in die Relegation. "Ich kann mich jetzt aufregen oder das einfach abhaken. Zu Letzterem neige ich", sagte Magath später, als er sich gefasst hatte: "Das ist nicht der Worst Case, sondern wir haben ja von Platz 17 aus den direkten Abstieg vermeiden können." Der Gegner in der Relegation steht noch nicht fest, die Entscheidung fällt am Sonntag. In der Verlosung sind Werder Bremen, Darmstadt 98 - und natürlich der Hamburger SV.

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