Bundesliga, 28. Spieltag:Robben erlöst die Bayern

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Schwerfällige Münchner machen mit dem 1:0 Sieg gegen Gladbach einen großen Schritt Richtung Champions League. Wieder einmal rettet Arjen Robben die Bayern. Bayer Leverkusen festigt Platz zwei. Der HSV tritt auf der Stelle.

Arjen Robben hat müde Bayern auf den ersehnten Champions-League-Platz geschossen. Der Niederländer bescherte dem deutschen Fußball-Rekordmeister am Samstag mit seinem neunten Saisontor in der 77. Spielminute den eminent wichtigen 1:0 (1:0)-Heimsieg gegen Bundesliga-Schlusslicht Borussia Mönchengladbach.

Arjen Robben feiert mit Franck Ribéry den wichtigen Sieg gegen Gladbach. (Foto: REUTERS)

Dank der gleichzeitigen Niederlage von Hannover 96 in Dortmund rückten die über weite Strecken schwerfällig agierenden Münchner in der Tabelle mit 51 Punkten auf Platz drei vor. Erstmals in dieser Bundesligasaison gelangen dem FC Bayern drei Siege in Serie.

"Das war ein Sieg, der für den ganzen Verein sehr wichtig ist. Wir haben jetzt den dritten Platz und unser Minimalziel erreicht, wir müssen diesen dritten Platz auf jeden Fall halten", sagte Sportdirektor Christian Nerlinger nach dem ersten von sieben "Endspielen" für die Bayern.

Louis van Gaal wirkte nach einer ganz schwachen Vorstellung ebenfalls erleichtert. "Klar, es war nicht unser bestes Spiel. Aber mit dem Resultat bin ich natürlich sehr zufrieden, weil wir jetzt endlich auf dem dritten Platz stehen. Das ist unser Mindestziel. Wir haben jetzt noch sechs Spiele. Ich denke, dass wir das schaffen können", sagte der Bayern-Trainer, während Franck Ribery einmal mehr betonte, dass es eine "Katastrophe" für den FC Bayern wäre, die Königsklasse zu verpassen.

Katastrophal ist jedenfalls die Gladbacher Bilanz in München: Ein einziger Sieg mit Stefan Effenberg als Anführer gelang beim 2:1 am 14. Oktober 1995 - dagegen gab es nunmehr schon 33 Niederlagen und neun Remis. Nach der 17. Saison-Niederlage sind die Gladbacher dem Absturz in die 2. Liga noch näher gekommen.

Die erste Spielhälfte war für die Bayern-Fans unter den 69.000 Zuschauern in der ausverkauften Allianz Arena eine einzige Zumutung. Der beste Angriff der Liga konnte die schwächste Defensive um den unsicheren Torwart Logan Bailly, dem Borussen-Trainer Lucien Favre erneut sein Vertrauen geschenkt hatte, kaum in Verlegenheit bringen. Es fehlte den Münchnern an Laufbereitschaft und Kreativität - dafür gab es viele Missverständnisse und Fehlpässe.

Robbens Bemühungen um Tempofußball verpufften auch meist, allerdings sorgte er noch für die wenigen gefährlichen Abschlussaktionen (10./18.). Gladbach versteckte sich nicht, kombinierte sporadisch sogar ganz gut. Aber ohne den verletzten Topschützen Igor de Camargo (sieben Tore) blieb der Tabellenletzte vor dem Münchner Tor weitgehend harmlos. Mittelfeldspieler Roman Neustädter rutschte bei der besten Chance nach einer Flanke von Marco Reus im Strafraum am Ball vorbei (21.).

Auch nach dem Seitenwechsel taten sich die Bayern schwer, einige Gänge hochzuschalten und einen Kombinationsfluss herzustellen. Franck Ribéry, der sich bis dahin immer wieder festgerannt hatte, setzte mit einer Einzelaktion ein Hallo-Wach-Signal, auch wenn sein Schuss das Gladbacher Tor knapp verfehlte (54.).

Gladbach verlegte sich auf Konter; dabei musste der Münchner Nationalspieler Holger Badstuber in höchster Not vor dem einschussbereiten Reus klären (58.), der später einen Ball aus 18 Metern am Münchner Tor vorbeischlenzte (71.). Die Bayern konnten auch aus ihren Standardsituationen kein Kapital schlagen. Mario Gomez vergab eine gute Kopfballmöglichkeit (73.). Im direkten Gegenzug musste Bayern-Torwart Thomas Kraft gegen den eingewechselten Mohamadou Idrissou klären (74.).

Zum Bayern-Retter wurde einmal mehr Robben, der nach Zusammenspiel mit Ribéry den Ball aus kurzer Distanz ins Tor schoss. Der eingewechselte Nationalstürmer Miroslav Klose verpasste mit einem Pfostenschuss knapp das 2:0 (83.). Zudem bekam Robben statt eines Elfmeters nach Foul von Torwart Bailly die Gelbe Karte wegen einer angeblichen Schwalbe (84.).

Bayer Leverkusen schaffte einen mühevollen 1:0-Erfolg beim 1. FC Kaiserslautern und festigte damit Rang zwei in der Tabelle. Auf dem Lauterer Betzenberg geriet Bayer mächtig unter Druck, holte aber trotzdem den Dreier. Ausgerechnet der Ex-Lauterer Sidney Sam (75.) machte den Sieg perfekt.

Einen wichtigen Punkt holte der VfB Stuttgart durch das 1:1 im Abstiegsduell bei Werder Bremen. Tamas Hajnal (13.) sicherte Stuttgart das Unentschieden in Bremen. Die Gastgeber glichen durch Kapitän Torsten Frings (35.) aus.

Im Verfolgerduell trennten sich der SC Freiburg und der FSV Mainz 05 1:1. Torjäger Papiss Cisse (1.) sorgte nach 49 Sekunden für das Führungstor der Freiburger. Er war zum 19. Mal in dieser Saison erfolgreich. Sami Allagui (74.) sorgte für den Gleichstand.

Im Abendspiel verpasste dann der Hamburger SV einen großen Schritt Richtung Europa League. Durch das 0:0 bei 1899 Hoffenheim ließ der HSV die große Gelegenheit ungenutzt, bis auf zwei Punkte an den Tabellenfünften Mainz 05 heranzukommen.

Für Trainer Michael Oenning war es der erste Dämpfer im zweiten Spiel. Seine Mannschaft spielte dabei so schwach, dass es im Gegensatz zum 6:2 gegen den 1. FC Köln nicht als Argument für eine langfristige Perspektive des 45-Jährigen in seinem neuen Amt durchging.

Gemessen an der Chance, die die Tabelle für sie bereithielt, wirkten die Hamburger einmal mehr viel zu uninspiriert und blutleer. Sie zeigten zwar in einigen wenigen Ansätzen, dass sie über die bessere Spielanlage verfügten, doch das machte Hoffenheim mit deutlich mehr Lauffreude und Engagement mehr als wett.

Der HSV brachte nach vorne überhaupt nichts zustande. Symptomatisch war eine Szene aus der 38. Minute, als Mladen Petric und Heung Min Son eine gute Kontermöglichkeit geradezu verstolperten. Dass der letzte Pass fast nie ankam, betraf beide Teams. Entsprechend laut war das Pfeifkonzert der 30.150 Zuschauer zur Pause.

Dabei hatten beide Trainer vor der Partie für einen Paukenschlag gesorgt. Hoffenheims Marco Pezzaiuoli strich Sejad Salihovic aus dem Kader, weil der im Training mit seinem Kollegen Marvin Compper aneinandergeraten war und eine Kopfnuss angedeutet hatte. Oenning ließ Paulo Guerrero wegen mehrerer "Undiszipliniertheiten" zu Hause und nahm dafür sogar einen Engpass im Sturm in Kauf. Denn dort fehlte auch Ruud van Nistelrooy wegen einer Gelbsperre.

Beim HSV profitierte das südkoreanische Talent Son vom Durchgreifen seines Coaches, bei Hoffenheim kam der brasilianische Winterpausen-Einkauf Roberto Firmino zu seinem ersten Einsatz von Beginn an. Nach der Pause erarbeiteten sich die Gäste zwar ein deutliches Übergewicht, blieben aber zu ungefährlich. Ein Fernschuss von Dennis Aogo war noch die beste Torchance (76.). Pech hatte 1899-Talent Boris Vukcevic, der nur 15 Minuten nach seiner Einwechslung wieder verletzt raus musste (69.).

So hatte am Ende rein statistisch gesehen sogar der HSV mehr von diesem Ergebnis: Für ihn war es nach einem 0:3 und einem 1:5 in den Vorjahren die bislang erfolgreichste Dienstreise in den Kraichgau. Hoffenheim hat nun von den letzten sieben Spielen nur eines gewonnen.

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