Bundesliga 27. Spieltag:Kießling schießt die Fortuna ab

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Leverkusens Stefan Kießling (re.): Doppelt erfolgreich gegen Düsseldorf (Foto: AFP)

Auch ein Eigentor zum zwischenzeitlichen Ausgleich stoppt Bayer Leverkusen im Rheinderby gegen Fortuna Düsseldorf nicht - Kießling trifft beim 4:1 zwei Mal. Schalke stürzt Hoffenheim noch tiefer in den Abstiegskampf.

Aufsteiger Fortuna Düsseldorf hat im Kampf um den Klassenverbleib einen weiteren Rückschlag hinnehmen müssen. Der seit fünf Spielen sieglose Tabellen-15. der Fußball-Bundesliga unterlag am Samstag Champions-League-Anwärter Bayer Leverkusen mit 1:4 (1:1). Die Fortuna hat aber weiterhin fünf Punkte Vorsprung auf den Relegationsrang 16. Die Gäste festigten hingegen Tabellenplatz drei.

Vor 53.265 Zuschauern in der Düsseldorfer Arena erzielten Stefan Kießling (22./Foulelfmeter/88. Minute) und André Schürrle (61./84.) die Treffer zum ersten Auswärtssieg für Bayer in diesem Jahr. Daniel Schwaab (41./Eigentor) traf für die Düsseldorfer. Die Gäste, die in der Saison 2008/09 wegen ihres Stadionumbaus acht Heimspiele in der Düsseldorfer Arena austrugen und nur eines davon gewannen, fanden auch diesmal erst allmählich ihren Rhythmus.

Nach der Heimniederlage gegen Bayern München rückte Sidney Sam für Simon Rolfes wieder in die Startformation und sollte das Offensivspiel unterstützen. Doch in der Abwehrreihe der Gastgeber fanden die Leverkusener keine Lücken. Die erste Chance resultierte aus einem Foulelfmeter, den Leon Balogun an Sam verursachte. Bayer-Torjäger Kießling ließ sich die Chance nicht nehmen und erzielte die 1:0-Führung.

Die Düsseldorfer, die wieder mit Kapitän Andreas Lambertz für den verletzten Adam Bodzek und Stefan Reisinger für den zuletzt enttäuschenden Ken Ilsö antraten, versuchten über den Kampf und ihre Defensivordnung ins Spiel zu kommen. Doch Tormöglichkeiten boten sich den Gastgebern zunächst ebenfalls keine. Erst nach einem Konter über Axel Bellinghausen vergab Robbie Kruse in der 30. Minute frei vor Bayer-Keeper Bernd Leno die Chance zum Ausgleich. Fünf Minuten später scheiterte Fortunas Mittelfeldspieler Robert Tesche mit einem 25-Meter-Schuss knapp.

Dann hatten die Gastgeber ihre stärkste Phase und kamen nach einem Schuss von Kruse, den Schwaab ins eigene Tor lenkte zum 1:1-Ausgleich. Noch kurz vor der Pause hatte Mathis Bolly das 2:1 für den Aufsteiger auf dem Fuß, doch Leno parierte glänzend. Die Düsseldorfer blieben am Drücker und hatten durch die schnellen Bolly und Kruse immer wieder gute Szenen, ohne sich aber zwingende Möglichkeiten zu erspielen. Bayer agierte nach zuletzt schwachen Auswärtsauftritten zurückhaltend.

Einen der wenigen Angriffe der Gäste nutzte Schürrle nach einer Stunde mit einem schönen Drehschuss zur 2:1-Führung. In der spannenden Schlussphase drängte die Fortuna auf den Ausgleich, doch erneut Schürrle mit seinem zweiten Treffer und Kießling kurz vor Schluss sicherten Bayer den 4:1-Sieg.

Der FC Schalke 04 strebt in die Champions League, 1899 Hoffenheim taumelt in Richtung Zweitklassigkeit. Bei der Rückkehr von Trainer Marco Kurz und Manager Andreas Müller nach Gelsenkirchen unterlagen die Kraichgauer nach Toren von Marco Höger in der 71. Minute, des Brasilianers Raffael (79.) und von Teemu Pukki (83.) vor 60.743 Zuschauern mit 0:3 (0:0). Schalke rückte zumindest für einen Tag an Position vier vor, Hoffenheim bleibt nach der zehnten Auswärtsniederlage Vorletzter.

Im Duell des Tabellenfünften gegen den 17. wechselte Trainer Kurz nach dem 0:0 gegen Mainz nur einmal: Fabian Johnson kehrte in die Startelf zurück. Bei Schalke, das wieder auf Torjäger Klaas-Jan Huntelaar verzichten musste, feierte der lange verletzte Ciprian Marica in der Angriffsmitte sein Comeback. Sead Kolasinac übernahm Christian Fuchs' Position als linker Verteidiger. Für den angeschlagenen US-Nationalspieler Jermaine Jones lief Roman Neustädter auf. Schalke begann nach dem 0:3 von Nürnberg druckvoll. Jefferson Farfan (9./11.) hatte die ersten beiden Möglichkeiten, vergab aber. Ein 30-Meter-Freistoß von Michel Bastos strich knapp am Hoffenheimer Gehäuse vorbei (18.).

Die Kraichgauer, die zuletzt zweimal nicht verloren hatten, trauten sich dann auch mal mehr zu. Schalke-Keeper Timo Hildebrand musste gegen den freistehenden Joselu (23.) energisch eingreifen. Schalke tat sich schwer. Speziell im Passspiel offenbarten die Gelsenkirchener Schwächen. Das setzte sich auch nach dem Wechsel fort: Das Team von Jens Keller agierte ganz gefällig, ließ aber, wie häufig gegen die Klubs aus den unteren Regionen der Tabelle, die ganz große Dynamik vermissen.

Raffael kam in der 62. Minute für Bastos, der erhoffte Effekt blieb indes zunächst aus. Dann brachen Farfan und Höger den Bann: Der Peruaner bediente den defensiven Mittelfeldmann, der Heurelho Gomes im Hoffenheimer Tor mit einem satten Rechtsschuss keine Abwehrchance ließ. Raffael und der ebenfalls eingewechselte Finne Pukki, der einen Tag nach seinem 23. Geburtstag traf, machten in der Schlussphase alles klar. Der Sieg war am Ende verdient, weil Hoffenheim offensiv viel zu wenig riskierte und das Schalker Tor viel zu selten in Gefahr brachte. In dieser Form ist die Kurz-Elf ein noch klarerer Abstiegskandidat als vor dem 27. Spieltag.

Ausgerechnet Max Kruse hat mit einem Doppelpack seinen mutmaßlichen neuen Arbeitgeber Borussia Mönchengladbach fast im Alleingang besiegt. Dank der Saisontreffer sieben und acht von Kruse zum 2:0 (0:0)-Erfolg überholte der zuletzt viermal sieglose SC Freiburg den Konkurrenten um einen Europa-League-Platz in der Tabelle. Die Freiburger verdienten sich die drei Punkte aufgrund einer engagierten Leistung.

SC-Trainer Christian Streich hatte auf die vielen Gegentore mit drei Umstellungen gegenüber dem Spiel in Dortmund reagiert. Mensur Mujdza und Fallou Diagne rückten in die Viererkette, außerdem brachte der frisch gewählte Trainer des Jahres Jan Rosenthal. Johannes Flum und Marco Terrazzino mussten sich gedulden, Christian Günter stand nicht im Aufgebot. Lucien Favre musste auf den spät vom der Länderspieleinsatz für Venezuela zurückgekehrten Juan Arango verzichten, stattdessen kehrte Kapitän Filip Daems in die Startformation zurück und verteidigte links hinten.

Beide Mannschaften sind bekannt für ihre gute Organisation in allen Mannschaftsteilen und frühem Stören des gegnerischen Spielaufbaus. Entsprechend eng waren die Räume im Mittelfeld, Torszenen blieben selten. Die wenigen, zumindest in Ansätzen guten Möglichkeiten hatten die engagierteren Gastgeber, namentlich der ebenfalls von einigen Bundesligisten umworbene Daniel Caligiuri. Doch mit seinen drei harmlosen Schüssen zwischen der 8. und der 30. Minute konnte er weder die Spielervermittler in Verzückung bringen noch Borussen-Torhüter Marc-André ter Stegen in Schwierigkeiten.

Sein ganzes Können musste der Nationalkeeper vor den Augen von Bundestrainer Joachim Löw erst zwei Minuten vor dem Halbzeitpfiff demonstrieren. Jan Rosenthal, der zur Frankfurter Eintracht wechseln wird und der ebenfalls schon bessere Vorstellungen gezeigt hatte, kam in Höhe der Strafraumlinie zum Schuss. Seinen Vollspannstoß entschärfte ter Stegen mit einer famosen Flugeinlage.

Dass der Treffer aufgrund einer Abseitsstellung allerdings nicht gezählt hätte, passte ins Bild einer Halbzeit ohne Höhepunkte. Auch nach der Pause änderte sich am Geschehen zunächst wenig. Freiburg hatte mehr Ballbesitz, die Gladbacher hofften auf Konter. Ein überraschender Gegenstoß hätte dann in der 53. Minute fast die Führung für die Gäste ergeben. Nach einem Pass von Oscar Wendt in die Tiefe überspurtete Patrick Herrmann Falou Diagne, sein Schuss aus spitzem Winkel landete aber an der Latte. Acht Minuten später bot sich Caligiuri die Chance zur Führung, doch sein Schuss wurde von Tony Jantschke vor der Linie geklärt.

In der 69. Minute wurden die Freiburger für ihre unermüdlichen Bemühungen belohnt. Kruse sorgte für die Führung der Breisgauer, als er einen Sololauf mit einem platzierten Linksschuss zum 1:0 abschloss. "Den Kruse, den habt ihr nicht verdient", sangen die Freiburger Fans. Kruse, der in der Nachspielzeit den zweiten Treffer erzielte, soll in der kommenden Woche einen Vertrag bei den Mönchengladbachern unterschreiben.

Das schnellste Tor der Saison und der viertschnellste Treffer in der Geschichte der Fußball-Bundesliga haben dem FSV Mainz 05 nicht zum Sieg gegen den SV Werder Bremen gereicht. Beim 1:1 (1:0) am Samstag hatte Adam Szalai die Rheinhessen nach zwölf Sekunden in Führung geschossen. Die kämpferisch überzeugenden Bremer belohnten sich für ihre couragierte Leistung in der zweiten Halbzeit mit dem Ausgleich durch Aaron Hunt (69. Minute). Die Mainzer blieben zwar zum siebten Mal in Serie unbesiegt, aber gegen Werder konnten sie auch im sechsten Anlauf nicht gewinnen. Die Bremer verbesserten ihre Position im unteren Tabellendrittel.

Mit Mehmet Ekici, Aaron Hunt und Philipp Bargfrede, der erstmals seit dem neunten Spieltag wieder am dem Platz stand, anstelle von Mateo Pavlovic, Lukas Schmitz und Zlatko Junuzovic suchte Werder den Weg aus der Krise. Doch Assani Lukimya warf alle Pläne nach wenigen Sekunden über den Haufen. Der Innenverteidiger vertändelte leichtfertig den Ball, Andreas Ivanschitz war dankbarer Abnehmer. Seine Hereingabe schob Szalai zu seinem 13. Treffer in die Maschen des Bremer Tores.

Danach entwickelte sich ein nur wenig sehenswertes Spiel. Die Norddeutschen störten die 05-Kreise früh, konnten aus den Ballgewinnen aber nie Kapital schlagen. Die Rheinhessen konnten sich kaum noch bis in den Bremer Strafraum durchspielen. Klare Torchancen waren auf beiden Seiten nicht mehr zu verzeichnen. So erheiterte 05-Torhüter Christian Wetklo, dessen Vertrag sich nach dem 25. Einsatz um ein weiteres Jahr automatisch verlängerte, die Zuschauer.

Einen harmlosen Freistoß von Ekici ließ der 33-Jährige unter dem Körper durchrutschen. Zum Glück für Mainz lag er neben dem Tor. Beide Teams erhöhten nach Wiederanpfiff das Tempo. Die spielerisch reiferen Mainzer verpassten nur knapp den Ausbau der Führung. Ivanschitz und Niki Zimling scheiterten an Sebastian Mielitz und dem Pfosten (51.). Auf der Gegenseite deutete Nils Petersen mit einem fulminanten Schuss seine Torjägerqualitäten an (53.).

Weniger elegant gab sich die Bayern-Leihgabe, als er in aussichtsreicher Position über den Ball trat (57.). Mit der Hereinnahme von Marko Arnautovic zeigte Werder-Coach Thomas Schaaf, dass er sich nicht mit der Verlängerung der seit fünf Spielen anhaltenden Sieglosigkeit abfinden wollte. Der Schachzug gelang, als Hunt eine Hereingabe des Österreichers ins Netz lenkte - für den Bremer Kapitän insgesamt bereits der siebte Treffer gegen Mainz. Die 05er hätten sich den Druck ersparen können, doch Nicolay Müller brachte kurz vor dem Ausgleich frei stehend den Ball nicht an Torhüter Mielitz vorbei (67.). Auch der eingewechselte Yunus Malli fand wenig später in Mieltz seinen Meister (74.).

Die Abstiegskämpfer des FC Augsburg müssen bei ihren Bemühungen um den Bundesliga-Verbleib einen bitteren Rückschlag verkraften. Nach drei Siegen aus den jüngsten vier Partien setzte es für die Schwaben mit viel Pech eine 0:2 (0:0)-Pleite gegen Hannover 96. Die Gastgeber waren den Niedersachsen zwar über 90 Minuten spielerisch klar überlegen, trafen aber trotz etlicher guter Gelegenheiten nicht ins Tor. Dennoch bleibt das Team von Trainer Markus Weinzierl in der Fußball-Beletage auf dem Relegationsplatz und auch halbwegs in Schlagdistanz zu den Nichtabstiegsrängen.

Vor 28.511 Zuschauern präsentierten sich die Europa-League-Aspiranten aus Hannover weitgehend blutleer - und gingen trotzdem als Sieger vom Platz. Konstantin Rausch (61./90.+1 Minute) stellte mit seinen beiden Treffern den Spielverlauf völlig auf den Kopf und sicherte den Gästen drei äußerst glückliche Auswärtszähler.

Der FCA überzeugte durch großen Einsatz und Spielkontrolle - wie so oft in dieser Saison verhinderte aber die schwache Chancenauswertung den eigentlich verdienten Lohn. Die Hannoveraner präsentierten sich vor allem im ersten Abschnitt als dankbarer Augsburger Aufbaugegner im Kampf ums sportliche Überleben. Fahrig und schläfrig traten Jan Schlaudraff & Co. auf, liefen fast nur hinterher und kamen kaum in die Zweikämpfe. Resultat waren eine deutliche Augsburger Überlegenheit und viele Führungsgelegenheiten.

Gleich zweimal in der Anfangsphase scheiterte Torsten Oehrl (7./11.), der die schwere Aufgabe hatte, den angeschlagen fehlenden Kreativmann Ja-Cheol Koo zu ersetzen. Aber auch ohne den flinken Koreaner lief es anfangs erstaunlich gut im Offensivspiel, wenn auch zunächst ohne den gewünschten Erfolg. Die bis dato größte Chance vergab Koos Landsmann Dong-Won Ji (39.), der aus 20 Metern unbedrängt zum Distanzschuss ansetzte, der Immerhin noch die Querlatte streifte.

Pech hatte gleich zweimal der aufgerückte Innenverteidiger Jan-Ingwer Callsen-Bracker nach Standardsituationen (31./43.): Einmal rettete Torwart Ron-Robert Zieler, einmal Abwehrmann Rausch auf der Linie. Hannover, das vor der Partie dreimal sieglos geblieben war, beschränkte sich aufs Verteidigen - und das nicht gerade gut. Nach vorne ging vor der Pause so gut wie gar nichts. Bei der einzigen für Augsburg bedrohlichen Situation profitierte Didier Ya Konan nach einer Viertelstunde von einer Unsicherheit von Keeper Mohamed Amsif, der beim FCA erneut den angeschlagenen Alexander Manninger vertrat. Ausnutzen konnte der Ivorer das Geschenk nicht.

Wesentlich besser wurde das Hannoveraner Offensivspiel auch in Halbzeit zwei nicht - und trotzdem fiel das Tor: Nach einem heillosen Durcheinander im Augsburger Strafraum nahm sich Rausch den Ball, schoss Hannover aus kurzer Distanz in Führung und drehte jubelnd in Richtung Fans ab. Im Augsburger Stadion herrschte Fassungslosigkeit, auf dem Feld versuchten die FCA-Profis mit aller Gewalt, die Wende herbeiführen. Chancen waren wieder viele da. Doch Sascha Mölders (66.) und Jan Moravek (76./78.) versagten die Nerven, und Callsen-Bracker (83.) traf per Kopf nur den Pfosten. Rausch machte es in der Nachspielzeit besser und schloss einen Konter zum 0:2 ab.

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