Bundesliga:0:3 verloren - aber Hertha ist stolz

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Sich mit dem großen FC Bayern messen? Nicht doch! Hertha BSC ist froh über das Ergebnis und verärgert die Münchner Fans.

Aus dem Stadion von Thomas Hummel

Vieles kann man Berlin vorwerfen, rund um die Wahl zum Abgeordnetenhaus vergangene Woche kam einiges zu Tage. Doch eines ist sicher: Berliner haben in der Regel ihren eigenen Kopf, sind bisweilen eigensinnig und scheren sich wenig um die Meinung anderer. Insofern ist Pal Dardai für den Bundesligaklub Hertha BSC der perfekte Trainer.

0:3 (0:1) wurde seine Mannschaft am Mittwochabend vom FC Bayern besiegt. Das Ergebnis war angesichts der Münchner Überlegenheit gnädig bis glücklich. Schon nach 100 Sekunden hatte der Gegner seine erste sehr gute Chance gehabt und das ging im Grunde so bis zum Schlusspfiff weiter. Es sah aus wie so häufig in München: Der Gegner ergibt sich ohne Plan und Mut in sein Schicksal und hofft, dass es nicht zu schlimm werden würde.

Allerdings war die Hertha nach drei Siegen in den ersten drei Spielen als Zweiter der Tabelle angereist. Darf man da nicht ein wenig mehr erwarten? Pal Dardai sagte: "Wir müssen das akzeptieren. Das ist das Topniveau." Er wirkte sehr fidel dabei, geradezu freudig. Als hätten die 92 Minuten nur das bestätigt, was er eh schon wusste: dass seine "kleine, fleißige Mannschaft" gegen diesen großen Gegner keine Chance hat.

Sein Sportchef Michael Preetz unterstützte ihn. Breit grinsend kam er aus dem Kabinentrakt und erklärte: "Wir können diesen Gegner nicht gefährden." So einfach ist das.

Neun Feldspieler um den Strafraum

Genau so hatten ihre Profis von Beginn an gespielt. Ihre Gegenwehr bestand daraus, sich mit neun Feldspielern um den eigenen Strafraum zu stellen und zu hoffen, dass die überirdischen Münchner bloß nicht zu oft ins Tor treffen. Dardai sollte zwar überraschend berichten, dass seine Mannschaft versucht habe, nicht zu mauern und die Bayern früh anzugreifen.

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Aus dem Stadion von Thomas Hummel

Nur zu sehen war das nicht. Eher, dass die Berliner nach Ballgewinn den weiten Befreiungspass auf Stürmer Vedad Ibisevic suchten, der sich auf Höhe der Mittellinie in die Zweikämpfe gegen Javi Martínez oder Jérôme Boateng warf. Keine schlechte Idee, doch dann hätten ihm Mitspieler zu Hilfe eilen müssen. Das blieb aus und so hatten vor der Pause praktisch nur die Münchner den Ball.

Vor wenigen Wochen hatte der FC Ingolstadt gezeigt, wie man in München auch mutig auftreten kann. Die Bayern (wenn auch arg ersatzgeschwächt angetreten) gerieten anfangs in Rückstand und hatten ihre liebe Mühe, das Spiel in die gewünschten Bahnen zu lenken. Anders die Hertha - hier entwickelte sich das gleiche Spiel wie in der vergangenen Saison. Damals war Hertha als Tabellenvierter nach München gereist und hatte sich ebenso einem aktiven Spiel verweigert. Auch damals hatten die Münchner viele Chancen vergeben und sogar nur zwei Tore geschossen. Trainer Dardai fand, er und seine Spieler hätten das super gemacht.

Und hat er nicht recht? Es ist ja ein Trugschluss, dass man gegen den FC Bayern nichts zu verlieren hat. So ein 0:6, 0:7, 0:8, 0:9 hat schon manchen Klub schwer ins Schlingern gebracht. Grüße zum Beispiel nach Bremen und Hamburg. Dagegen kann die Hertha nun fröhlich die blöde Reise zu dem Klub der Unerreichbaren abhaken und sich wieder mit normalen Gegnern messen. "Wir wollen heute regenerieren und gegen Frankfurt ein gutes Spiel abliefern", sagte Dardai.

"Dafür ein dickes 'sorry'!"

Die Freudengefühle über die nicht zu dolle Pleite in München drückte nach Spielende auch die vereinseigene Social-Media-Abteilung aus. Auf Twitter schrieb da jemand: "Gefühl das ein @FCBayern-Fan nach einem 0:3 nicht kennt: Stolz! Nicht auf die Niederlage, sondern auf Team, Staff und Fans! #hahohe #FCBBSC" Der wütende Protest von Münchner Anhängern im Internet war absehbar.

14 Stunden lang scherte sich der Klub nicht um diese Beschwerden. Man mochte schon glauben, dass der Klub die Darstellung einfach mal stur sitzen lässt. Dann kam doch eine Reaktion: "Lieber @FCBayern, liebe FCB-Fans. Wir sind gestern ein bisschen übers Ziel hinausgeschossen! Dafür ein dickes 'sorry'!" So eigensinnig sind also nicht mal Berliner.

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