BVB vor dem Supercup:Vorsicht, Baustelle in Dortmund!

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Zuletzt nicht übermäßig engagiert: Robert Lewandowski (links) beim Telekom-Cup am vergangenen Wochenende mit Coach Jürgen Klopp. (Foto: Ina Fassbender/Reuters)

Borussia Dortmund hat es geschafft, sich nach dem Götze-Weggang gut zu verstärken. Ruhig ist es in Westfalen allerdings nicht: Eine mögliche Rückkehr von Kagawa beschäftigt den Verein und Lewandowski steht unter strenger Beobachtung - denn er hat sich zuletzt nicht übermäßig verausgabt.

Von Freddie Röckenhaus, Dortmund

Ein paar Tage lang soll einer Gesprächsthema Nummer eins unter den Spielern von Borussia Dortmund gewesen sein, der seit einem Jahr gar nicht mehr für den Klub spielt. Die Nachricht aus Japan, dass Shinji Kagawa in einer beliebten TV-Fußballshow unverhohlen den Wunsch geäußert hatte, "eines Tages" zu seinem alten Klub zurückzuwollen, muss viele von seinen ehemaligen Mitspielern in Dortmund geradezu elektrisiert haben: "Wenn der BVB Shinji zurückholen könnte, es wäre ein Hammer - das muss man einfach machen, wenn das möglich wird", meinte einer. Aber kurz vor dem medial zur Revanche fürs Champions-League-Endspiel aufgeheizten Supercup-Spiel gegen Bayern München will mit solchen Nebenthemen lieber niemand zitiert werden.

Dortmunds Vorstandschef Hans- Joachim Watzke wollte die Kagawa- Gerüchte am Tag vor dem Spiel des Triple-Siegers gegen den Meisterschafts-Zweiten und Champions-League-Final-Verlierer am liebsten aus der Welt schaffen: "Das ist eine reine Mediensache. Es gibt derzeit keine Gespräche oder irgendetwas. Shinji hat etwas im japanischen Fernsehen gesagt, aber darüber hinaus ist nichts passiert." Der BVB-Chef hat gut reden, denn die Vorbereitungszeit hat zumindest eine Erkenntnis gebracht: Mit Hendrik Mkhitaryan hat der BVB für die zentrale Spielmacher-Position einen Transfer-Coup gelandet. Auch wenn der 24 Jahre alte Armenier, der zum Teil in Frankreich aufwuchs, beim Supercup gegen die Bayern nicht spielen kann, wegen einer Verletzung des Syndesmose-Bandes im rechten Bein.

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Vakanzen gibt es im offensiven Dortmunder Mittelfeld trotzdem nicht: Marco Reus, Kuba Blaszczykowski, Zugang Pierre Aubameyang sowie Kevin Großkreutz und Jonas Hofmann, die beide in der Vorbereitung besonders auftrumpften. Dazu die Option, Ilkay Gündogan auf der Zehner- Position einzusetzen - der BVB hat keine Not, er muss Kagawa nicht heimholen. Der Klub dementiert aber nicht, nach der überraschenden Hinwendung von Mario Götze zum FC Bayern Kagawa noch am selben Tag und als ersten Kandidaten kontaktiert zu haben. Damals, im April, ließ Kagawa aber dankend ablehnen. Sein Berater, Thomas Kroth, war mit dem BVB als Spieler einst Pokalsieger geworden (mit Dortmunds Sportdirektor Michael Zorc) und hat seinen Firmensitz in Dortmund.

Inzwischen scheinen die neuen Transfer-Ambitionen von Manchester United, wo Kagawa seit Sommer 2012 spielt, den 24-Jährigen verunsichert zu haben. Auch in der WM-Saison 2013/14 könnte ihm in England das Schicksal eines Luxus-Reservisten drohen. Watzke hatte vor einigen Tagen die Spekulationen unabsichtlich noch mit den Worten angeheizt, "für Shinji steht die Tür immer offen". Auch der Berater Kroth hatte die Gedankenspiele befeuert, mit der Anmerkung, Kagawa werde in England bleiben - "aber im Fußball ist bekanntlich alles möglich".

Die Lust auf eine Rückkehr des in der Mannschaft extrem beliebten Kagawa könnte auch mit der einzigen echten Baustelle zu tun haben, die es beim BVB offenbar gibt: Robert Lewandowski, dessen Wechsel zu den Bayern im kommenden Sommer wohl beschlossen ist, hatte sich beim Telekom-Cup am vergangenen Wochenende, bei Spielen gegen Borussia Mönchengladbach und den Hamburger SV, nicht übermäßig verausgabt. Mindestens zwei einflussreiche Dortmunder Spieler sollen sich darüber heftig beim Trainerstab beklagt haben.

Der polnische Torjäger hatte in der vergangenen Woche in einem Interview auch provokant erklärt, er "müsse leider" noch eine Saison beim BVB bleiben. Das hat dazu geführt, dass sein Einsatzwillen bei seinen Mannschaftskameraden unter strenger Beobachtung steht. Dortmund hatte Lewandowski einen sofortigen Wechsel verweigert und auf Erfüllung des Vertrages bis 2014 gepocht. Es wird davon ausgegangen, dass er im kommenden Sommer dann ablösefrei geht.

"Zum Thema Lewandowski ist alles gesagt", sagt BVB-Boss Watzke. Er will sich auf keine weitere Diskussionsrunde um das Sommertheater-Thema um Lewandowski, seine Berater und den FC Bayern mehr einlassen. In der harten Saisonvorbereitung soll der verhinderte Münchner tadellos bei jeder Trainingseinheit mitgezogen haben, auch in den Testspielen brachte Lewandowski gute Leistungen und erzielte Tore. Durchhänger - wie zuletzt in Mönchengladbach - hatte der 24-Jährige auch früher schon. Inzwischen werden sie mannschaftsintern aber offenbar wesentlich empfindlicher registriert.

Blauäugig sind die auch um Harmonie bemühten BVB-Bosse das Thema allerdings nicht angegangen. Pierre-Emerick Aubameyang, von AS St. Etienne geholt, war in der vergangenen Spielzeit mit 19 Treffern zweitbester Torschütze der französischen Liga, übertroffen nur von Zlatan Ibrahimovic. Aubameyang, geboren in Frankreich, aber mit Wurzeln in Gabun, dürfte Lewandowski durchaus ersetzen können. "Aubame", wie er sich nach dem ursprünglichen Familiennamen seines Vaters nennt, dürfte der schnellste Spieler der Bundesliga sein.

Dortmund hat sich trotzdem die Option auf weitere Transfers offen gehalten. Am Geld sollte es nicht scheitern. Für den in rund vier Wochen anstehenden Jahres-Geschäftsbericht rechnet Watzke mit "neuen Rekordzahlen für Umsatz und Gewinn". Zur Erinnerung: Dortmund hatte schon im vergangenen Jahr mit einem Gewinn von mehr als 34 Millionen Euro und 215 Millionen Euro Jahresumsatz für Rekorde gesorgt. Leisten könnte sich der BVB Shinji Kagawa schon.

© SZ vom 27.07.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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