Wenn Borussia Dortmunds Trainer Edin Terzic über "die beiden derzeit formstärksten Mannschaften der Bundesliga" referiert, dann bleibt der FC Bayern München dabei außen vor. Die beiden derzeit formstärksten Bundesligisten sind für Terzic sein BVB und RB Leipzig. Diese Erkenntnis war freilich stark geprägt vom Freitagabendspitzenspiel zwischen just diesen beiden Mannschaften, die sich eines der besten Spiele der Saison geliefert hatten, mit heilloser Offensive, massenhaft spektakulären Torraumszenen und einem am Ende glücklichen 2:1-Sieg für den BVB. Schwarz-Gelb machte damit den achten Ligasieg nacheinander klar - und konserviert an der Tabellenspitze ein prickelndes Duell mit dem punktgleichen FC Bayern.
Wer derzeit die formstärksten Mannschaften sind, ist vor allem eine Frage der Perspektive. Nimmt man die Tabelle, dann sind es Dortmund und Bayern, nimmt man die Rückrundenwertung nach sechs Spieltagen, dann sind es Dortmund (18 Punkte) und Mainz (15 Punkte) - und wenn man mal schaut, wer in der Rückrunde noch ohne Niederlage ist, dann sind es Dortmund und Schalke 04. Und just diese beiden Klubs treffen im immerzu brisanten Revierderby am nächsten Samstagabend aufeinander.
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Nach dem wackligen 2:1 in Stuttgart erörtert der Bayern-Trainer eine Taktik für das Rückspiel gegen Paris. Das wirft die Frage auf, ob Sportchef Salihamidzic im Winter einen falschen Spieler geliehen hat - oder der Trainer nur blufft.
Bevor die Dortmunder auf Schalke einem weiteren Charaktertest unterzogen werden, reisen sie aber erst mal nach London, wo am Dienstagabend in der Champions League das Achtelfinal-Rückspiel beim FC Chelsea ansteht. Dies ist das zweite Spiel in einer Dreier-Reihe, die Terzic als "bislang wichtigste Woche dieser Saison" bezeichnet hatte. Der erfolgreiche erste Teil dieses Dreierpacks war der Sieg gegen Verfolger Leipzig, fixiert durch Tore von Marco Reus (21./Foulelfmeter) und Emre Can (39.) bei einem Gegentreffer durch Emil Forsberg (74.). Den nächsten Kontrahenten Chelsea und Schalke dürften Dortmunds Leistung gegen RB durchaus imponiert haben - zumindest jene aus der ersten Halbzeit, als der BVB die Leipziger nach Problemen ganz zu Beginn teilweise herspielte und sogar höher hätte führen können als 2:0.
Sportdirektor Kehl sucht einen Weg, um den Vertrag mit Kapitän Reus trotz Gehaltssenkung zu verlängern
Nach der Pause hatten die Borussen allerdings Glück, dass die Leipziger trotz Dominanz und vieler Chancen nur noch zum 1:2 kamen. Nach jahrelangen Mentalitätsdebatten haben die Dortmunder nun aber in einer endlich stabil erfolgreichen Phase erkennbar keine Lust, sich eine Duseldebatte aufdrängen zu lassen. "Wir mussten zittern, ja, aber dieses Glück erarbeiten wir uns momentan auch hart", rechtfertigte sich Reus. Auch dem Trainer Terzic war offenbar ein bisschen zu viel vom Glück die Rede. Das gefiel ihm nicht.
Die Dortmunder bestehen nach nunmehr zehn, teils in der Tat knappen Pflichtspiel-Siegen in Serie darauf, dass sie dem Glück und dem Zufall mit Leidenschaft und Eifer unter großer Selbstbeteiligung auf die Sprünge helfen. Sportdirektor Sebastian Kehl sang ein Loblied auf die Mannschaft, der man so häufig ein Einstellungsproblem angedichtet hatte: "Wir wehren uns, wir sind bereit zu leiden, wir fighten ohne Ende."
Kehl beschäftigt sich dieser Tage besonders mit Kapitän Reus, weil man gemeinsam versucht, eine Vertragsverlängerung über den Sommer hinaus zu erzielen. Es geht dabei wohl primär um eine für beide Seiten verträgliche Gehaltsreduzierung. Der 33 Jahre alte Angreifer sammelt gute Argumente für seine Position. Mit seinem 1:0 gegen Leipzig schloss Reus zum Zweitplatzierten der ewigen BVB-Torschützenliste, Michael Zorc, auf. Beide kommen auf 159 Pflichtspiel-Tore. Reus hat in dieser Liste jetzt nur noch Adi Preißler (177 Tore in den 1940er- und 1950er-Jahren) vor sich.
Bleibt die Frage, ob die Dortmunder nicht langsam auf breiter Front bekennen wollen, dass sie Bayerns Titelserie seit 2013 zu beenden beabsichtigen. Antwort: Nein, sie bekennen es nicht! Nach dem Leipzig-Spiel wurde Terzic sogar vom RB-Coach Marco Rose nach den Saisonzielen befragt und antwortete sehr sachlich: "Wir wollen uns wieder für die Champions League qualifizieren, wir wollen im DFB-Pokal erfolgreich sein und wir freuen uns, wenn wir in der Champions League eine Runde weiterkommen." Für den Trainer der derzeit formstärksten Bundesliga-Mannschaft ist das weiterhin ein Zeichen äußerster Demut.