Borussia Dortmund gegen AS Monaco:Im Fürstentum herrscht Melancholie

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Radamel Falcao (l.) und Alexander Golowin stecken mit Monaco in der Krise. (Foto: REUTERS)
  • Borussia Dortmund trifft in der Champions League auf AS Monaco.
  • Der französische Klub, der für die Entwicklung von Talenten bekannt ist, steckt in einer Krise.
  • 28 Spieler hat Trainer Leonardo Jardim in der laufenden Spielzeit schon eingesetzt, ein Team ergab sich nie.

Von Oliver Meiler

Ein Modell wird so lange gefeiert, bis es mal ausklinkt, im Fußball sowieso. Wahrscheinlich erlebt das Modell AS Monaco gerade eine Zäsur. Bisher funktionierte alles wie im Traum: Jeden Sommer verkaufte der Verein für sehr viel Geld meist junge, talentierte Spieler, die man zuvor recht billig ins Fürstentum geholt und denen man eine Bühne offeriert hatte. Monaco holte dann wieder neue Spieler, brachte sie auf Niveau - und ließ sie wieder ziehen. Ein Klub als Durchlauferhitzer. Monaco war in all den Jahren trotzdem ziemlich erfolgreich. Das hatte auch damit zu tun, dass der Trainer, der portugiesische Fußball-Intellektuelle Leonardo Jardim, der im fünften Jahr bei Monaco ist, aus einem ständig wild durcheinandergewürfelten Kader immer ein erstaunlich harmonisches Team formen konnte.

Nun aber ist die Harmonie verflogen. Monaco hat in dieser Saison erst ein einziges Mal gewonnen, alle Wettbewerbe gerechnet. Und der stille Jardim versinkt an der Auslinie immer öfter in Melancholie. Wahrscheinlich fragt er sich in diesen Momenten, ob er nicht besser doch eines der vielen Jobangebote hätte annehmen sollen, die ihm zugesandt worden waren.

28 Spieler hat Jardim in der laufenden Spielzeit schon eingesetzt, ein Team ergab sich nie. Nach acht Spielen steht der Meister 2017 in der Ligue 1 mit nur sechs Punkten auf Platz 18. In der Champions League verlor Monaco zum Start daheim gegen Atlético Madrid 1:2. Daher kommt dem Auswärtsspiel in Dortmund eine immense Bedeutung zu. Als gutes Omen gilt allenfalls, dass die Borussia der vorläufig letzte Gegner aus der Königsklasse war, den man besiegen konnte. Das ist eine Weile her: April 2017, Viertelfinale, 3:1. Schon das Hinspiel hatte Monaco 3:2 gewonnen. Drei der sechs Tore Monacos erzielte ein junger Mann, der danach zu einer Weltkarriere ansetzen sollte und als Stammspieler mit Frankreich Weltmeister wurde: Kylian Mbappé, heute 19.

Eine kolossale Gewinnmarge

Mbappé ist das Paradebeispiel des monegassischen Modells. AS holte ihn, da war er noch minderjährig. Der Klub versprach den Eltern gute Schulen, eine ruhige Umgebung ohne Druck, mit einem kleinen Stadion und nicht sehr fordernden Publikum, tolles Klima und eine internationale Bühne als Schaufenster. 2017 bezahlte Paris für den Transfer des wohl aufregendsten Stürmers der jüngeren Fußballgeschichte 180 Millionen Euro. Die Gewinnmarge war mal wieder kolossal.

Im vergangenen Sommer lockte Monaco wieder eine Schar von Jungstars an, von denen wohl nicht wenige - oder deren Eltern - die Karriere Mbappés im Kopf haben. Der Verteidiger Jonathan Panzo etwa, 17 Jahre, aus London, hatte seine ganze Jugend beim FC Chelsea verbracht. Willem Geubbels, Jahrgang 2001, kam aus Lyon und soll eine große Zukunft haben. Manchmal investiert Monaco auch stattliche Summen, es kommt ja schließlich viel rein - allein im Sommer verbuchte AS Einnahmen von 300 Millionen Euro. Für Benjamin Henrichs, schon 21 Jahre, überwies Monaco 20 Millionen nach Leverkusen. Und für den Stürmer Pietro Pellegri aus Genua, erst 17, bezahlte man im vergangen Winter 31 Millionen. Pellegri hält in Italien den Rekord für das früheste Debüt in der Serie A: Sein erstes Spiel mit Genua absolvierte er, da war er 15 Jahre und 280 Tage alt.

Doch bei allen schönen Aussichten: Die Sorge steckt im Hier und Jetzt. Die Wechsel von Thomas Lemar (zu Atlético) und Fabinho (Liverpool) konnten nicht kompensiert werden. Der Belgier Chadli gilt bisher als Enttäuschung, der Russe Golowin, den Monaco Interessenten aus halb Europa entrissen hatte, ist nach einer Knöchelverletzung bisher nur eine Hoffnung für später. Und Torwart Danijel Subasic (Muskelläsion) fühlt sich noch immer nicht bereit.

© SZ vom 02.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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