Borussia Dortmund:Auf dem Weg zurück zur Spitzenelf

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Überzeugender Auftritt in Bremen: BVB-Profi Mario Götze. (Foto: Bongarts/Getty Images)
  • Der BVB spielt 1:1 bei Werder Bremen, zeigt aber atemberaubenden Fußball.
  • Mario Götze sticht im Duell gegen Max Kruse heraus und darf wieder auf eine WM-Teilnahme hoffen.
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Von Jörg Marwedel, Bremen

Der Sprecher im Weserstadion beendete die Vorstellung euphorisiert: "Was für ein wunderbares Fußballspiel. Danke an alle Akteure." Die Fans hatte es schon während der Partie nicht auf den Sitzen gehalten. Sie waren einerseits fasziniert, dass der SV Werder bei diesem 1:1 auch im zehnten Heimspiel unter Trainer Florian Kohfeldt nicht nur unbesiegt geblieben war, sondern gegen Borussia Dortmund seine neuen offensiven Fähigkeiten gezeigt hatte. Aber sie waren auch gebannt davon, wie ihr Keeper Jiri Pavlenka besonders in der Schlussviertelstunde sich den Gästen quasi allein entgegenstellte. Mindestens ein halbes Dutzend Möglichkeiten der Dortmunder machte der "Weltklasse-Torwart" (Kohfeldt) zunichte, dazu kamen dreimal Pfosten und Latte.

Dass Pavlenka derart viele Paraden anbringen musste, zeigte aber noch etwas: Es war nach dem 4:0-Sieg vor einer Woche gegen Bayer Leverkusen der zweite Teil der Wiederauferstehung des BVB. Plötzlich spielen die Dortmunder wieder atemberaubenden Fußball. Das hatte auch damit zu tun, dass Coach Peter Stöger wieder "ein paar Optionen mehr hat", wie er bescheiden sagte. Es ist aber im Grunde ein ganzes Paket neuer Möglichkeiten, vielleicht die Basis für eine neue Dortmunder Spitzenelf.

Da ist Marco Reus, der sich nach den Dauerverletzungen langsam wieder in WM-Form spielt. Er erzielte das 0:1 in der 19. Minute, kurz vor der Pause glich Thomas Delaney mit einem Kopfball aus. Da ist der gerade 18 Jahre alt gewordene Engländer Jadon Sancho, der "uns mit seiner Unbekümmertheit gut tut", wie Nationalspieler Julian Weigl feststellte. Da ist, ebenfalls auf dem linken Flügel, der Schweizer Defensivspieler Manuel Akanji, 22, der sich mit Sancho auch abseits des Rasens wunderbar versteht ("Wir machen gern Witze"). Akanji hat Kapitän Marcel Schmelzer, 30, verdrängt, der 90 Minuten lang auf der Bank schmorte. Auch der genesene Angreifer Maximilian Philipp ist wieder eine Bereicherung.

Das Duell zwischen Götze und Kruse

Und dann ist da noch Mario Götze, den viele bereits abgeschrieben hatten. Der Weltmeister-Torschütze von 2014 war ja zuletzt sogar vom treuen Bundestrainer Joachim Löw nicht zu den Länderspielen im März eingeladen worden. Das deuteten viele so, dass er womöglich nicht dabei sein könnte bei der anstehenden WM in Russland. Götze hatte nicht nur mit einer Stoffwechselerkrankung zu tun gehabt, sondern, so Peter Stöger, auch damit, dass er von den Kritikern immer anders, also strenger, bewertet würde als andere. Nun aber haben sich nicht nur WM-Kandidaten wie Lars Stindl und Serge Gnabry böse verletzt, sondern Götze scheint auch aus seinem Tief herauszukommen.

Auf dem Rasen des Weserstadions war ein richtiger Zweikampf zwischen Götze und dem Bremer Max Kruse um den möglichen Platz im WM-Aufgebot zu bestaunen. Mal checkte Kruse den Konkurrenten im Zweikampf weg, mal spielte Götze Pässe, die ihn einst zum Wunderknaben hatten aufsteigen lassen - etwa in der 47. Minute, als er den Ball in den Lauf von Reus spielte, der dann mal wieder an Pavlenka scheiterte. Insgesamt war Götze der Sieger dieses Duells. Und weil sich Löw vermutlich ohnehin gegen Kruse entscheiden wird (weil er ihn für einen schwierigen Charakter hält), sind Götzes WM-Chancen deutlich gestiegen. Jedenfalls, wenn der Aufwärtstrend anhält.

Der Champions-League-Platz ist den Dortmundern kaum noch zu nehmen, auch wenn sie es mit dem Remis verpassten, am auf Rang zwei liegenden Rivalen Schalke 04 vorbeizuziehen. Noch vor zwei Wochen hatten sie das Ruhrpott-Derby nach beklagenswerter Leistung mit 0:2 verloren. Ob der spielerische Aufschwung für Peter Stöger noch rechtzeitig kommt? Er hat zwar mit 33 Punkten aus 17 Spielen das gesetzte Champions-League-Ziel fast erreicht, doch bisher waren die Dortmunder Bosse mit den Auftritten selten zufrieden. Der Kicker berichtete, man soll sich vergangene Woche mit Nizzas Trainer Lucien Favre getroffen haben.

Allerdings kann Stöger derzeit nicht nur auf den spielerischen Aufschwung verweisen. Er hat auch einen neuen Fürsprecher dazugewonnen, den ehemaligen Dortmunder Meistertrainer Ottmar Hitzfeld. Der sagte gegenüber dem Internet-Portal t-online.de: "Borussia hat andere Probleme als auf der Trainerposition." Das Team nach dem Aus von Peter Bosz so zu stabilisieren, sei eine "besonders bemerkenswerte Leistung". Von den Dortmunder Verantwortlichen war dazu in Bremen aber nichts zu vernehmen.

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