Beraterstab von Joachim Löw:Diskrete Dreierkette

Lesezeit: 2 min

Ein Pressechef, ein Karrierebegleiter und ein Rechtsanwalt: Bundestrainer Joachim Löw hält sein Berater-Trio normalerweise von der Öffentlichkeit fern. Bei der Vertragsverhandlung mit dem DFB war es anders - das lässt tief blicken.

Christof Kneer

Als Joachim Löw am 1. Juli 1995 als Assistenztrainer beim VfB Stuttgart anfing, hatte Roland Eitel seinen ersten Arbeitstag als Pressechef des Vereins. Als Joachim Löw drei Jahre später eher zufällig erfuhr, dass der Verein bereits einen Nachfolger für ihn gefunden hat, verließ aus Solidarität mit ihm auch der Pressechef Eitel den Klub.

DFB: Löw und Bierhoff
:Die Sommermärchen-Macher

Oliver Bierhoff und Joachim Löw sind seit sechs Jahren zusammen für die Nationalelf tätig. Nach der Klinsmann-Ära setzten sie den Aufwärtstrend im deutschen Fußball fort. Im Juli verlängerten sie ihre Verträge bis 2012, jetzt wurde die Nationalelf zur "Mannschaft des Jahres 2010" gewählt.

Als Löw sich anschließend auf Jobsuche begab, musste er nicht lange untätig warten, weil der Harun Arslan, Chef einer Sportmarketing-Firma, ihn flugs auf die Trainerbank von Fenerbahce Istanbul vermittelte. Löw war eine recht kleine Nummer damals, ein Trainerle aus Baden - mit der Prognose, dass ihm zwölf Jahre später ein Bundespräsident das Bundesverdienstkreuz aufdrängen will, hätte sich mehr Geld verdienen lassen, als VfB-Präsident Mayer-Vorfelder dem Löw-Nachfolger Winnie Schäfer bezahlte.

Löws Leben hat sich komplett verändert seit damals, einerseits. Andererseits ist es komplett gleich geblieben. Als sich der angehende Verdienstkreuz-Inhaber nach der Rückkehr von der WM in Südafrika vorübergehend ins Private verabschiedete, waren sie alle noch da: der Berater Eitel, der Berater Arslan sowie der Rechtsanwalt Christoph Schickhardt, den Löw ebenfalls seit langem kennt.

Durchaus ein Indiz

Diese drei Männer bilden eine diskrete Dreierkette, die Löw fast ebenso strikt abschirmt wie sein Privatleben. Wie eine anständige Defensivformation sorgen die drei Männer dafür, dass der Mann vor ihnen gut aussieht - sie erledigen das, was er nicht so mag und nicht so kann, sie verhandeln für ihn, sie flüstern ihm zu, informieren ihn über Strömungen, setzen seine Papiere auf.

Die Geschichte von Löws Vertragsverlängerung mit dem Deutschen Fußball-Bund (DFB) lenkt den Blick hinter das gut ausgeleuchtete Podium, auf dem der Bundestrainer am Dienstag neben den Verbandsleuten Theo Zwanziger und Wolfgang Niersbach Platz genommen hatte. Löws Kabinett regiert im Schatten der großen Bühne, in drei klar abgegrenzten Ressorts. Roland Eitel ist Löws Mann für Medien und Öffentlichkeit, er schärft sein Image und betreibt Lobbyarbeit, Harun Arslan gilt eher als der klassische Karrierebegleiter und -berater, der Anwalt Christoph Schickhardt tritt auf, wenn es um die konkrete Ausgestaltung der Verträge geht. Dieses kleine, feine Kabinett war entscheidend dafür verantwortlich, dass Löw zwei weitere Jahre oberster Trainer aller Deutschen bleibt.

Dass Löws Vertraute diesmal etwas sichtbarer agierten als sonst, darf durchaus als Indiz gewertet werden, wie massiv das gegenseitige Misstrauen zwischen den Parteien offenbar immer noch war. Diesmal war es, anders als bei den grotesk gescheiterten Verhandlungen im Februar, nicht Oliver Bierhoff, den das Team Löw in die Verhandlungen mit dem Verband entsandte. Es war Harun Arslan, der dem DFB am Samstag jene Wünsche übermittelte, die Löw mit Oliver Bierhoff und seinen Assistenten Hansi Flick und Andreas Köpke am Freitagabend entwickelt hatte. Und es waren Arslan und Schickhardt, die am Montag die abschließenden Vertragsdetails mit DFB-Generalsekretär Niersbach klärten.

Man darf davon ausgehen, dass die Löw-Partei den Manager Bierhoff diesmal bewusst aus den Verhandlungen herausgehalten hat. Bierhoff galt dem Verband lange Zeit als Reizfigur, ihm warfen sie überhöhte Forderungen vor und sie fürchteten eine Art feindliche Übernahme des Verbandes durch den umtriebigen Manager. So könnte Löws Stab durch ein elegantes Entgegenkommen den Weg frei gemacht haben zur Durchsetzung der eigenen zentralen Wünsche.

© SZ vom 22.07.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Stimmen zu Löw
:"Die logische Konsequenz"

Joachim Löw und sein Team verlängern ihre Verträge mit dem DFB bis 2012 - und die ganze deutsche Fußball-Welt gratuliert.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: