Bayerns Nachwuchscoach Erik ten Hag:Unterrichter in kniffligen Fragen

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Fürsorglich und taktisch interessiert: Erik ten Hag, der neue Coach der U23 des FC Bayern.  (Foto: imago sportfotodienst)

Lange hat der FC Bayern einen neuen Trainer für die U23 gesucht. Nachfolger von Mehmet Scholl soll nun der Niederländer Erik ten Hag werden - auf ausdrücklichen Wunsch von Sportvorstand Matthias Sammer. Der erwartet sich von dem Fußballlehrer auch Impulse für die erste Mannschaft.

Von Benedikt Warmbrunn

Edwin Lugt hat mal für ein paar Jahre in Bayern gewohnt, im Münchner Umland, das ist zwar schon 20 Jahre her, aber wie es in und um München ist, hat Lugt nicht vergessen. "Schön ist es dort", sagt Lugt, er könne jeden verstehen, der nach München ziehen will. Wirklich jeden. Sogar Erik ten Hag.

Lugt ist der Präsident der Go Ahead Eagles Deventer, die gerade in die erste niederländische Liga aufgestiegen sind, nach 17 Jahren. Zwischen den sechziger und achtziger Jahren gehörte der Klub zu den besten Mannschaften des Landes, dann verschwand er. Dass das Team nun wieder aufgestiegen ist, sagt Lugt, "das ist ein unglaublicher Erfolg, den wir vor allem unserem Trainer Erik ten Hag verdanken". Dem Mann, den er nun ziehen lassen muss. Nach München. Zum FC Bayern II.

Den Wechsel bestätigt Lugt zwar offiziell nicht, er erzählt dafür, dass ihn Ende der vergangenen Woche ten Hags Berater darüber informiert habe, dass der Trainer mit dem FC Bayern verhandle. "Wir wollen sehr gerne, dass Erik bei uns bleibt", sagt Lugt. Er bezweifelt allerdings nicht, dass ten Hag nach München ziehen wird, nicht nur wegen der schönen Landschaft. "Der FC Bayern ist der beste Verein der Welt, wir sind nur ein kleiner Klub", sagt er, "wir sind stolz, wenn unser Trainer zu so einem Verein geht."

Der FC Bayern bestätigt die Personalie offiziell ebenfalls nicht; zu hören ist lediglich die Floskel, dass sich der Klub und der Trainer "in aussichtsreichen Gesprächen" befänden. Der Vertrag von ten Hag in Deventer läuft bis zum Sommer 2014, Lugt sagt, dass eine "ganz niedrige" Ablösesumme festgeschrieben sei.

Den Weg von ten Hag verfolgt Matthias Sammer, Sportvorstand des FC Bayern, schon seit mehreren Jahren. Als Sammer Sportdirektor beim Deutschen Fußballbund war, lud er den Niederländer mehrmals als Referenten ein. Auch Michael Tarnat, Sportdirektor der Junioren-Abteilung des FC Bayern, kennt ten Hag noch aus der Zeit, als dieser Jugendtrainer von Twente Enschede war. Später arbeitete ten Hag, 43, lange als Assistent des ehemaligen Schalke-Trainers Fred Rutten, erst bei Enschede, später beim PSV Eindhoven.

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In Enschede wurde er immer wieder als neuer Cheftrainer gehandelt, aber nur der Mann für die Zukunft zu sein, reichte ten Hag irgendwann nicht mehr. Also nahm er im vergangenen Sommer das Angebot von Lugt an, die Go Ahead Eagles zu trainieren. Es war eine anspruchsvolle Aufgabe: Die Mannschaft wurde im Sommer 2012 kräftig umgebaut, der älteste Zugang war 23 Jahre alt, zum Saisonbeginn funktionierte wenig. "Aber je länger die Saison dauerte, umso mehr hat man die Arbeit von Erik gesehen", sagt Präsident Lugt.

Ten Hag hat - anders als etwa Louis van Gaal - nie behauptet, den Fußball erfunden zu haben. Stattdessen beruft er sich auf die klassische niederländische Spielweise. "Er ist sehr stark technisch orientiert", sagt Lugt; Trainingseinheiten bei ten Hag bestünden auch mal aus einer einzigen Übung, die er ständig wiederholen lässt. "Für junge Spieler ist er vielleicht der beste Unterrichter", sagt Lugt. Wie viele niederländische Trainer vertraut ten Hag auf ein 4-3-3-System, ausgesprochen offensiv ausgerichtet, also mit "einer sehr starken neun und auf den Flügeln zwei Arjen Robbens", sagt Lugt.

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Ten Hag übernimmt die Mannschaft von Mehmet Scholl, der im Januar angekündigt hatte, im Sommer aufzuhören, trotz eines Vertrages bis 2014. Scholl wurde oft kritisiert, in erster Linie wegen seiner Arbeit als ARD-Kommentator. Nach einer mäßigen Vorrunde führte er das Team nach der Winterpause auf den zweiten Platz der Regionalliga Bayern, hinter dem TSV 1860 II.

Dass erst kurz vor dem Trainingsstart am Montag ein Nachfolger präsentiert werden konnte, lag auch daran, dass im Verein lange niemand wusste, was sich Pep Guardiola, der neue Profitrainer, für die Jugendabteilung vorstellt. So wurden viele Namen genannt: Peter Herrmann, bisher Co-Trainer der Profis. Stefan Effenberg, der gemeinsam mit Scholl die Fußballlehrer-Lizenz erworben hat. Dass ten Haag auf Scholl folgt, dafür soll sich vor allem Sammer eingesetzt haben.

Sammer entschied sich damit gegen Heiko Herrlich, der ebenfalls zu den Kandidaten für die U23 gezählt wurde und den Sammer einst als Junioren-Nationaltrainer zum Deutschen Fußballbund gelotst hatte. Ganz gegen ihn entschieden hat er sich allerdings nicht. Herrlich soll neuer Trainer der U17 des FC Bayern werden.

© SZ vom 07.06.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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