Bayerns Coach und der Alcántara-Transfer:Wie Barcelona auf Guardiolas Kritik reagiert

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Im Clinch mit Barcelona: Bayern-Trainer Pep Guardiola. (Foto: Bongarts/Getty Images)

Beim FC Barcelona zeigen sich die Verantwortlichen überrascht und getroffen von den Vorwürfen von Pep Guardiola. Der Verein weist die Kritik zurück. Karl-Heinz Rummenigge soll schon wegen Thiago Alcántara Kontakt mit Barça aufgenommen haben.

Pep Guardiola hat die Verantwortlichen der Bayern ganz schön überrumpelt. Auch in Barcelona müssen sich die Funktionäre erst einmal sammeln nach all der Kritik, die der Bayern-Trainer gestern an Barça geäußert hat. Während in der Mittelmeerstadt großes Unverständnis herrscht, scheint Guardiola immerhin in München erhört zu werden.

Mit der öffentlichen Wunschäußerung, unbedingt Thiago Alcántara aus Barcelona verpflichten zu wollen, stellte der neue Coach die Münchner beinahe schon vor vollendete Tatsachen. Ihn oder keinen - so klar hatte selten ein Bayern-Trainer ein Anliegen formuliert. Wie es aussieht, ist seine Forderung beim FCB positiv aufgenommen worden.

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Pep Guardiola äußert in Riva nicht nur offensiv seinen Wunsch nach einer Verpflichtung von Barça-Spieler Thiago Alcántara. Er beschwert sich auch heftig über die Führung seines Ex-Klubs. "Dass sie Tito Vilanovas Krankheit benutzt haben, um mir zu schaden, werde ich niemals vergessen."

Von Jonas Beckenkamp

Am Freitagmorgen war aus Spanien zu vernehmen, dass Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge bereits Kontakt mit Barça-Präsident Sandro Rosell aufgenommen habe. Der katalanische Radiosender RAC1 berichtete, dass die Bayern bereit seien, die in Alcántaras Vertrag festgeschriebene Transfersumme von 18 Millionen Euro zu zahlen.

Möglicherweise muss der Rekordmeister für Guardiolas Lieblingsspieler sogar noch etwas mehr hinblättern, denn wie schon im Fall von Javi Martinez sind für den Wechsel mit Ausstiegsklausel noch Steuern in Spanien fällig.

Die Modalitäten des Geschäfts zwischen Barcelona und Bayern dürften aber in Kürze geklärt sein, schließlich ist kaum davon auszugehen, dass der Triple-Gewinner seinem neuen Coach in die Quere kommt. Zwar äußerte sich Sportvorstand Matthias Sammer gegenüber Bild (Freitag) noch zurückhaltend, indem er über den Alcántara-Transfer sagte: "Das ist vollkommen in Ordnung. Nur wir werden zum jetzigen Zeitpunkt nichts dazu sagen."

Aber in Barcelona scheint die Sache doch recht klar. Das Fachblatt Sport prognostizierte, der FC Bayern werde dem FC Barcelona auch offiziell mitteilen, dass er die Ablösesumme für den Mittelfeldspieler zahlen werde - eine solche Vorgehensweise ist bei den Katalanen üblich. Mit Steuern werde sich der Gesamtbetrag auf 21,7 Millionen Euro belaufen. Allzu kompliziert wird die Angelegenheit wohl nicht werden, schließlich gelten Rummenigge und Barça-Boss Rosell als freundschaftlich verbunden.

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Einen schweren Riss scheint es unterdessen in der Beziehung zwischen Barcelona und Guardiola zu geben. Der Bayern-Coach hatte am Donnerstag in einer bemerkenswerten Erklärung scharfe Kritik an seinem früheren Verein geäußert, weil ihn die Klub-Verantwortlichen der Katalanen angeblich unter Druck gesetzt hätten.

Er sei "sehr überrascht" und könne die Kritik auch nicht verstehen, bisher sei das Verhältnis immer "sehr freundschaftlich gewesen", sagte Jordi Cardoner, einer von Barcelonas Vize-Präsidenten, der Zeitung El Mundo Deportivo. Weiter wollte Cardoner die Debatte selbst nicht befeuern.

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Wo er wirkt, ist der Erfolg: Pep Guardiola hat das Gewinnen schon in frühen Tagen gelernt. In Barcelona verehren sie ihn bis heute - auch beim FC Bayern sammelte er Titel. Seine Karriere in Bildern.

"Wir haben die Krankheit (von Guardiolas Nachfolger Tito Vilanova, d. Red.) nicht benutzt, um ihm zu schaden. Wer so etwas tun würde, ist ein schlechter Mensch", erklärte Cardoner und ergänzte: "Pep wird immer ein Mythos bei Barça bleiben." Er hoffe nun, dass Guardiola, der mit Barcelona in vier Jahren immerhin 14 Titel gewann, mit Rosell sprechen werde, "um alles aufzuklären".

Weiter berichtet Mundo Deportivo, dass die Barça-Direktive keinerlei Interesse daran habe, einen "Krieg mit Guardiola anzufangen." Ein hohes Klubmitglied wird zitiert mit den Worten: "Wenn von beiden einer nicht will, gibt es keinen Streit." Wie auf der Webseite von Sport zu lesen ist, sei auch Rosell sehr erstaunt über die Anschuldigungen Guardiolas.

Er verstehe nicht, worauf die Vorwürfe des früheren Trainers basieren. Der Präsident, selbst ein reicher Unternehmer, sei tief getroffen, weil er sich solche Erklärungen seitens Guardiola nie hätte vorstellen können.

Rosell gilt im Verein als derjenige, der Tito Vilanova nach Guardiolas Abschied zur neuen großen Trainerfigur aufbauen wollte, doch auch er äußerte sich bisher stets voller Lob über den neuen Bayern-Coach. Er sei "der beste Trainer in der Geschichte des Vereins", hatte er noch vor kurzem verkündet.

Ob die Affäre aber so einfach zu klären sein wird, wie es sich Barça-Vize Cardoner wünscht, bleibt fraglich. Er erklärte wohlwollend: "Vielleicht gab es einfach nur ein Kommunikationsproblem."

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