Bayern-Stürmer Mario Mandzukic:Langweiler mit Schlitzohr-Faktor

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Mario Mandzukic, neuer Stürmer beim FC Bayern, wird gerne als Herausforderer von Chefangreifer Mario Gomez gesehen. Er selbst dementiert am Gardasee solcherlei Ambitionen - und plädiert für ein System mit zwei Angreifern.

Benedikt Warmbrunn, Riva del Garda

Es sind oft Kleinigkeiten, die eine große Freude ausmachen, keiner weiß das so gut wie Claudio. Claudio ist im Trainingslager des FC Bayern bei allen Terminen dabei, er trägt ein rotes FC-Bayern-Polo-Shirt, auch wenn er eigentlich der Vertreter der Region Trentino ist. Wenn also zum Beispiel am Vormittag das Training beginnt, dann begrüßt Claudio die Zuschauer, er rollt dabei die "R" und zieht die "I" in die Länge, so dass alle erwarten, dass das gleich ein ganz fantastisches Training wird.

Manchmal hilft Claudio auch den Journalisten, er sagt dann, dass er einen Parkplatz organisiert habe, auf dem sie kostenlos parken dürften, und dann freuen sich alle Journalisten total, obwohl der Parkplatz nur eine Kiesgrube ist. Claudio ist wirklich ein Meister der Kleinigkeiten, die eine große Freude ausmachen. Am Donnerstag war ein Pressegespräch, Claudio war natürlich da, außerdem der Trainingslager-Kapitän Daniel van Buyten und der Trainingslager-Top-Stürmer Mario Mandzukic.

Irgendwann sollte Mandzukic dann noch ein Autogramm geben. Er nahm den Stift, schrieb seinen Namen; dabei schaute ihm Claudio zu, und es sah so aus, als kenne Claudio nichts Schöneres auf dieser schönen Welt, die sie im Trentino haben, als den Schriftzug von Mario Mandzukic. Der Stürmer bemerkte es, er blickte irritiert. Aber Claudio lächelte, also lächelte Mandzukic zurück. Claudio hatte es wieder einmal geschafft.

Für Mandzukic hat der FC Bayern in diesem Sommer angeblich 13 Millionen Euro an den VfL Wolfsburg überwiesen, der kopfballstarke Kroate wurde daher als neuer Herausforderer des bisherigen Stammstürmers Mario Gomez bezeichnet. Mandzukic selbst hat sich nie so bezeichnet, er ist ein ruhiger Mann, und als ein solcher tritt er in seinen ersten Tagen beim FC Bayern auch auf.

Claudio Pizarro, der andere neue Angreifer, lacht viel mit den Kollegen, Xherdan Shaqiri knuddelt ganz gerne, Arjen Robben sowieso. Mandzukic dagegen trainiert, läuft mit, ist höflich, und wenn er vor dem Tor steht, dann schießt er den Ball eben rein. Aber eine Kampfansage an Mario Gomez? "Ich glaube, wir können auch zusammen spielen", sagt Mandzukic.

Trainer Jupp Heynckes hat am Gardasee Mandzukic und Pizarro "Joker" genannt. Gomez, der wie Mandzukic bei der EM drei Tore erzielt hat, scheint also einen Startvorteil zu haben, so sagt Heynckes: "Die vergangene Saison hat gezeigt, dass man einfach vorne im Angriffszentrum Alternativen haben muss, wenn das Spiel eng wird, wenn man einen zusätzlichen Stürmer braucht."

FC Bayern im Trainingslager
:Keuchen am Gardasee

Kegel, Hütchen, Gummiband: Am Gardasee bestreitet der FC Bayern sein traditionelles Trainingslager. Damit es seinen Topspielern nicht langweilig wird, wartet Trainer Jupp Heynckes mit allerlei Übungen auf - und verletzt sich dabei selbst.

Im Trainingslager, in dem die deutschen Nationalspieler um Gomez noch fehlen, setzt Heynckes Mandzukic als erste Sturmspitze ein, zum Beispiel im Test am Dienstag gegen eine Trentino-Auswahl, als Mandzukic auf der Gomez-Position in der Startelf stand.

FC Bayern im Trainingslager
:Keuchen am Gardasee

Kegel, Hütchen, Gummiband: Am Gardasee bestreitet der FC Bayern sein traditionelles Trainingslager. Damit es seinen Topspielern nicht langweilig wird, wartet Trainer Jupp Heynckes mit allerlei Übungen auf - und verletzt sich dabei selbst.

In der zweiten Halbzeit spielten Pizarro und Nachwuchsstürmer Kevin Friesenbichler. In einem 4-4-2-System agierte der Peruaner als hängende Spitze. Das deutet darauf hin, dass Heynckes eher mit Mandzukic als Alternative zu Gomez plant - und mit Pizarro als möglicher Ergänzung. Da Heynckes schon angedeutet hat, bei seinem 4-2-3-1-System bleiben zu wollen, sind die Chancen auf einen Platz in der Startelf für Mandzukic größer, zumindest ein bisschen. Mandzukic sagt dazu nur: "Der Trainer wird mir noch sagen, was er von mir erwartet."

Am Donnerstagnachmittag war für die Spieler trainingsfrei, und der Trainingslager-Top-Stürmer Mandzukic gewährte aus diesem Anlass Einblicke in sein Leben abseits des Platzes. Die freien Stunden wollte er nämlich nutzen, für "Massage und Schlafen", so halte er das allgemein in seiner Freizeit. "Ich bin langweilig", sagte Mandzukic, da er grinste, demonstrierte er so aber nur, dass sein Schlitzohr-Faktor auch abseits des Platzes hoch ist. Er freue sich zudem auf sein neues Haus in München, in dem seine Freundin und ein Mops namens Lenni auf ihn warten.

Wegen des freien Nachmittages musste Mandzukic auch noch von seinem zuvorigen Trainer Felix Magath und dessen berüchtigten Trainingsmethoden erzählen. Er berichtete also, wie viel beim FC Bayern mit dem Ball trainiert, wie viel an Technik und Taktik gearbeitet werde.

Und wenn das Training zu Ende sei, frage er immer: "Kommt da nicht noch mehr?" Sie schütteln dann immer nur den Kopf. Mandzukic hat daher bereits die eine oder andere SMS nach Wolfsburg geschickt.

© SZ vom 09.07.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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