Bayern in der Einzelkritik:Knuffig, kritisch, polyvalent

Jérôme Boateng muss wegen seiner enormen Vielseitigkeit aufpassen, nicht als Notnagel zu enden, David Alaba wirkt mit seinen neongelben Schuhen irgendwie niedlich und Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Rummenigge dürfte wohl nicht mehr Sepp Blatters bester Freund werden. Die Bayern beim 3:0 auf dem Betzenberg in der Einzelkritik.

Maik Rosner, Kaiserslautern

Bayern in der Einzelkritik

Manuel Neuer

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(Foto: REUTERS)

Jérôme Boateng muss wegen seiner enormen Vielseitigkeit aufpassen, nicht als Notnagel zu enden, David Alaba wirkt mit seinen neongelben Schuhen irgendwie niedlich und Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Rummenigge dürfte wohl nicht mehr Sepp Blatters bester Freund werden. Die Bayern beim 3:0 auf dem Betzenberg in der Einzelkritik. Gewöhnt sich scheinbar immer noch an seine neue Beschäftigungslosigkeit im Bayern-Tor. Leistete sich einige weite Schläge in die viel zu freien Räume, so dass kein Mitspieler damit etwas anfangen konnte. Leitete mit einem missratenen Befreiungsschlag sogar eine Chance für den FCK ein. Schaute zwischendurch ungläubig unter seine Schuhsohlen, ob sich dort der Grund für die mangelnde Justierung seiner Füße finden lässt. War Philipp Lahm kurz vor der Pause vermutlich dankbar, der eine Bogenlampe gegen das Nichtstun absendete. Nahm diese elegant mit dem Oberschenkel an. War diesmal mit Schenkeln und Händen aber besser als mit den Füßen. Hat weiterhin erst ein Tor hinnehmen müssen - in nun sieben Pflichtspielen.

Bayern in der Einzelkritik

Jérôme Boateng

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(Foto: dapd)

Entwickelt sich langsam zum Innenverteidiger im Nebenjob. War ja eigentlich verpflichtet worden, um das Defensivzentrum zu stabilisieren. Hat das offenbar so schnell geschafft, dass er nun anstelle von Rafinha die rechte Abwehrseite stabilisieren darf. Tat das wie zuletzt in Zürich sehr ordentlich und gefiel bei seinen Vorstößen im Stile eines wandelnden Baumes mit Siebenmeilenstiefeln. Wirkte so robust und stabil, dass er aufpassen muss, von Trainer Jupp Heynckes nicht bald als Jérôme Polyvalent angesprochen zu werden und immer dort zum Einsatz zu kommen, wo es gerade etwas zu stabilisieren gibt.

Bayern in der Einzelkritik

Daniel Van Buyten

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(Foto: dapd)

Durfte erneut in der Innenverteidigung neben Badstuber ran und bewies gleich andere Qualitäten als es für einen Abwehrspieler typisch ist. Brachte einen Flugkopfball auf das Tor von Kevin Trapp. Leistete sich in seiner Funktion als Innenverteidiger auch mal einen Querschläger oder haute einmal gar glatt über den Ball, war aber zumindest stets präsent. Konnte die eher mauen Angriffsversuche der Lauterer deshalb zu eigenen Vorstößen nutzen.

Bayern in der Einzelkritik

Holger Badstuber

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(Foto: dapd)

Spielte tatsächlich mit, wenngleich das kaum auffiel. Blieb nämlich weitgehend beschäftigungslos und konnte sich somit still und heimlich weiter stabilisieren. Hat den Formknick aus der vergangenen Saison bereits so gut wegsteckt, dass er es nun schafft, kaum in Erscheinung zu treten. Das spricht zwar überwiegend für die Defensivleistung der gesamten Mannschaft, aber zumindest nicht gegen ihn. Bereitet sich für anstrengendere Aufgaben vor, und ist dabei still und heimlich auf einem guten Weg.

Bayern in der Einzelkritik

Philipp Lahm

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Hat wegen seines Buches eine turbulente Woche hinter sich. Durfte auf dem Betzenberg nun wieder beweisen, dass er keinen Sitz im Literarischen Quartett anstrebt, sondern immer noch in erster Linie Fußballer ist. Zeigte zuletzt, dass er durchaus offensiv seine Thesen vorbringen kann. Bestätigte beim Kicken in Kaiserslautern seinen Drang nach vorne. Präsentierte dabei viel Qualität. Vergab früh die mögliche Führung, als er freistehend vorbeischlenzte. Verpasste somit die Gelegenheit, sich nicht nur als Kapitän und Autor einen Namen zu machen, sondern auch als Spieler für Führungen. Wird dennoch im Gespräch bleiben, als Autor und Führungsspieler.

Bayern in der Einzelkritik

Anatoli Timoschtschuk

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Drohte in der Anfangsphase zum Buhmann des Tages zu werden. Grätschte und senste so viel, dass Hans-Peter Briegel durchaus vor Neid erblasst sein könnte. Stellte seine Neuinterpretation der Walz aus der Pfalz nach einer Gelben Karte aber sicherheitshalber ein und hätte in der zweiten Halbzeit eigentlich genug Zeit gehabt, um sich der Lektüre von Philipp Lahms Buch zu widmen. Hätte dort vielleicht erfahren, wie man auch subtiler grätschen kann. Holte dennoch eine Rote Karte heraus, als er kurz vor Schluss hinterrücks von Ivo Ilicevic gefoult wurde. War nicht mehr der Buhmann des Tages.

Bayern in der Einzelkritik

Bastian Schweinsteiger

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(Foto: AP)

Rannte und rackerte viel im Mittelfeld, war immer anspielbereit und brachte in das zunächst hektische Spiel Ruhe rein. Musste sich zudem besonders viel mit den kampfeslustigen Lauterern auseinandersetzen. Nutzte die verbliebene Zeit, um sich einmal kurz bei Schiedsrichter Peter Gagelmann vorzustellen, weil ihm eine Entscheidung nicht gefiel. Wurde mit dem symbolischen Dank bei der letzten Auswechslung von Trainer Jupp Heynckes für seine engagierte Leistung bedacht. Darf zufrieden nach Hause fahren.

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David Alaba

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(Foto: dapd)

Wurde einigermaßen überraschend im rechten Mittelfeld als Ersatz für den verletzten Arjen Robben aufgeboten. Fiel dabei besonders durch seine neongelben Schuhe auf. Musste ansonsten eher seinem defensiveren Kollegen Jérôme Boateng die Seitenläufe überlassen und wirkte daran zumindest als Passgeber mit. Tat trotz einer Gelben Karte nach einem groben bis ungeschickten Foulspiel gegen Leon Jessen zu wenig, um sich gegen den Eindruck des knuffigsten Rechtsaußen der Liga zu widersetzen.

Bayern in der Einzelkritik

Franck Ribéry

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(Foto: dapd)

Erlebte wegen Arjen Robbens Verletzung in Kaiserslautern mal wieder die Last, als einziger Teil der Flügelzange mit den Bayern aufzutreten. Bekam deshalb anfangs besonders viel Gegenwehr zu spüren und musste feststellen, dass er als Alleinunterhalter besser auszurechnen ist als im Duett mit Robben. Wurde dennoch oft gesucht, mühte sich redlich und hatte zuweilen auch Erfolg. War dennoch vermutlich froh, viel Unterstützung vom diesmal auffällig offensiv gestimmten Philipp Lahm zu bekommen.

Bayern in der Einzelkritik

Thomas Müller

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(Foto: dapd)

Rannte, dribbelte, stocherte und hakelte, wie nur er und seine staksigen Beine das vermögen. Rannte, dribbelte, stocherte und hakelte auch, bevor ihn Rodnei im Strafraum von den Beinen holte. Hatte damit gewissermaßen die Vorarbeit zum 1:0 durch Mario Gomez per Elfmeter geleistet, wie nur er das kann. Lief vor dem 2:0, strauchelte, ließ sich von Rodnei leicht ziehen und sank hernieder, wie vermutlich auch nur er das kann. Bereitete durch den zweiten herausgeholten Elfmeter auch die Vorentscheidung durch Gomez in der 55. Minute vor. Widerspricht erfahrungsgemäß niemandem, der behauptet, Müller spiele komisch, aber erfolgreich.

Bayern in der Einzelkritik

Mario Gomez

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(Foto: dpa)

Raufte sich zwischendurch die Haare, weil er einen Pass auf David Alaba spielte, den noch nicht einmal Arjen Robben in Topform erreicht hätte. Zeigte in der 37. Minute aber seine wahren Qualitäten als Torjäger, als er das 1:0 erzielte. Verwandelte einen weiteren Strafstoß im Nachsetzen (55.). Wird sich vorerst wohl nicht mehr wundern müssen, wie schnell das Minutenzählen anfängt, wenn er mal nicht trifft. Schaffte sogar eine Art Hattrick vom Elfmeterpunkt, obwohl es nur zwei Strafstöße gegeben hatte. Hat sich spätestens durch sein 3:0 in der 69. Minute aus ungefähr elf Metern nun eine Schonfrist von mindestens drei Partien ohne Minutenzählen verdient.

Bayern in der Einzelkritik

Luiz Gustavo

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(Foto: dpa)

Kam gegen Ende für David Alaba. Durfte zum Dank noch im leicht angeschwitzten Trikot mit zu den Fans gehen.

Bayern in der Einzelkritik

Nils Petersen

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(Foto: dapd)

Kam gegen Ende für Mario Gomez. Durfte zum Dank ebenfalls noch kurz mitschwitzen.

Bayern in der Einzelkritik

Toni Kroos

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(Foto: dapd)

Kam ganz zum Ende für Bastian Schweinsteiger. Durfte auch mit zu den Fans, schaffte es aber nicht mehr, anzuschwitzen.

Bayern in der Einzelkritik

Karl-Heinz Rummenigge

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Sorgte gegenüber einem Schweizer Wirtschaftsmagazin schon vor dem Anpfiff für den Spruch des Spieltages. Sieht nämlich zwischen dem ehemaligen ägyptischen Staatschef Hosni Mubarak und dem Fifa-Präsidenten Joseph Blatter mögliche Parallelen: "Mubarak hätte sich vor einem Jahr auch nicht vorstellen können, dass er aus dem Amt gejagt würde. Blatter hat kein gutes Image." Wird so kein Freund mehr von Blatter, macht sich dafür aber anderswo viele Freunde.

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