Bayern-Gegner Real Madrid:"Tore sind mächtiger als Ideen"

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Real Madrid besiegt den Stadtrivalen Atlético 4:1 und ist damit im Derby seit zwölf Jahren ungeschlagen. In der Meisterschaft hält das Team von José Mourinho den FC Barcelona gekonnt auf Distanz - doch längst geht es bei den "Königlichen" nur noch um das Champions-League-Halbfinale gegen die Bayern in der kommenden Woche.

Javier Cáceres, Madrid

Kurz nach Mitternacht blieb den Anhängern von Atlético Madrid bloß, ihre Enttäuschung in ordinäre Gesten zu kleiden. Ein paar Dutzend Fans verabschiedeten die Spieler von Real Madrid, indem sie dem weißen Mannschaftsbus die längsten ihrer Finger und die entsprechenden Handrücken entboten.

Real-Profis Sami Khedira, Kakà und Cristiano Ronaldo: 104 Tore in dieser Saison (Foto: AP)

Atléticos Fans sind schon ganz matt vor lauter Ohnmacht, und die Szene im blau und gelb und rot flackernden Licht der Polizei- und Krankenwagen vor dem Stadion Vicente Calderón drückte das aus. Längst ist der Frust über das Unvermögen im Derby zum Merkmal einer ganzen Generation von Anhängern geworden.

Weil es Mittwochnacht ein 1:4 setzte, hat Real nun schon seit mehr als zwölf Jahren nicht mehr gegen den Nachbarn Atlético verloren. Der Horizont könnte düsterer kaum sein. Die Kinder unter den Atlético-Fans, schrieb die Zeitung AS voller Mitgefühl, würden in den kommenden Jahren nicht nur ihre Jungfräulichkeit verlieren, sondern auch eine weitere Realität kennenlernen. Ihr Trost werde aber darin bestehen, dass es nur sporadisch Spiele gegen Real Madrid gebe, zwei Mal pro Saison - "wenn sie Glück haben".

Als Erster nach Barcelona

Am Mittwoch gab sich Trainer Diego Simeone einem fast schon poetischen Lamento hin: "Tore sind mächtiger als Ideen." Nun kann man getrost dahingestellt lassen, ob Atléticos Leistung dazu angetan war, Punkte zu gewinnen. Richtig war, dass Reals Torgewalt von einschüchternder Natur ist. 104 Treffer hat der Tabellenführer bislang erzielt; doch keiner trifft so häufig wie Cristiano Ronaldo.

Gegen Atlético gelang es ihm drei Mal - per Freistoß, Fernschuss und Elfmeter; das vierte Tor durch den eingewechselten Callejón bereitete er vor. 40 Tore hat er allein in der Liga erzielt, die Hälfte davon auswärts, er führt damit die Torjägerliste mit einem Treffer Vorsprung vor Barcelonas Lionel Messi an. Wichtiger aber war für Real Madrid, dass der Vorsprung auf den FC Barcelona gewahrt wurde. "Die Meisterschaft ist näher gerückt", sagte Ronaldo.

Vier Punkte liegt Real bei sechs ausstehenden Partien vor dem Erzrivalen, und diese Differenz ist umso bedeutsamer, als am übernächsten Spieltag die Reise ins Camp Nou des FC Barcelona ansteht. Selbst im unwahrscheinlichen Fall einer Niederlage gegen den Abstiegskandidaten Sporting Gijón würde Madrid in der katalanischen Hauptstadt als Tabellenführer antreten.

Das dürfte beruhigend sein, denn Real hat binnen fünf Wochen sechs von zwischenzeitlich zehn Punkten Vorsprung verloren. Die Gesamtlage ließ Trainer José Mourinho ebenso unkommentiert wie die für Dienstag terminierte Champions-League-Visite beim FC Bayern München.

Der Portugiese schweigt und schickt den Medien bloß seinen Assistenten Aitor Karanka. Besondere Genugtuung dürfte Mourinho aber bereitet haben, dass sein defensiver Mittelfeldspieler Xabi Alonso die fünfte gelbe Karte sah und somit für die Partie gegen Sporting gesperrt ist. "Auf diese Weise kann ich mich für den FC Bayern ausruhen", sagte Alonso.

© SZ vom 13.04.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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