FC Bayern:Sieg mit Haltung

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Leroy Sané schießt an Kevin Trapp vorbei ins Tor. (Foto: via www.imago-images.de/imago images/ActionPictures)

Der FC Bayern gewinnt ein Spiel, das wie so viele am Samstag im Zeichen der Solidarität mit der Ukraine steht. Beim knappen 1:0 gegen Frankfurt schafft es erst Leroy Sané, den erneut starken Torhüter Trapp zu überwinden.

Von Frank Hellmann, Frankfurt

Eintracht Frankfurt versteht sich als ein Sportverein, der eine politische Haltung einnimmt. Wenn gesellschaftliche relevante Themen aufkommen, drückte sich der Bundesligist schon in der Vergangenheit nicht vor einer Stellungnahme, ob es um die Ablehnung der AfD oder Solidarität mit den Opfern des rassistischen Attentats von Hanau ging. Nun leuchtete am Samstagabend nicht nur die Arena im Frankfurter Stadtwald in den ukrainischen Landesfarben Blau und Gelb, sondern vor Anpfiff des Spiels gegen den FC Bayern flimmerte in weißen Großbuchstaben über den Videowürfel: "Stop it, Putin!"

Es gab viel Applaus für die von vielen der 25 000 Zuschauer über die Sozialen Netzwerke verbreitete Botschaft. Am Ende leuchtete auf der Anzeigetafel ein Resultat auf, das allein dem bayrischen Anhang gefiel: 1:0 für den Favoriten. Der nur vier Minuten zuvor eingewechselte Leroy Sané belohnte nach 71 Minuten die Münchner Überlegenheit - bei 64 Prozent Ballbesitz und 20:7-Torschüssen auch auf dem Statistikbogen abzulesen - , als er nach einem perfekten Pass von Joshua Kimmich zum einzige Male an diesem kühlen Februarabend den herausragenden Keeper Kevin Trapp überwand, der wie schon beim 2:1-Sensationssieg am 3. Oktober vergangenen Jahres zeitweise über sich hinauszuwachsen schien.

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"Wir haben viel investiert, aber man kann gegen Bayern nicht alles verteidigen", sagte Trapp. Der beste Frankfurter hatte hinterher sogar Zuspruch von Bayern-Trainer Julian Nagelsmann erhalten, der sich über einen "wertvollen Sieg" freute. "Wir hatten die nötige Ruhe, eine gute Kontrolle und haben stabil verteidigt. Insgesamt finde ich, dass es von uns ein guter Schritt war", sagte der 34-Jährige, der nach fünf Spielen mit mindestens einem Gegentor naturgemäß den Zu-Null-Erfolg herausstellte. Imposant sah zudem die Zweikampfquote mit 62 Prozent gewonnenen Duellen seines konzentriert wie engagierten zu Werke gehenden Ensembles aus, was Nagelsmann explizit hervorhob: "Wir waren die aggressivere Mannschaft, deshalb war der Sieg verdient."

Doch es gab noch eine andere Ebene, die über den Sport hinausreichte und auf Münchens Torjäger Robert Lewandowski zurückging. Mit seiner Armbinde in den ukrainischen Landesfarben hatte der Weltfußballer sich mit dem kriegsgeplagten Nachbarland seiner Heimat Polen solidarisiert. "Ich habe das heute Morgen entschieden", erklärte der 33-Jährige bei Sky. "Wir wissen, was da passiert und dass die gesamte Welt das nicht akzeptiert. Wir müssen die Ukraine unterstützen."

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Zuvor hatte er schon via Twitter die Ankündigung des polnischen Fußballverbandes unterstützt, die für Ende März geplanten WM-Playoff-Partie gegen Russland nicht zu spielen. "Ich kann mir nicht vorstellen, in einem Monat auf den Platz zu gehen und zu vergessen, was passiert. Klar, der Sport ist die eine Sache - aber das kann man nicht aus dem Kopf bekommen und vergessen." Daran ändere auch die Tatsache nichts, dass die russischen Spieler nichts für den Krieg könnten. Nagelsmann äußerte in der Pressekonferenz Verständnis für seine Nummer neun. "Er geht jedem nahe. Es ist nicht so leicht, sich auf den Job zu konzentrieren."

Vor dem Spiel: Frankfurt sendet eine klare Botschaft. (Foto: Michael Probst/AP)

Nachdem in dem zur Hälfte gefüllten Frankfurter Stadion die Schweigeminute "für den Frieden und als Zeichen der Anteilnahme" vorüber war, hielten sich die beiden Mannschaften im sportlichen Wettstreit nicht zurück. Es entwickelte sich anfangs eine interessante Partie, in der sich die Hessen mutig präsentierten. Zwar besaß Benjamin Pavard per Dropkick die erste Chance für den Rekordmeister (4.), doch war die Gelegenheit von Filip Kostic zur Frankfurter Führung auf der Gegenseite ungleich besser: Der von Jesper Lindström glänzend in Szene gesetzte Linksaußen legte denn Ball nur hauchzart am langen Pfosten vorbei (7.). "Für uns war die Leistung ganz klar ein Schritt in die richtige Richtung", sagte Trainer Oliver Glasner.

Die Eintracht war gegenüber den blassen Vorstellungen der Vorwochen nicht wiederzuerkennen und bot dem "Lieblingsgegner" aus München - drei der letzten fünf Bundesligaspielen hatten die Frankfurter gewonnen - vor allem kämpferisch Paroli. Doch das Chancenplus war schon vor der Pause deutlich: Der von Nagelsmann für seinen immensen Fleiß gelobte Jamal Musiala setzte einen Kopfball zu hoch an (10.), Lewandowski zielte mit seinem Kopfstoß nur knapp neben den rechten Pfosten (34.). Zudem parierte Trapp einen Fernschuss von Kingsley Coman (24)., dann warf er sich kopfüber einem Coman-Nachschuss in den Weg - und bekam die Kugel aus kürzester Distanz ans Kinn geschossen (39.).

Selbstredend war es auch Trapp, der erneut gegen den frei stehenden Lewandowski klärte (60.). Es musste erst Sané eingewechselt werden, den Nagelsmann draußen gelassen hatte, "um Offensivpower nachlegen zu können", wie er sagte, damit der Bann brach: Elegant bugsierte der Nationalspieler nach einem perfekten Pass des wieder deutlich präsenteren Kimmich den Ball an Trapp vorbei. "Das war ein Kampfsieg. Wir haben es ordentlich gemacht. Wir hätten früher in Führung gehen können. Die Mentalität war echt gut. Das war wichtig", sagte Kimmich.

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