FC Bayern in der Einzelkritik:Lewandowskis Zeichen

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Kapitänsbinde in Ukraines Farben: Weltfußballer Robert Lewandowski. (Foto: Alex Grimm/Getty Images)

Der Stürmer trägt eine Ukraine-Binde am Arm, Joshua Kimmich ist zurück im Flow - und Julian Nagelsmann wechselt den Siegtorschützen ein. Die Bayern in der Einzelkritik.

Von Sebastian Fischer

Sven Ulreich

(Foto: Jan Huebner/imago)

Meistens steht der Kapitän beim FC Bayern im Tor, und damit war man an diesem Samstag schon bei zwei Themen des Abends: Herausforderungen für Bayern-Trainer Julian Nagelsmann und Symbolkraft. Neben Manuel Neuer (nach Knie-OP) fiel in Frankfurt auch Thomas Müller (Corona) aus. Die Binde, an diesem Abend in Ukraines Landesfarben blau und gelb, trug nicht Ersatztorwart Ulreich, sondern Robert Lewandowski (siehe unten). Und Ulreich? Spielte in seinem vierten Saisonspiel zum ersten Mal zu Null, rettete unter anderem gegen Filip Kostic (Bild oben).

Benjamin Pavard

(Foto: Arne Dedert/dpa)

Mit der Beschreibung von Pavards Position war man bei Nagelsmanns nächster Herausforderung. Der Bayern-Coach stellte so auf, dass ein Wechsel zwischen Dreierkette und Viererkette leicht möglich war, je nach Spielsituation. Dass Pavard nach drei Minuten die erste Torchance vergab, legte nahe, dass die Münchner im Ballbesitz mit einer Dreierkette spielten und der Franzose auf dem rechten Flügel angriff. Für die Risiken dieser Grundordnung kann Pavard nichts. Dass er aber für die Position rechts vorne nicht der geborene Fußballer ist, anders als der mit einer Herzmuskelentzündung noch fehlende Alphonso Davies auf links, diese These konnte Pavard einmal mehr nicht vollends widerlegen. Aber er bemühte sich auffällig - und trug damit auf seine Weise Entscheidendes zum Sieg bei.

Dayot Upamecano

(Foto: Jan Huebner/imago)

Der wohl meistkritisierte Bayern-Verteidiger der gegentorreichen vergangenen Wochen (sechs in drei Pflichtspielen) hatte es sofort wieder schwer: Nach sieben Minuten ließ Upamecano beim Frankfurter Konter Filip Kostic allein, weil er Niklas Süle half. Sie waren halt hinten nur zu dritt - und hatten Glück, dass Kostic daneben schoss. Für Upamecano lief der Abend aber nicht schlecht: Er musste noch oft zur Hilfe eilen und kam meistens rechtzeitig.

Niklas Süle

(Foto: Arne Dedert/dpa)

Der formstärkste Münchner Verteidiger der vergangenen Tage ist bekanntlich von Sommer an ein Dortmunder Verteidiger, was die Dinge für Nagelsmann verkompliziert. Selbst als ihn sein Gegenspieler Jesper Lindström einmal kräftig schubste, kontrollierte er den Ball mit der Hacke. Eine exemplarische Aktion, obwohl ein paar wenige Fehlpässe diesmal auch dabei waren.

Lucas Hernández

(Foto: Alex Grimm/Getty Images)

Ist noch etwas weniger Außenverteidiger als Pavard auf rechts, deshalb gehörte er zur Kette aus drei Innenverteidigern, und die Rolle auf dem linken Flügel übernahm eher Kingsley Coman vor ihm. Ähnlich wie von Upamecano wird auch von Hernández mehr erwartet, als er in den vergangenen Wochen zeigte. Rannte einmal quer über den Platz, um den Frankfurter Christopher Lenz zu schubsen und Pavard in einem Streit zu verteidigen. Soll aber eigentlich eher Angriffe aufs Tor abwehren. Machte das immerhin wieder in der raubtierartigen Weise, mit der er einst bei Atlético Madrid berühmt wurde.

Marcel Sabitzer

(Foto: Michael Probst/AP)

Der nächste formschwache Bayern-Spieler mit der Gelegenheit für den Gegenbeweis: Erst zum dritten Mal überhaupt seit seinem Wechsel aus Leipzig im Sommer auf seiner besten Position im zentralen Mittelfeld in der Startelf. Zur Halbzeit mit rund der Hälfte der Ballkontakte seines Nebenmanns Kimmich und deutlich weniger Akkuratesse in seinen Pässen. Ist aber natürlich auch ein fieser Vergleich. Nach rund einer Stunde ausgewechselt - der Gegenbeweis steht weiter aus.

Joshua Kimmich

(Foto: Eibner-Pressefoto/imago)

Am auffälligsten zuletzt in der Analyse, wenn er erklärte, dass die Bayern gerade weder "Weltklasse-Mentalität" noch "Flow" haben. Ließ sich einmal tunneln und musste Ajdin Hrustic dann auf Kosten einer gelben Karte kurz vor dem Strafraum foulen, was nicht gerade nach Flow aussah. Der Rest seines Spiels sah allerdings sehr wohl danach aus. So gut wie alles Produktive lief über ihn. So war es auch bei seinem Traumpass auf Leroy Sané vor dem 1:0.

Serge Gnabry

(Foto: Claus/HMB Media/imago)

Fiel in den vergangen Wochen mehr mit Fehlern als mit gelungenen Aktionen im Angriffsspiel auf, womit er seinen Teil zur bayerischen Konter-Anfälligkeit beitrug. Sein Auftritt in Frankfurt war zwar kein nachhaltig beeindruckender, aber ein solider. Es gab wenig, das man ihm vorwerfen konnte.

Jamal Musiala

(Foto: Gawlik/Beautiful Sports/imago)

Musste Thomas Müller ersetzen, was schon allein verbal natürlich unmöglich ist, zumal für einen jungen Mann wie Musiala, der am Samstag seinen 19. Geburtstag feierte. Rein fußballerisch kann er dem hohen Anspruch allerdings schon erstaunlich nahekommen. Näherte sich zum Beispiel mit einem Kopfball auf fast müllerhaft-unkonventionelle Weise dem Tor und war an vielen Kombinationen entscheidend beteiligt. Auch an jener vor dem Tor.

Kingsley Coman

(Foto: Michael Probst/AP)

Womöglich einziger Münchner im Flow, nach eigener Aussage nämlich in "top top" Verfassung, so gab es jedenfalls Nagelsmann unter der Woche wieder. Schoss in der torgefährlichsten Szene der ersten Hälfte Frankfurts Kevin Trapp den Ball aus nächster Nähe ins Gesicht. Trug die Verantwortung für den linken Flügel - und war nicht nur oft im Bild, weil die Frankfurter über ihre rechte Seite häufig angriffen.

Robert Lewandowski

(Foto: Alex Grimm/Getty Images)

"Wir können nicht so tun, als ob nichts passiert", so hat sich Lewandowski als Polens Kapitän dazu geäußert, dass seine Nationalmannschaft in den WM-Qualifikations-Playoffs nicht gegen Russland antreten will. Als er nun erstmals in dieser Saison auch als Bayerns Kapitän auflief, stand in Frankfurt "Stop it, Putin!" auf der Leinwand - und seine Binde hatte aus Solidarität mit der von Russland angegriffenen Ukraine die Landesfarben blau und gelb. Nach einer Stunde mit der ersten großen Chance, am Tor mit einem Gegner bindenden Laufweg beteiligt - angesichts der Münchner Taktik-Debatten dieser Tage ja auch nicht ganz unwichtig.

Einwechselspieler

In der 67. Minute wechselte Nagelsmann Leroy Sané für Sabitzer ein, riskierte mit der Umstellung auf nur einen Sechser viel - und leitete damit den Siegtreffer ein. Nur vier Minuten später traf Sané. Und weitere elf Minuten später brachte Nagelsmann in Marc Roca wieder einen defensiven Sechser. Das nennt mal wohl einen Plan, der aufgeht. Eric Maxim Choupo-Moting kam auch noch für die Schlussminuten.

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