FC Bayern in der Einzelkritik:Ein echtes Müller-Tor ins falsche Netz

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(Foto: Markus Ulmer/ULMER Pressebildagentur/Imago)

Thomas Müller unterläuft das erste Eigentor seiner Karriere - natürlich auf unkonventionelle Art und Weise. Der künftige Dortmunder Niklas Süle zeigt dagegen, dass er eigentlich einer für den FC Bayern ist. Die Münchner in der Einzelkritik.

Von Martin Schneider

Sven Ulreich

(Foto: Sven Hoppe/dpa)

Konnte es nicht fassen: Alles an seiner Körpersprache (und vermutlich auch sein Mund) sagte in Richtung Thomas Müller: "Junge, ich war doch da. Ich hätte ihn gehabt" (siehe Foto). Tja. Hätte eine Leverkusener Freistoßflanke lockerleicht fangen können - doch der Müllerthomas (siehe dort) sprang hinein und bugsierte den ehemals harmlosen Ball in Ulreichs Tor. Machste nix. War kurze Zeit später zur Stelle, als er sich in einen Schuss von Charles Aranguiz warf. War kurz vorm Ende ebenfalls zur Stelle, als er Frimpongs Schuss blockte. Bewahrte seine Mannschaft so vor einer Niederlage.

Benjamin Pavard

(Foto: Andreas Schaad/AP)

Rettet manchmal total brenzliche Szenen, ohne dass man sich groß daran erinnert, so auch gegen Leverkusen, als er einmal Florian Wirtz entscheidend störte, als er kurz nach der Pause einen Schuss von Amine Adli blockte und fast unmittelbar danach Moussa Diaby störte. Machte viel richtig in diesem Spiel, in dem er aber auch - das muss man so klar sagen - viel zu viel zu tun hatte für einen Bayern-Abwehrspieler in der heimischen Arena.

Niklas Süle

(Foto: Alex Grimm/Getty Images)

Wäre dieser Süle nicht einer für den FC Bayern? Deutscher Nationalspieler, erst 26 Jahre alt, robust, schnell, torgefährlich - so einen kann man doch nicht zu, sagen wir, Borussia Dortmund lassen? Naja. Bayerns Vorstandschef Oliver Kahn sagte vor dem Spiel bei Sky auf die Frage, wie er Süles augenscheinlich starke Leistungen für die Münchner nach dessen Wechselankündigung zum Rivalen beurteile, dass dies für eine "absolute Professionalität" des Verteidigers spreche. Was insofern eine bemerkenswerte Aussage ist, weil aus dem Bayern-Umfeld kolportiert wurde, Süles mangelnde Professionalität (Stichwort: Gewicht) sei auch ein Grund für den Abschied. Fest steht jedenfalls: Süle spielte auch gegen Leverkusen stark, erzielte den Treffer zum 1:0 (nach Konfusion in der Leverkusener Abwehr), seine Mitspieler herzten ihn danach innig. Dass die traurig ob seines Weggangs sind, davon kann man ausgehen. Holte sich in der Nachspielzeit noch den Jubel des Stadions ab, als er Frimpong sauber abgrätschte.

Dayot Upamecano

(Foto: Jan Huebner/Blatterspiel/Imago)

Es ist ja nicht so, als dass man ihm in München nicht wohlgesonnen wäre, im Gegenteil. Bekam in der Anfangsphase Szenenapplaus des zurückgekehrten Publikums, weil er einen langen Ball gegen den schnell Florian Wirtz souverän ablief. Und nun das große "Aber": Leistete sich allein in der ersten Halbzeit zwei absolut haarsträubende Fehlpässe, von denen einer eigentlich zu einem Gegentor führen muss, nur der Pfosten verhinderte Adlis Abschluss. Schwierige Phase gerade für ihn.

Omar Richards

(Foto: Mladen Lackovic/Imago)

Vor dem Spiel sagte Trainer Julian Nagelsmann, Omar Richards habe sich den Einsatz verdient, zur Wahrheit gehört aber auch, dass außer ihm kaum noch ein Linksverteidiger einsatzfähig ist. Alphonso Davies ist noch nicht fit, Lucas Hernandez gesperrt. Richards erster Auftritt in einer Viererkette gegen Fürth war unglücklich, gegen Leverkusen zeigte er sich stark verbessert, obwohl die Aufgabe ungleich schwerer war und er mit Jeremy Frimpong auch noch einen der formstärksten Gegenspieler der Liga zu bearbeiten hatte. Bot sich trotzdem aktiv an, forderte die Bälle, hatte viele Szene, musste sich nur einmal mit einem taktischen Foul retten. Hatte in der 61. Minute noch eine gute Kopfballchance, ehe er gegen Marcel Sabitzer ausgewechselt wurde - was definitiv nicht an seiner Leistung lag.

Joshua Kimmich

(Foto: Alex Grimm/Getty Images)

Musste sich den Spott der Leverkusener Fans anhören ("Kimmich, lass dich impfen") aber dieses Thema wirkt wie aus einer anderen Zeit. Ist wieder die Drehscheibe des Münchner Spiels, hatte bei fast jedem Angriff den Ball am Fuß, seine Ballkontaktzahlen erreichten am Ende fast Xabi-Alonso-Werte. Leistete sich einmal einen potentiell gefährlichen Fehlpass. Nach vorne wurde er nicht müde, Eckball um Eckball zu schlagen. Einen verwandelte Niklas Süle, wobei die Leverkusener vorher so unkoordiniert verteidigten, dass Kimmich keine Vorlage gutgeschrieben werden kann.

Jamal Musiala

(Foto: Jan Huebner/Blatterspiel/Imago)

Man dachte ja eigentlich, das mit Musiala auf der Achter-Position sei nur ein Not-Manöver aber Julian Nagelsmann scheint das Durchzuziehen. Wobei: Auch hier wäre wohl die einzige Alternative Marc Roca gewesen, da Marcel Sabitzer offenbar nicht zu einhundert Prozent fit war. Musiala bot gegen Leverkusen wieder einen Auftritt mit all seinen Stärken und Schwächen. Hat eine unglaubliche Ballbehandlung und - führung. Kreierte so gefährliche Situationen in der Anfangsphase, verlor dann einen Ball, den man im Zentrum nicht verlieren darf, zwang Leverkusens Torhüter Lukas Hradecky dann wieder zu einer starken Parade.

Kingsley Coman

(Foto: Christian Kolbert/kolbert-press/Imago)

Hat so ein bisschen das Problem, dass er den Maßstab für seine Leistungsbewertung sehr hoch angesetzt hat. War in den vergangenen Spielen oft der sogenannten Unterschiedsspieler - gegen Leverkusen gelang ihm das nicht. Nicht falsch verstehen, Coman war gut, ist stets kaum zu verteidigen, aber entscheidend durch kam er gegen Leverkusen nicht. Seine auffälligste Aktion war ein erfolgreicher Defensivzweikampf gegen Florian Wirtz, holte sich später für ein ungeschicktes Foul auch noch eine verdiente gelbe Karte ab. Wurde von Leverkusen und speziell von Mitchell Bakker aber auch richtig hart bearbeitet, der unter akuter Gelb-Rot-Gefahr ausgewechselt werden musste.

Thomas Müller

(Foto: Straubmeier/Nordphoto/Imago)

Was soll man sagen? Thomas Müller ist einfach in jeder Situation Thomas Müller und da ist es nur konsequent, dass er auch das erste Eigentor seines Lebens auf die typische Müller-Art erzielte - wie es sonst niemandem passieren würde. Sprang aus Gründen, die er vermutlich nur selbst kennt und die er nach dem Spiel hoffentlich erklärt, in eine eigentlich harmlose Freistoßflanke und beförderte sie so am verdutzten Ulreich vorbei ins Tor. Hatte Ulreich nicht gerufen? Hatte Müller nichts gehört? War jedenfalls nicht sein Tag, tatsächlich stand er schon der 16. Minute falsch, da blockte er aus Versehen einen Lewandowski-Schuss, der sehr gefährlich unterwegs war. Der Pole guckte ungläubig in Richtung seines Sturmpartners, dessen herausragende Fähigkeit es eigentlich ist, immer richtig zu stehen. Heute nicht.

Serge Gnabry

(Foto: Markus Fischer/Passion2Press/Imago)

Bei Serge Gnabry ist es oft so: Es fehlt nicht viel, aber die kleine Differenz reicht dann, damit aus einem engagierten Spiel kein gutes Spiel wird. Viele Sprints, für einen Flügelflitzer auch viele Ballkontakte, zwei gute Abschlüsse - die beide aber eben knapp nicht reingingen. In der 28. Minute flog sein Schuss um einen Hauch am Außenpfosten vorbei, in der Nachspielzeit der ersten Hälfte traf er das Außennetz. Musste in der 74. Minute Eric-Maxim Choupo-Moting weichen.

Robert Lewandowski

(Foto: Andreas Gebert/REUTERS)

Jedes Spiel ohne Lewandowski-Tor ist ja mittlerweile erwähnenswert. Also: Es war ein Spiel ohne Lewandowski-Tor. Kann man es dem Weltfußballer zum Vorwurf machen? Eher nicht. Vergab keine klare Torchance, erarbeitete sich seine wenigen Gelegenheiten dafür selbst, machte überhaupt viele Wege nach hinten. Ansonsten: Unauffällig. Ja, auch das kommt vor.

Einwechselspieler

Das wäre es natürlich gewesen für Marcel Sabitzer: Erste Aktion, direkt das Siegtor - es fehlte nicht viel, aber Hradecky hatte seinen Fuß dazwischen. Leroy Sané und Bouna Sarr kamen auch noch in die Partie, einen großen Unterschied machten sie aber nicht mehr.

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