FC Bayern im DFB-Pokal:Die Neuen legen los

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Im Pokal erstmals im Bayern-Tor: Zugang Alexander Nübel (Mitte), der als Reservist schon erste Titelfeiern miterleben durfte. (Foto: Alexander Hassenstein/Getty Images)

Roca, Sarr, Costa, Choupo-Moting, Nübel: Im Pokalspiel gegen Fünftligist Düren dürfen sich viele Zugänge präsentieren. Das versichert Trainer Flick - und springt in einer anderen Frage dem Bundestrainer zur Seite.

Von Thomas Hürner, München

Besser sein als Barcelona oder der FC Schalke, das klingt zunächst nach einem etwas überambitionierten Vorhaben für einen Verein aus der Mittelrheinliga. Aber so niedrigschwellig war die zu überwindende Hürde ja noch nie: Neuerdings muss man dafür bekanntlich nicht einmal ein besonders imposantes Ergebnis anstreben. Man muss lediglich weniger als acht Gegentore kassieren. Und dann springen bei einer engagierten Leistung vielleicht sogar noch ein, zwei Ehrentreffer raus. Klingt gar nicht mal so unfassbar unrealistisch, was sich Fünftligist 1. FC Düren für das Duell mit Champions-League-Triumphator FC Bayern vorgenommen hat.

Dafür gibt es ja schließlich die erste Runde des DFB-Pokals: Die Kleinen fordern die Großen heraus, und wenn's schon nicht mit dem Weiterkommen klappt, dann sollen wenigstens ein paar Anekdoten in Erinnerung bleiben. Und wer weiß: Die sogenannten Fußballwunder kommen zwar immer seltener vor, weil die Großen immer größer und die Kleinen immer kleiner werden. Aber so ein 8:2, wie es dem FC Bayern jüngst gegen den FC Barcelona gelang, war ja auch nicht unbedingt zu erwarten.

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Ausgesprochen ungünstig für die Dürener ist allerdings die Tatsache, dass Hansi Flick nicht immer schon Champions-League-Siegercoach war, sondern einst auch mal Trainer des FC Bammental oder der damals noch unterklassigen TSG Hoffenheim. Ein wertvoller Erfahrungsschatz also vor dem Besuch des 1. FC Düren in der Münchner Arena an diesem Donnerstag (20.45 Uhr/Sky und Sport1) zur nachgeholten Erstrundenpartie im DFB-Pokal, den Flick vor dem Anpfiff extra betonte: "Ich weiß selbst, mit was für einer Vorfreude man in so ein Spiel reingeht. Jeder will zeigen, was er kann, jeder Einzelne von Düren wird über sich hinauswachsen." Letztlich mache es für einen Trainer des FC Bayern sowieso keinen Unterschied, ob der nächste Gegner nun Barcelona, Dortmund, Bielefeld oder Düren heiße, so Flick weiter: "Wir haben immer den notwendigen Respekt und uns dementsprechend vorbereitet."

Das mit der Vorbereitung ist während einer Länderspielpause immer so eine Sache, da sich meist vier Fünftel des Kaders auf Europa- oder Weltreise befinden. Aber womöglich wurde sogar auch an diese Situation gedacht, als jüngst die Angreifer Eric Maxim Choupo-Moting und Douglas Costa, der Mittelfeldmann Marc Roca sowie Rechtsverteidiger Bouna Sarr in München präsentiert wurden. Die vier Zugänge stellen die Mannschaft nicht nur in der Breite deutlich besser auf, sie sind aktuell auch keine Nationalspieler, weshalb während der Länderspiel-Pausen fortan ein relativ seriöser Trainingsbetrieb sichergestellt werden kann. Choupo-Moting, Costa, Roca und Sarr sollen gegen Düren ihr Debüt geben, versichert Flick, im Training hätten alle "einen sehr positiven ersten Eindruck" hinterlassen. "Zufrieden", sagte Flick aber auch, "ist man als Trainer immer erst dann, wenn die Neuen auch im Spiel ihre Leistung abrufen."

Uneingeschränkte Solidarität für Joachim Löw

Neben den vier Zugängen wird auch ein Profi spielen, dessen Transfer nach München bereits vor einigen Monaten festgestanden hatte. Und von dem nicht wenige dachten, er werde wegen der hausinternen Konkurrenz schon bald wieder ausgeliehen: Torwart Alexander Nübel. Für die Entscheidung, dass der Ex-Schalker gegen Düren hält, habe auch Manuel Neuer sein Verständnis signalisiert, stellte Flick klar. Bekanntlich spielt der Nationaltorwart am liebsten immer - am Dienstag aber war in Köln erst Länderspiel, da darf am Donnerstag schon mal der neue Stellvertreter ran. Ob Nübel jetzt die dauerhafte Pokal-Nummer-eins werden könne? Darüber habe er sich "noch keine Gedanken" gemacht, fand Flick eine diplomatische Antwort.

Von nahezu uneingeschränkter Solidarität zeugt hingegen, was Flick über die Kritik an Joachim Löw nach zuletzt eher dürftigen Spielen der Nationalmannschaft zu sagen hatte. "Jogi und sein Team" machten einen "sehr guten Job", erklärte Flick, der beim WM-Gewinn 2014 bekanntlich Löws Assistent war. Man möge doch bitte "ein bisschen zurückgehen und die Schärfe rausnehmen". Manche Experten, "die schon seit 25, 30 Jahren keinen Ball mehr an den Füßen hatten" - gemeint gewesen sein dürften unter anderem Lothar Matthäus oder Berti Vogts - seien schließlich diejenigen, die sich einst selbst als aktive Nationalspieler über die Kritik aus den Reihen der Ehemaligen aufgeregt hätten. "Und schwuppdiwupp", sagte Flick, "ist man selber auf der anderen Seite und haut das ein oder andere Ding raus."

Apropos raushauen: "Düren spüren" steht auf dem Teambus des Münchner Pokalgegners geschrieben, es ist das Vereinsmotto des Fünftligisten und als kleine Warnung an den Rekordmeister gedacht. Allerdings darf davon ausgegangen werden, dass Flick selbst dann nicht ins Kreuzfeuer der Kritik gerät, wenn Düren am Ende ein wenig besser als Barcelona oder Schalke abschneidet. Zur Erinnerung: Die verloren zuletzt 2:8 und 0:8.

© SZ vom 15.10.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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