Basketball-WM:Orlando bleibt entspannt

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Nach der Verletzung war Franz Wagner am Boden zerstört, mittlerweile sieht es wieder besser aus. (Foto: Tilo Wiedensohler/Camera4+/Imago)

Wann und ob Franz Wagner nach seiner Sprunggelenksverletzung bei der WM wieder für Deutschland auflaufen kann, wird auch von seinem NBA-Klub entschieden.

Von Ralf Tögel, Okinawa

Es war eine lange Nacht, erzählte Gordon Herbert am Samstagmittag in Japan, und wirkte sichtlich entspannter als am Vorabend. Da hatte der Basketball-Bundestrainer Fragen zum Zustand von Franz Wagner beantworten sollen und nicht so recht gewusst wie. Der 21-Jährige NBA-Profi war im letzten Viertel beim 81:63-Sieg gegen Japan in der Auftaktpartie der Weltmeisterschaft gegen Co-Gastgeber Japan umgeknickt und noch vor Spielende ins Krankenhaus gebracht worden. Neben Kapitän Dennis Schröder ist Wagner die Schlüsselpersonalie im Spiel der deutschen Mannschaft, sein Ausscheiden wäre eine arge Schwächung.

Das immerhin könne man ausschließen, gab Teamarzt Oliver Pütz etwas Entwarnung. Zwar würden die Bilder der MRT-Untersuchung aus der Klinik noch fehlen, die endgültigen Aufschluss über die Schwere der Blessur geben, jedoch: "Wir bekommen die CD mit den Bildern erst heute Nachmittag, aber es ist keine Verletzung, die ein Ende der WM für ihn bedeuten würde."

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Das Basketball-Nationalteam untermauert zum WM-Start beim 81:63 gegen Gastgeber Japan die hohen Ansprüche - Sorgen bereitet aber Franz Wagner, der verletzt vom Feld muss.

Von Ralf Tögel

Wagner war noch bis vier Uhr am Morgen behandelt worden, die erste Aufgabe des Teamarztes war hingegen moralischer Natur. Der Profi der Orlando Magic war arg geknickt nach seinem Malheur, Wagner humpelte vom Spielfeld und schlug verzweifelt mit der Faust gegen einen Stuhl. Offenbar hatte er in diesem Moment sein WM-Aus befürchtet. Aber schon im Krankenhaus habe der Hochtalentierte wieder gelacht und am Tag danach habe die Welt schon wieder freundlicher ausgesehen.

Ob Wagner im wichtigen Spiel am Sonntag gegen Australien mitwirken kann, wollte Pütz freilich nicht beantworten, zum einen stünden wichtige Informationen aus, zum anderen werde die Entscheidung nicht allein von der medizinischen Abteilung des Deutschen Basketball Bunds (DBB) getroffen.

"Das gibt anderen Spielern Möglichkeiten", sagt Trainer Gordon Herbert, falls Wagner nicht rechtzeitig fit wird

Herbert sagte zwar, dass "Franz immer spielen will", doch da werde dessen Arbeitgeber ein Wort mitreden. Die Orlando Magic haben für die Wagner-Brüder, auch Moritz, 26, spielt für den NBA-Klub aus Florida, eine Athletiktrainerin und Physiotherapeuten nach Okinawa entsandt, die in ständigem Austausch mit der medizinischen Abteilung des Klubs stehe. "Das wird im Team entschieden", so DBB-Teamarzt Pütz, "aber sie wissen, dass wir kein Risiko eingehen werden". Die Zusammenarbeit mit dem Verein sei gut, so Pütz, er habe noch im Krankenhaus ein Foto vom Bildschirm gemacht und nach Orlando geschickt, "eine CD gab es ja noch nicht. Aber in Orlando sind sie ganz entspannt."

Für eine schnelle Genesung jedenfalls werde alles getan, denn die Partie gegen die Australier, die in ihrem ersten Spiel die Finnen mit 98:72 Punkten deklassierten, dürfte bereits über den ersten Platz in der Gruppe E entscheiden. Ein Sieg wäre wichtig, denn die Punkte aus der Vorrunde werden in die Hauptrunde mitgenommen, in der die ersten beiden Teams der Gruppe F mit Favorit Slowenien warten.

Co-Kapitän Johannes Voigtmann sprach von einem Rückschlag für die Mannschaft, sollte Wagner bis dahin nicht fit werden: "Wir haben große Ziele hier und in unseren Plänen spielt er eine entscheidende Rolle. Aber wenn es nicht klappt, müssen halt andere einen Schritt nach vorne machen." Das habe bei der EM nach den Verletzungen von Moritz Wagner und Isaac Bonga ja auch funktioniert: "So sind wir aufgestellt, das war bei der EM unsere Stärke, das soll wieder so sein, wir sind breit aufgestellt."

Ähnlich sieht es Trainer Herbert: "Sollte er nicht dabei sein, gibt es den anderen Spieler mehr Möglichkeiten zu spielen und Verantwortung zu übernehmen. Das ist die andere Seite de Medaille."

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