Basketball:Göttingens Siegesserie nur knapp gestoppt

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Göttingen (dpa) - Die BG Göttingen hat in der Basketball Bundesliga schon einige Top-Teams düpiert. Dabei präsentiert sich der Aufsteiger als Club mit ungewöhnlichen Eigenschaften: Der Coach wäscht Trikots, im Training springen Jugendliche ein und der Spielmacher glänzt als Entertainer.

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Göttingen (dpa) - Die BG Göttingen hat in der Basketball Bundesliga schon einige Top-Teams düpiert. Dabei präsentiert sich der Aufsteiger als Club mit ungewöhnlichen Eigenschaften: Der Coach wäscht Trikots, im Training springen Jugendliche ein und der Spielmacher glänzt als Entertainer.

Die neue Waschmaschine zum Weihnachtsfest kann Johan Roijakkers gut gebrauchen. „Ich wasche bei uns auch die Trikots“, erklärte der Trainer der BG Göttingen. Mit unerbittlichen Power-Basketball sorgt der Aufsteiger für Furore in der Bundesliga - selbst Ex-Meister Bamberg musste beim 93:86-Sieg lange zittern. Den Waschgang hatten nach der ungemein intensiven Partie die Trikots aller Spieler nötig.

„Ich bin stolz auf meine Mannschaft, dass sie so einen Gegner so in Bedrängnis bringen konnte“, sagte Roijakkers. Der smarte Niederländer unterschlug dabei, dass sein Team mit 14:14-Punkten längst nicht mehr als Underdog der Liga angesehen wird. Vor allem die Siege bei Meister Bayern München und zuletzt gegen Ulm untermauerten die Stärke des Neulings. Dennoch sieht der BG-Coach sein Team nicht als Playoff-Kandidaten: „Dafür fehlen uns noch zwei gute Spieler.“

Roijakkers klagte vor allem über die Trainingsbedingungen. Lediglich zehn Profis hat der Club unter Vertrag genommen. Wenn Spieler krank oder verletzt sind, müssen Jugendliche einspringen, damit überhaupt ein Trainingsmatch stattfinden kann. Der Mini-Kader hat sich entgegen aller Unkenrufe als wettbewerbstauglich erwiesen. Das Team aus der Universitätsstadt, in der die Korbjäger seit Jahrzehnten den Fußballern den Rang ablaufen, hat schon sieben Siege auf dem Konto. Absteiger Vechta schaffte in der vorigen Saison insgesamt nur sechs.

Top-Scorer Raymar Morgan, ein sicherer Distanzschütze und Abräumer unter den Körben, sowie der quirlige Spielmacher Khalid El-Amin sind die Stützen des BG-Teams. Der 35 Jahre alte El-Amin, früher auch in der NBA bei den Chicago Bulls aktiv, besitzt neben viel Erfahrung auch Entertainer-Qualitäten. Während des Dribblings bindet er sich schon mal die Hose zu. Erst als El-Amin in den letzten sechs Minuten die Luft in der Göttinger Lokhalle etwas ausging, wandelte die lange Bamberger Garde einen 71:80-Rückstand in den Favoritensieg um.

Zuvor hatten Morgan (37) und El-Amin (22) mit ihren Punkten Bambergs Cheftrainer Andrea Trinchieri fast in den Wahnsinn getrieben. Der umtriebige Italiener kassierte zwei technische Fouls und musste die Halle verlassen. „Der Rauswurf hat uns zusätzlich gepusht. Wir haben gegen ein sehr starke Team gespielt“, sagte Gäste-Co-Trainer Ilias Kantzouris.

Die 3700 Göttinger Fans feierten ihr Team trotz der Niederlage und fühlten sich an 2010 erinnert, als die BG an gleicher Stelle die EuroChallenge gewann. Aus dem damaligen Team ist in Robert Kulawick nur ein Spieler übrig geblieben. Es folgten der sportliche Abstieg in die 2. Liga und eine Insolvenz. „Wir müssen weiterhin auf die Finanzen achten“, betonte Geschäftsführer Frank Meinertshagen.

Trainer Roijakkers würde gerne alle Heimspiele von der Sparkassen Arena in die Lokhalle mit ihrer besonderen Atmosphäre verlegen. Doch wegen der teuren Hallenmiete ist das nur noch einmal diese Saison möglich. Im Rahmen des Weihnachtsspecials wollen die Göttinger am 30. Dezember den niedersächsischen Nachbarn EWE Baskets Oldenburg in der Lokhalle bezwingen - mit viel Dampf und frisch gewaschenen Trikots.

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