Basketball:Leerer Blick fürs Wesentliche

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In Mailand waren Isaac Bonga (li.) und die Bayern chancenlos, in Braunschweig erkämpften sich die Münchner einen Sieg. (Foto: Simone Lucarelli/Zuma Press/Imago)

Nach der Niederlage in Mailand und dem vorzeitigen Aus im Kampf um die Euroleague-Playoffs müht sich der FC Bayern in der Bundesliga zu einem Sieg in Braunschweig - und kann den Fokus auf die Meisterschaft legen.

Da saß Andrea Trinchieri am Spielfeldrand und starrte ins Leere. Es kommt ja eher selten vor, dass man den Trainer der Münchner Basketballer regungslos verharrend erwischt, aber dieses Wochenende hat ihn viel Energie gekostet. Erst die deutliche 74:99-Niederlage seines FC Bayern bei Armani Mailand, dann am Sonntag ein hart erkämpfter 74:63-Erfolg bei den Löwen Braunschweig. Nach einem guten Start und schneller 21:13-Führung nach dem ersten Viertel hatten die Münchner zusehends nicht nur mit den giftigen Gegnern, sondern auch mit ihren nachlassenden Kräften zu kämpfen. Zur Pause lagen sie 34:36 hinten.

Erst in der Schlussphase gelang es dem Favoriten, sich abzusetzen - vor allem dank Nick Weiler-Babb, der mit 19 Punkten bester Schütze war. Neben Weiler-Babb punktete noch Nationalmannschaftskollege Andreas Obst (15) zweistellig. Es ist letztlich die individuelle Klasse im Kader, die den FC Bayern solche Spiele gewinnen lässt. Schon vor Wochenfrist hatten sich die Münchner nur zwei Tage nach einem üblen 74:102 beim Euroleague-Primus Piräus in der Bundesliga bei Schlusslicht Bayreuth zu einem 80:79 gequält. Es ist stets dasselbe Muster: Die Gastspiele in der europäischen Königsklasse rauben physisch und mental viel Kraft, dann kommt ein Gegner, für den der Vergleich mit den Bayern das Spiel des Jahres ist.

Fünf Spiele in drei Tagen, dazu die Reisestrapazen quer über den Kontinent - das kostet die Mannschaft viel Energie

Und es geht in diesem Rhythmus weiter. Bereits am Dienstag gastiert der FCB bei Panathinaikos in Athen, Spiel drei innerhalb von fünf Tagen - da darf auch ein ansonsten energiegeladener Italiener mal erschöpft vor sich hin starren.

In Trinchieris Heimatstadt wurden am Freitagabend die letzten Hoffnungen zerschlagen, dass sein Team zum dritten Mal in Serie die Euroleague-Playoffs bucht. Nun kann sich der Trainer auf den nationalen Betrieb konzentrieren, was ihm im Mediolanum Forum vor 9500 Zuschauern kein Trost war: "Wir waren sehr schlecht und nicht bereit. Sie haben uns mit einem 25:8-Viertel überfahren."

Zwar halten Basketballspiele nicht selten die tollsten Volten bereit, aber an diesem Abend war die Entscheidung praktisch nach zehn Minuten gefallen, die Gastgeber hatten mehr Energie und Willen. Mailand kämpft nämlich noch verbissen um die Teilnahme an der K.-o.-Runde, wofür der italienische Rekordmeister in Shabazz Napier Ende Januar nochmals einen Hochkaräter mit einer langen NBA-Historie nachverpflichtet hat. Das ist bei Klubs mit so großer Finanzkraft - der italienische Meister wird von Modezar Giorgio Armani großzügig subventioniert - die übliche Vorgehensweise bei verletzungsbedingten Ausfällen.

Wenn die Euroleague für die Bayern vorbei ist, hält die Bundesliga ein paar englische Wochen bereit

Der US-Guard war in dieser hochwertig besetzten Auswahl mit 20 Punkten erwartungsgemäß Topscorer, auf Münchner Seite traf Distanzschütze Obst am besten. Der Nationalspieler hat ja gerade seinen Vertrag um drei Jahre verlängert. Aber auch dessen 27 Punkte wollten Trinchieri nicht trösten, zumal das Reboundspiel, eigentlich eine Stärke der Münchner, ohne den angeschlagen fehlenden Othello Hunter in Mailand wie in Braunschweig jeweils an den Gegner ging - ein Zeichen fehlender Kraftreserven.

Noch vier Partien müssen die Bayern in der Euroleague bewältigen, zwei immerhin in der heimischen Arena - ohne Reisestress. Am kommenden Freitag schon gastiert das französische Topteam aus Monaco im Audi Dome, am Dienstag davor geht es allerdings noch nach Athen, dann folgt das Spiel bei Real Madrid, ehe sich die Münchner am 14. April mit der Heimpartie gegen Kaunas aus der Euroleague verabschieden.

Große Entlastung ist aber auch danach nicht zu erwarten, denn die Bundesliga hält vor dem Beginn der Playoffs am zweiten Mai-Wochenende noch ein paar englische Wochen bereit, um die Hauptrunde rechtzeitig über die Bühne zu bringen.

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