Basketball-EM:Dämpfer durch Doncic

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Topscorer unter sich: Dennis Schröder (vorne) war bester deutscher Schütze, aber Luca Doncic traf für Slowenien noch besser. (Foto: Federico Gambarini/dpa)

Die deutsche Nationalmannschaft kassiert gegen Europameister Slowenien die erste Niederlage bei der Heim-EM. Der Gruppensieg gerät in Gefahr - aber gegen den slowenischen Spielmacher war diesmal nichts zu machen.

Von Ralf Tögel, Köln

"Ich bin jetzt mal ehrlich", begann Dennis Schröder sein Resümee am Dienstagabend, "ich glaube, wir haben diese Niederlage gebraucht." Ein Dämpfer zur rechten Zeit also, fand der Kapitän der deutschen Basketball-Nationalmannschaft, "der uns noch näher zusammenbringt". Mit 80:88 Punkten unterlag die Auswahl des Deutschen Basketball Bunds (DBB) Europameister Slowenien und kassierte damit die erste Niederlage bei der EM. Das Achtelfinale allerdings war nach dem 109:107-Sieg im Nervenkrimi gegen die Litauer nach zweimaliger Verlängerung bereits gebucht, auch der Titelverteidiger hatte das Ticket nach Berlin schon in der Tasche. Trotz dieser ersten Niederlage ist vor dem abschließenden Spiel in Köln gegen die Ungarn am Mittwoch der Gruppensieg immer noch möglich.

Wer den Slowenen im Training zusieht, kann sich bisweilen des Eindrucks nicht erwehren, dass sie das Turnier mit einer gewissen Lässigkeit angehen. Man mag das ökonomisches Haushalten mit den Kräften nennen, keine schlechte Idee eigentlich, bei einem so fordernden Turnier, das teilweise Spiele an aufeinanderfolgenden Tagen bereithält.

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Im Vergleich zu den hoch konzentrierten Einheiten der Gruppengegner wie Litauen oder Deutschland, könnte man das Auftreten des Europameisters als etwas arrogant interpretieren. Auch am Wochenende bei der überraschenden 93:97-Niederlage des Europameisters gegen die leidenschaftlich kämpfenden Bosnier sah es aus, als würden die Slowenen den Gegner lange nicht ernst genug nehmen. Und in den Schlussminuten gelang es auch ihrem hochtalentierten Anführer Luka Doncic nicht mehr, das Ergebnis umzubiegen.

Ein völlig anderes Bild bot sich dagegen am Dienstagabend. Die Slowenen verteidigten von der ersten Sekunde an mit hoher Intensität, gingen bissig in die Duelle und setzten den deutschen Spielern schon im Aufbau zu. Vor allem Franz Wagner, der in den Spielen zuvor so famos aufgespielt hatte, erfreute sich einer sehr aufmerksamen gegnerischen Defensive und blieb mit acht Punkten unter seinen Möglichkeiten.

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Selbst die Schrecksekunde, als Sloweniens wichtiger Center Mike Tobey beim Sprungball auf dem Fuß des Schiedsrichters landete, umknickte und in die Kabine musste, hinterließ nur kurz Wirkung, Tobey kam fünf Minuten später zurück und trug seinen Teil zur 44:36-Halbzeitführung bei. Vor allem aber einer wollte zeigen, dass immer mit ihm zu rechnen ist: Sloweniens Anführer Luka Doncic war kaum zu bremsen, schon zur Halbzeit hatte der Spielmacher der Dallas Mavericks 17 Punkte erzielt. Aber vorentscheidend enteilen konnte sein Team dennoch nicht.

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Fünf schnelle Punkte von Schröder, der sich phasenweise ein Duell mit Doncic um den Bestwert des Abends lieferte und mit 19 Punkten bester Schütze seines Teams war, sowie ein Rebound und ein Korbleger von Daniel Theis und Deutschland war wieder dran. Aber trotz großem Einsatz wollte die Führung nicht gelingen, die Slowenen gingen mit einem 61:55-Vorsprung in das finale Viertel. Auch dort waren die Wurfquoten der deutschen Spieler einfach zu schlecht, so konnte der Titelverteidiger, für den Doncic überragende 36 Punkte beisteuerte, stets einen kleinen Vorsprung wahren.

In Sachen Einsatz und Moral war den Gastgebern erneut keinerlei Vorwurf zu machen, in den Schlussminuten kam das Team von Gordon Herbert, in dem neben Schröder auch Maodo Lo (13) und Andreas Obst (14) zweistellig punkteten, nochmals auf fünf Punkte heran. Der Sieg aber ging letztlich verdient an die Slowenen, dank ihres wieder überragenden Spielmachers. Neben Doncic und dem ebenfalls starken Goran Dragic (18 Punkte), der für die Chicago Bulls in der NBA notiert ist, gab an diesem Abend die starke Defensive, ansonsten nicht die Lieblingsdisziplin des Titelverteidigers, den Ausschlag.

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