Basketball Bundesliga:Größere Aufgaben müssen warten

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Es war die erste wirkliche Prüfung dieser Saison und sie ging daneben: Die Basketballer des FC Bayern verlieren gegen Alba Berlin ihr erstes Heimspiel mit 79:85 und müssen erkennen, dass sie es gegen die Topteams der BBL schwer haben. Die Entscheidung bringt am Ende ein folgenschwerer Ballverlust eines erfahrenen Münchners.

Jonas Beckenkamp

Mit den gängigen Begrifflichkeiten ist es beim Basketball im Grunde genommen wie beim Fußball. Hier wie dort ist häufig von Schüssen, Fouls oder Trefferquoten die Rede - gleiches gilt für die sogenannte "Standortbestimmung".

Kapitän Steffen Hamann im Zweikampf - sein folgenschwerer Fehlpass führte am Ende zum Sieg der Gäste. (Foto: dapd)

Diesen Klassiker der Sportsprache bemühte vor dem Spiel der Bayern-Basketballer gegen Alba Berlin Gordon Herbert, der Trainer des Hauptstadtklubs: "An zwei aufeinanderfolgenden Wochenenden gegen die beiden großen Favoriten der Liga zu spielen, ist zum jetzigen Zeitpunkt eine gute Standortbestimmung", sagte der Kanadier, nachdem Alba zuletzt den ewigen Widersacher Bamberg besiegt hatte.

Der Bezeichnung "großer Favorit" dürften sie wiederum in München interessiert gelauscht haben, schließlich weiß man beim FC Bayern nach einem etwas holprigen Saisonstart noch nicht so recht, wie gut das aufgerüstete Team denn nun wirklich ist. Diesbezüglich lieferte die Begegnung mit den Berlinern am 10. Bundesliga-Spieltag zumindest ein paar Aufschlüsse: Um die großen Teams der Liga zu besiegen, fehlt es bei den Bayern noch. Gegen Berlin verloren die Münchner nach hartem Kampf mit 79:85 (43:39).

Als besonders brisant galt die Partie allein schon wegen der weitreichenden personellen Verflechtungen in beiden Lagern: Man kennt sich aus gemeinsamen Basketball-Abenteuern. Bayern-Coach Dirk Bauermann, der als Bundestrainer im Sommer drei Alba-Profis in seinen EM-Kader berufen hatte, versuchte deshalb gar nicht erst, den trockenen Spaßbremser zu spielen: "Sparen wir uns das Klischee, dass es kein besonderes Spiel ist. Das ist es - für die Mannschaft, den Verein und die Fans."

Und tatsächlich: Weil beim Aufsteiger mit Steffen Hamann, Jan Jagla, Alexander Nadjfeji, Demond Greene und Sportdirektor Marko Pesic fünf frühere Berliner stehen, ist Bauermanns These kaum von der Hand zu weisen. Hinzu kam, dass das Duell in der erstmals ausverkauften Rudi-Sedlmayer-Halle eine Premiere war: Bayern gegen Berlin - das hatte es im deutschen Basketball noch nie gegeben.

Die Münchner, die in Heimspielen bisher gerne den Start verschliefen, begannen die Partie konzentriert und schwungvoll: Zwei schnelle Dreier von Je'Kel Foster und einige Berliner Nachlässigkeiten bescherten ihnen eine 13:6-Führung.

Das kleine Polster nutzte Bauermann gleich, um Center Jared Homan seine ersten Bundesliga-Minuten zu geben - den 28-jährigen Amerikaner hatten die Bayern erst wenige Stunden zuvor von Virtus Bologna verpflichtet, um endlich auch unter dem Korb über einen wuchtigen Zupacker zu verfügen. Ihre Punkte erzielten die Gastgeber aber weiterhin eher aus der Distanz - nach Ende des ersten Viertels stand es 22:21.

Im Vergleich zum Saisonbeginn wirkte die Offensive des Liganeulings flüssiger, eingespielter und variabler. Kapitän Hamann überwand immer wieder mit energischen Dribblings die enge Ganzfeld-Deckung der Berliner und organisierte geschickt das Spiel. Münchner Korberfolge resultierten vor allem aus offenen Würfen, guten Pässen und präzisen Schnellangriffen - eigentlich untypisch für Bauermanns kontrollierten Systembasketball.

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Steffen Hamanns Offensivqualitäten reichen auf Topniveau nicht aus, das Schlitzohr Aleksandar Nadjfeji glänzt dagegen mit hohem Basketball-IQ. Center Ruben Boumtje-Boumtje begeistert nicht nur mit seinem Namen und der US-Koloss Darius Hall erinnert an Shaquille O'Neal. Am Samstag bestreiten die Basketballer des FC Bayern ihr erstes Bundesliga-Heimspiel.

Von Jonas Beckenkamp

Angefeuert vom traditionell engagierten Edelfan Bastian Schweinsteiger (er fuchtelte wild mit seinen Armen herum, als habe er seine Schulterverletzung bereits auskuriert) erarbeitete sich der Tabellensiebte bis zur Pause eine 43:39-Führung.

In der Pause führten dann zwei in Gold gekleidete Zappelphilippe aus Holland eine Tanznummer im Roboterstil auf, während Alba-Manager Marco Baldi und Bayern-Sportdirektor Marko Pesic fleißig Interviews gaben - das Engagement des langjährigen Berliners Pesic in München hatte der Alba-Boss unlängst als "eine wunderbare Geschichte" bezeichnet, als hätte es noch einer Untermauerung der engen Nord-Süd-Beziehungen bedurft.

Als auf dem Parkett wieder die Turnschuhe der Spieler quietschten, lieferten beide Teams ein wenig Basketball-Spektakel: Albas Brice Taylor stopfte einen Abpraller direkt aus der Luft durch die Reuse, Bayerns Chevon Troutman hämmerte das Leder in bester Shaquille-O'Neal-Manier per Monsterdunk in den Korb und Berlins wuseligem Spielmacher Heiko Schaffartzik gelangen zwei flinke Dreier.

Plötzlich führten die Gäste mit vier Punkten und die Partie nahm an Intensität zu: Reihenweise schmissen sich die Bayern verlorengegangenen Bällen hinterher, was das Publikum mit großem Gebrüll honorierte - doch es half nichts. Alba bestrafte die immer löchriger wirkende Münchner Verteidigung mit mehreren einfachen Körben und blieb vorne.

Spätestens jetzt pausierten die vielen Freundschaften zwischen beiden Teams. Dass die Partie ein enges Ende finden würde, war nun allen klar, zumal die Münchner sich mit viel Herz wieder zurückkämpften. Nur noch zwei Minuten waren zu spielen, als die Bayern dank zweier Dreier des agilen Foster 79:76 vorne lagen. Doch Berlin fand eine Antwort: DaShaun Wood. Der beste Spieler der vergangenen BBL-Saison erhöhte sein Punktekonto mit sechs aufeinander folgenden Zählern auf 25 und Alba hatte wieder einen hauchdünnen Vorsprung.

Die Münchner mussten jetzt einen Korb erzielen, es liefen die letzten 20 Sekunden, doch Aufbauspieler Hamann unterlief ein folgenschwerer Fehlpass, der den Gästen den Sieg bescherte. Mit einigen Freiwürfen schossen sich die "Albatrosse" zu einem 85:79-Sieg - ein Ergebnis, das sowohl im Fußball als auch im Basketball als ganz enge Kiste durchgeht.

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