Australian Open:Mit Wombat-Pokal in den Favoritenkreis

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Ja, so sieht ein Pokal im Tennis aus: Ashleigh Barty ist trotzdem stolz, zu Recht. Denn immerhin stellt die Trophäe einen Wombat dar, und diese australischen Tiere sind wirklich zum Verlieben. (Foto: Dave Hunt/AAP/Imago)

Ashleigh Barty meldet sich nach einem Jahr mit einem Turniersieg zurück - und gehört plötzlich zu den möglichen Siegerinnen der Australian Open. Rafael Nadal bangt derweil um seinen Start.

Von Gerald Kleffmann, Melbourne/München

An diesem Sonntag hielt Ashleigh Barty etwas in die Höhe, das wie schon im vergangenen Herbst die Tennisgemeinde zum Staunen brachte. Im Herbst 2020 war die 24-Jährige mit einem Bier in der Hand abgelichtet worden, als riesiger Fan der Richmond Tigers hatte sie ihr Lieblingsteam während der Finalserie in der Australian Football League im Stadion unterstützt. Was völlig okay war. Aber auch skurril.

Zeitgleich hatten ja auch die French Open in Paris stattgefunden, die Barty ein Jahr zuvor gewonnen hatte. Es war ihr erster Grand-Slam-Titel, dem bis heute kein weiterer folgte, aus einem einfachen Grund: Barty hatte trotz der Wiederaufnahme der Tennistour an keinem weiteren Turnier teilgenommen. Ihr war die globale Corona-Lage nicht geheuer, so zog sie sich zurück und lebte eher so dahin. Mancher in Europa mochte sich gefragt haben: Was treibt die da in Australien? Immerhin war sie damals und ist heute noch die Nummer eins der Weltrangliste, was auch mit merkwürdigen Sonderregeln in Zeiten der Pandemie zusammenhängt. Seit Sonntag also, als Barty einen Pokal in Form eines wie gebacken aussehenden Wombats hochhielt, weiß die Szene: Fit gehalten hat sie sich.

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In Melbourne verläuft die Vorbereitung auf die Australian Open durchwachsen. In der NBA gibt es eine Posse um Kevin Durant. Sergio Ramos fällt bei Real Madrid lange aus.

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Als hätte sie nicht Ende Februar 2020 ihr letztes Turnier bestritten, zeigte sie in der vergangenen Woche ihr typisch variantenreiches Tennis, gewann im Finale der Yarra Valley Classic in Melbourne 7:6 (3), 6:4 gegen die Spanierin Garbiñe Muguruza und sagte danach seelenruhig: "Ich gehe gut vorbereitet in die Australian Open, ich bin bereit." Wer hätte gedacht, dass es nach all dem Quarantäne-Theater der vergangenen Wochen noch vor dem Start des Grand-Slam-Turniers im Melbourne Park an diesem Montag noch rasch eine sportliche Erfolgsgeschichte dieser Art geben würde?

Barty zählt mit ihrem neunten Einzel-Titel plötzlich wieder zum Kreis der Favoritinnen, wobei unklar ist, wie groß dieser Kreis ist. Diverse Topprofis hatten im Verlaufe der drei in Melbourne ausgetragenen Vorbereitungsturniere zurückgezogen, etwa Serena Williams (USA) und Viktoria Asarenka (Belarus). Unklar ist noch, ob aus taktischen Gründen, um sich zu schonen, oder ob wirklich Verletzungen vorlagen. Sehr real angeschlagen ist in jedem Fall Rafael Nadal, der Spanier hatte aufgrund einer Rückenblockade ganz auf einen Einsatz beim ATP-Cup verzichtet, am Sonntag erklärte er, er habe gerade erst wieder angefangen, den Aufschlag mal zu versuchen. Nadal trifft am Dienstag in der ersten Runde auf den Serben Laslo Djere. "Ich denke nicht darüber nach, nicht zu spielen", sagte er, aber gab auch zu: "Ich habe die letzten 15 Tage gelitten."

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