So haben sich die Bayern das wahrscheinlich gewünscht: Der neue Chef kommt, und schon machen alle einen demütigen Knicks. Arturo Vidal habe bei den Verhandlungen gefragt, ob er seine Lieblings-Rückennummer "23" haben könne, hat Sportvorstand Matthias Sammer am Dienstag erzählt, und da habe er ihm leider sagen müssen: Nein, die 23, das sei eigentlich die Nummer von Sven Ulreich, dem neuen Ersatztorwart. Ulreich habe die Nummer dann aber "sehr gerne abgegeben", sagt Sammer, "eine große Geste" sei das gewesen, "ein großes Kompliment an Sven".
Kurz darauf erhob sich Vidal vom Pressepodium, die Kameras klickten, und sie zeigten den neuen Mann im neuen Hemd: Arturo Vidal, Rückennummer 23. Es ist vollbracht. Der FC Bayern hat am Dienstagnachmittag endlich jene Personalie bestätigen können, die seit anderthalb Wochen zum Allgemeinwissen zählt. Der Chilene Vidal, 28, kommt also von Juventus Turin zum FC Bayern, wo sie ihn mit einem schicken Vier-plus-eins-Vertrag ausgestattet haben: vier Jahre Laufzeit plus Option auf ein weiteres gemeinsames Jahr.
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Der 20-Jährige wechselt nun doch nach England, Manchester City bezahlt knapp 50 Millionen Euro. Nur ein Bundesliga-Spieler kostete bisher mehr. Eine Übersicht der teuersten Transfers.
Fürs Bravsein hat der FC Bayern Vidal kaum engagiert
Etwa 35 Millionen Euro werden die Bayern für ihren neuen Mittelfeldspieler nach Italien überweisen, eine recht ordentliche Gebühr für einen Profi, der bei Vertragsende 32 (mit Option: 33) Jahre alt sein wird. "Arturo Vidal verkörpert eigentlich, wenn man den Fußball analysiert, die Komplexität in Person", sagte Matthias Sammer, dessen Sätze manchmal, wenn man den Fußball analysiert, die Komplexität in Person verkörpern. Vidal sagte recht brave Sachen bei seiner Vorstellung am späten Dienstagnachmittag, er sagte, das sei "ein neuer Schritt" in seiner Karriere, und er hoffe, "die Sache hier gut zu machen. Für mich geht ein Traum in Erfüllung".
Fürs Bravsein haben die Münchner den neuen Mann aber kaum engagiert, Vidal gilt als aggressive leader, wie er in München dank Stefan Effenberg oder Mark van Bommel durchaus Tradition hat. Beide beherrschten meisterhaft die Kunst des Begrüßungsfouls, der Legende nach haben sie ihren Gegenspielern schon nach fünf Minuten so viel Angst eingejagt, dass sie noch unterwürfiger wurden als Sven Ulreich. Ihr Nachfolger Vidal führt immerhin den vielversprechenden Kosenamen "Krieger", und einmal klang er am Dienstag tatsächlich kämpferisch: Nachdem er das Triple mit Juventus gerade erst knapp verpasst habe, hoffe er, "dass mir das mit dem FC Bayern gelingt. Das muss das Ziel sein".
Die Kehrseite des Kriegers ist dann auch noch kurz Thema gewesen, ein paar Fragen zielten auf seine Ausritte außerhalb des Fußballplatzes. So etwas werde ihm "nie mehr passieren", sagte Vidal, angesprochen auf seine Alkoholfahrt bei der Copa América. Nach dem Brasilianer Douglas Costa, der für etwa 30 Millionen von Schachtjor Donezk zum FC Bayern überlief, ist Vidal der zweite große Sommer-Transfer der Bayern.
Er soll im Kader die Planstelle des entlaufenen Bastian Schweinsteiger einnehmen und nach den Vorstellungen der Verantwortlichen eine Art wilden Verbindungsmann zwischen dem defensiven Xabi Alonso und dem offensiveren Thiago spielen. "Wenn der Trainer will, dass ich spiele: Ich bin bereit", sagte Vidal über einen möglichen Einsatz im Supercup gegen den VfL Wolfsburg am Samstag. Sven Ulreich wird dann auch dabei sein, mit der Rückennummer 26.