Abgebrochenes Länderspiel:Immer neue Merkwürdigkeiten

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Die argentinische Delegation soll bereits vor Spielbeginn gewusst haben, dass vier ihrer Spieler in Quarantäne müssen, berichten brasilianische Medien. (Foto: Andre Penner/PA Images/imago)

Um den spektakulären Spielabbruch in Brasilien herrscht weiterhin Verwirrung: Argentinien soll wissentlich Spieler aufgeboten haben, die eigentlich in Quarantäne gemusst hätten - und nun in Kroatien trainieren.

Von Javier Cáceres, Sao Paulo/München

Im Konflikt um das spektakulär abgebrochene WM-Qualifikationsspiel zwischen Brasilien und Argentinien geraten die Argentinier in Erklärungsnot. Wie die Zeitung Folha de São Paulo berichtet, wurde der argentinischen Delegation am Sonntag bereits 51 Minuten vor Spielbeginn von den brasilianischen Gesundheitsbehörden mitgeteilt, dass die vier argentinischen England-Legionäre auf Grundlage der geltenden Corona-Bestimmungen im Hotel "isoliert" werden müssten. Das sei die Erwiderung auf den Antrag der argentinischen Delegation vom Vorabend gewesen, vier Profis von einer etwaigen Quarantänepflicht zu befreien und daher im Spiel gegen Brasilien einsetzen zu dürfen.

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Demnach widersetzten sich die Argentinier der Quarantäne-Anordnung, als sie drei der betroffenen Profis in die Startelf stellten: Emiliano Martínez von Aston Villa sowie Cristian Romero und Giovani Lo Celso von Tottenham Hotspur. Die Folge: Beamte der Gesundheitsbehörde Anvisa stürmten in der 6. Spielminute den Rasen in São Paulo, um die Spieler vom Platz zu holen, und sorgten für einen beispiellosen Spielabbruch.

Hintergrund war, dass die Reise der vier argentinischen Nationalspieler ihren Anfang in England hatte. Großbritannien wird aber von Brasilien zu den Corona-Hochrisikogebieten gezählt, und das wiederum bedeutet: Personen, die aus diesen Ländern einreisen, müssen in Brasilien zwingend für zwei Wochen in Quarantäne. Die unmittelbare Einreise der Profis erfolgte zwar aus Venezuela, wo Argentinien zuvor ein weiteres WM-Qualifikationsspiel gewonnen hatte. Aber den brasilianischen Behörden zufolge "unterschlugen" die betroffenen Argentinier auf den Einreisedokumenten, dass sie in den zehn Tagen vor der Reise nach São Paulo in Großbritannien gewesen waren. Sie wurden daher noch am Sonntag offiziell aus Brasilien ausgewiesen, die Polizei ermittelt, es drohen weitere Konsequenzen.

Die vier Argentinier sind zurück in Europa - allerdings in Kroatien, nicht in England

Doch es gibt auch verwirrende Angaben. So teilten die brasilianischen Behörden mit, dass die Einreisepapiere der vier argentinischen "Engländer" von Fernando Batista unterzeichnet worden seien. Der Nachwuchstrainer des argentinischen Verbandes beteuerte allerdings, die Dokumente nicht unterzeichnet zu haben. Er sei gar nicht in Brasilien gewesen.

Offen ist immer noch, wie die Partie gewertet wird, sie wurde beim Stand von 0:0 abgebrochen. Der Weltverband Fifa setzte den beiden Verbänden eine sechstägige Frist, innerhalb der sie sich zu den Vorfällen erklären müssen. Unterdessen droht zwei der betroffenen Spieler weiteres Ungemach. Englischen Medien zufolge waren Cristian Romero und Giovani Lo Celso ohne Erlaubnis ihres Arbeitgebers Tottenham nach Südamerika aufgebrochen - ihnen droht deshalb eine Geldstrafe. Die Premier-League-Klubs hatten ursprünglich vereinbart, keine Angestellten nach Südamerika reisen zu lassen, da sie bei Rückkehr nach Großbritannien in Quarantäne müssen. Wegen der Corona-Regeln entwickelt sich nun die Reise zu einer Odyssee. Oder muss man sagen: Covidssee?

Obwohl noch ein drittes Quali-Spiel der argentinischen Nationalelf gegen Bolivien aussteht, sind die vier Fußballer nun wieder in Europa. Aber nicht in England, sondern für die Dauer von zehn Tagen in Kroatien. Dort dürfen sie sich frei bewegen - und an der frischen Luft trainieren. Nach einem zehntägigen Aufenthalt dürfen sie dann wieder ohne Probleme nach England. Vorausgesetzt natürlich, sie bleiben gesund.

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