Alexis Sánchez:Wettbieten um die bissige Granate

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Bald Teamkollegen? Alexis Sánchez lässt Sebastian Rudy keine Chance. (Foto: dpa)
  • Alexis Sánchez überzeugt beim Confed-Cup-Duell gegen Deutschland mit einem Tor und großem Einsatz.
  • Beim FC Bayern wäre er eine perfekte Ergänzung zu Robert Lewandowski und den alternden Robben und Ribéry.
  • Fraglich bleibt, ob sich die Münchner am Wettbieten um den Chilenen beteiligen wollen.

Von Sebastian Fischer, München

Wenn Uli Hoeneß am Donnerstagabend einen Fernseher eingeschaltet hat, dann hat er vielleicht noch mal kurz zu grübeln begonnen. Der Präsident des FC Bayern hat bekanntlich vor ein paar Wochen gesagt, der Kader der Bayern sei, wenn überhaupt, nur mit einer "ziemlichen Granate" zu verstärken. Am Donnerstag hat er einen Spieler gesehen, der definitiv in diese Kategorie fällt.

Hoeneß musste dafür das Spiel zwischen der deutschen Nationalmannschaft und der chilenischen gar nicht lange einschalten, so wichtig ist der Confed Cup ja nicht. Es reichte, genau eine Minute der Begegnung anzuschauen. Da führte der Chilene Alexis Sánchez den Ball auf der linken Seite, er sah sich dem Schalker Leon Goretzka gegenüber - und ließ diesen wie einen Amateur aussehen.

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Ansatzlos spielte er den Ball rücklings mit der Hacke durch Goretzkas Beine, um sich dann schneller zu drehen und an ihm vorbeizulaufen, als Goretzka "Schalke" sagen kann. Es gibt auf der Welt wohl nur ein Dutzend Fußballer, die eine solche Bewegung beherrschen und über das Selbstvertrauen verfügen, sie auf Höhe der Mittellinie anzuwenden. Über die Verpflichtung eines solchen Spielers darf man schon mal nachdenken.

Der FC Bayern hat sich mit einem Kauf von Sánchez befasst. Er wäre in der bayerischen Offensive wohl die perfekte Ergänzung zum frustrierten Robert Lewandowski sowie den alternden Franck Ribéry und Arjen Robben. Sánchez ist 28 Jahre alt und gerade, drei Jahre nach seinem Wechsel aus Barcelona zum FC Arsenal, in der Form seines Lebens. Er kann als Neun spielen oder auf die Flügel ausweichen, er kann wuseln und schießen. In der vergangenen Premier-League-Saison traf er 24 Mal.

Gerechtfertigter Irrsinn

Das Problem der Bayern ist: Sie sind nicht die einzigen, die das mitbekommen haben. Es ist ein Wettbieten zwischen dem FC Arsenal und Manchester City um Sánchez entstanden, der noch bis 2018 in London unter Vertrag steht; ein Wettbieten, das den Bayern zu irre geworden ist. Es soll um eine Ablösesumme in Höhe von 50 Millionen Euro gehen. Nach den Erkenntnissen vom Donnerstag ist nicht davon auszugehen, dass der Irrsinn abnimmt.

Sánchez traf zunächst nur fünf Minuten nach seinem Hackentrick zur chilenischen Führung. Einen Fehlpass seines Teamkollegen aus London, Shkodran Mustafi, nutzte er für einen Doppelpass mit Arturo Vidal, um danach den Ball derart frech in die kurze Ecke zu schießen, wie es nur die Künstler auf dem Rasen tun, nämlich Instinktfußballer: mit der Pike.

Sanchez ist nun mit 38 Länderspieltoren der erfolgreichste Torschütze in der Geschichte Chiles, er hat nun einmal häufiger getroffen als Marcelo Salas. Nach seinem Tor hörte er nicht auf, die deutsche Abwehr zu überfordern: Er trickste, flankte, grätschte, schoss. Er foulte in der zweiten Spielhälfte Leon Goretzka, schlug den Ball weg und sah die gelbe Karte. "Bissig", so wird Sanchez gerne genannt. Auch dieses zweifelhafte Lob bestätigte er.

© SZ vom 23.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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