Stürmer von RB Leipzig:Abschiedssignale von Timo Werner

Lesezeit: 3 min

Wird Leipzig wohl verlassen: Timo Werner. (Foto: Bongarts/Getty Images)
  • RB Leipzig gewinnt überlegen gegen den VfL Wolfsburg und setzt sich auf Tabellenplatz drei fest.
  • In der zweiten Hälfte wehrt sich vor allem Wölfe-Torwart Pavao Pervan gegen eine höhere Niederlage
  • In der Halbzeitpause offenbaren sich Neuigkeiten zu Timo Werners Zukunft.

Von Saskia Aleythe, Leipzig

Marcel Sabitzer hätte noch für einiges Zeit gehabt. Über den Sommerurlaub nachdenken zum Beispiel, über die Frage, warum dieser April noch einmal Schnee ins Land gebracht hatte, sogar für philosophische Gedanken über den Sinn des Lebens hätte die Zeit gereicht. Sabitzer stand da schon auf dem Rasen der Leipziger Arena, es lief die 28. Minute und weil ihn keiner der Wolfsburger störte bei seinem Lauf Richtung Tor, spielte er den Ball dann halt einfach auf Timo Werner, der zum 2:0 einköpfte. Allein gelassen wie in einem Trainingsspiel.

Es war der Moment, in dem man für Wolfsburg das Schlimmste befürchten musste: Dass sie diese Auswärtsreise mit einem schmerzhaften Erlebnis beenden würde. Und tatsächlich musste das dann schon weh tun in Wolfsburger Ohren, was Emil Forsberg nach Abpfiff der Partie sagte: "Das Gefühl nach dem Spiel war: Puh, nicht viel gemacht, aber sicher gewonnen." 20 zu sechs Torschüsse standen da in der Statistik und es war fast schon eine Kunst, dass es beim 2:0 der Leipziger blieb. "Ich finde, dass es ein absolutes Topspiel war, von beiden Mannschaften", sagte RB-Sportdirektor Ralf Rangnick noch höflich in Richtung seines Trainerkollegen Bruno Labbadia, um wenige Sätze später zu sagen: "Wenn wir mal ehrlich sind, konnte sich Wolfsburg in der zweiten Halbzeit beim Torwart bedanken."

Rot gegen Ascacibar
:"Solche Leute braucht man nicht in der Bundesliga"

Nach seiner Spuck-Attacke gegen Torschütze Kai Havertz hagelt es Kritik an Stuttgarts Santiago Ascacibar. Für den VfB wird der Abstiegskampf durch den Platzverweis noch härter.

Von Thomas Hürner

In der Tabelle trennten Leipzig und Wolfsburg vor der Partie zehn Punkte, auf dem Platz sah es eher nach doppelt so vielen aus. Mit nun 58 Zählern ist Leipzig weiterhin Dritter, Wolfsburg hingegen auf Rang acht abgerutscht. Für RB läuft es gerade so gut, dass die Saison beinahe noch etwas länger gegen könnte. "Wie die Jungs gerade Widerstände überwinden, bin ich zuversichtlich, dass wir eher die Leistung noch weiter steigern können in den nächsten Wochen", sagte Rangnick. Die Champions-League-Qualifikation ist das oberste Ziel in Leipzig - und die Teilnahme am Pokalfinale in Berlin. Und die Tabellenspitze, die immerhin nur acht Punkte entfernt ist? "Dahin schielen wir nicht", sagte Rangnick.

Timo Werner trifft - und ist auch in der Halbzeitpause Thema

Dass die Leipziger "Bock auf Fußball" hatten (Zitat Forsberg), war ihnen gleich mit dem Anpfiff anzusehen. Sie stürmten von links, sie stürmten von rechts und vor allem auch durch die Mitte: Emil Forsberg verteilte die Bälle problemlos in alle gewünschten Richtungen, denn mit den Wolfsburgern war es ja so: Sie verteidigten so zaghaft wie Teenager, die bei ihrer ersten Tanzstunde nervös Abstand zum anderen Geschlecht halten. So konnte sich auch Nordi Mukiele in der 16. Minute auf der linken Seite durch eine einfache Drehung vom Gegner befreien und den Ball zu Kevin Kampl bringen, der weiter mittig unbedrängt - was sonst - den Ball annahm und dann tat, was in seiner Jobbeschreibung steht: Tore schießen. Er schlenzte den Ball mit links am Torpfosten hinein ins Netz. Es war ein Treffer, der bei einem Schönheitswettbewerb durchaus konkurrenzfähig wäre.

Werners Kopfballtor zwölf Minuten später entlockte Ralf Rangnick dann auch einen kurzen Jubel, er streckte die Arme in die Höhe, als würde er eine Stange ohne Gewichte nach oben recken. Werner beförderte den Ball auch nach der Halbzeitpause ins Netz, stand dabei allerdings im Abseits. Da war er schon längst Gesprächsstoff der Fernsehzuschauer geworden, in der Halbzeit hatte RB-Geschäftsführer Oliver Mintzlaff ins Sky-Mikrofon gesprochen: "Wir wollen bekanntermaßen mit ihm verlängern. Aber er hat uns signalisiert, dass er eher nicht verlängern möchte." Die Leipziger Fans sollten sich demnach damit abfinden, dass der 23-Jährige wohl gerade seine letzten Spiele für RB bestreitet. Sein Vertrag geht noch bis Sommer 2020, doch sollte er nicht verlängern, würden die Leipziger ihn gerne schon in diesem Jahr für eine hohe Ablösesumme an einen anderen Verein transferieren. "Wir müssen dann sehen, was das Richtige für uns ist und für Timo", sagte Mintzlaff noch. Ralf Rangnick wollte dem Thema keine größere Bedeutung beimessen. "Für die mediale Öffentlichkeit ist das gerade wichtiger als für uns", sagte er, "ich bin im Moment zu 100 Prozent in der Trainerrolle. Deswegen interessiert mich nicht, was in sechs, sieben Wochen mit seinem Vertrag passiert."

Was auf dem Rasen in der zweiten Halbzeit noch passierte, konnte sowohl Trainer als auch Sportdirektor interessieren: Die Leipziger ballerten munter weiter Richtung Wolfsburger Tor, brachten den Ball aber nicht mehr ins Netz, auch weil VfL-Keeper Pavao Pervan ein paar "fantastische" Paraden zeigte, wie Rangnick attestierte. Zur Ende der Partie brachten auch die Gäste den Ball nochmal in den Leipziger Strafraum, doch daran wollte sich Rangnick nicht aufhalten an diesem Nachmittag. Er geriet fast schon ins Schwärmen über seine eigene Mannschaft, was bei einem, der nie schwärmt, dann schon etwas Besonderes ist. Die Mischung aus Offensivkraft und Defensivleistung hatte es ihm angetan, bei der sehr attackierfreundlichen Aufstellung muss man das erst mal hinkriegen.

"Wenn ich mir Forsberg anschaue oder Kampl, die sind gerade frei von Zipperlein. Dann sieht man, was das für Qualitätsspieler sind", sagte Rangnick dann noch, "das sind Spieler, die durch ihre eigene Leistung auch die Leistung der anderen potenzieren." Und dass mit Yussuf Poulsen und Tyler Adams zwei torgefährliche Spieler schon bald zurückkommen könnten, ist dann eher keine gute Nachricht für die kommenden Gegner. "Dann haben wir noch mehr die Qual der Wahl", sagte Rangnick. Am 11. Mai kommt der FC Bayern.

© SZ vom 14.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Gladbachs Lars Stindl
:Schienbeinbruch nach 30 Sekunden

Beklemmende Stille im Stadion: Gladbachs Kapitän Lars Stindl verletzt sich schwer, er fällt monatelang aus. Trainer Hecking verwirrt mit Aussagen über seine eigene Zukunft.

Von Carsten Scheele

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: