2. Runde im DFB-Pokal:Okotie entzückt 1860, Aue jubelt

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Sieg gegen den Bundesligisten: 1860 überraschte in Mainz. (Foto: dpa)
  • Der TSV 1860 schafft die große Überraschung und wirft Mainz mit 2:1 raus.
  • Nürnberg gelingt gegen Düsseldorf das beste Spiel seit Monaten. Auch Aue übertölpelt einen Bundesligisten.
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Zweitliga-Krisenclub TSV 1860 München hat im DFB-Pokal die zweite dicke Überraschung geschafft und nach 1899 Hoffenheim auch den FSV Mainz 05 aus dem Wettbewerb geworfen. In einer dramatischen Zweitrundenpartie bezwangen die Löwen den Fußball-Bundesligisten aus Rheinhessen am Dienstagabend auswärts mit 2:1 (0:1) und dürfen sich obendrein über Zusatzeinnahmen in sechsstelliger Höhe freuen. Stefan Mugosa (70. Minute) und Rubin Okotie (77.) drehten das Spiel, nachdem die Mainzer durch ein Eigentor von Christopher Schindler schon nach sechs Minuten in Führung gegangen waren. Das kriselnde Team des nach einer Gallenblasen-OP noch fehlenden Trainers Benno Möhlmann feierte damit im vierzehnten Pflichtspiel überhaupt erst seinen zweiten Sieg.

Einen Klassenunterschied bekamen die 17 617 Zuschauer in Mainz zu keiner Zeit zu sehen. Die Sechziger, von Ersatzcoach Kurt Kowarz immer wieder nach vorn getrieben, zeigten sich spielerisch ebenbürtig. Mit großem Einsatz erkämpften sich die Gäste viele Bälle, kombinierten gefällig - und waren in der Schlussphase dann eiskalt vor dem Tor. Der umstrittene Platzverweis für den Mainzer Pierre Bengtsson spielte den Sechzigern in die Karten: Der Schwede musste kurz vor der Pause wegen einer Notbremse mit Rot früh vom Platz.

Nach zuvor vier Mainzer Niederlagen in den jüngsten fünf Ligaspielen mussten die Anhänger nicht lange auf ein Erfolgserlebnis warten. Eine Freistoßflanke des trotz Kapselverletzung aufgelaufenen Danny Latza verlängerte 1860-Kapitän Schindler unglücklich mit dem Oberarm ins eigene Tor. Nach 13 Minuten ging es erneut hoch her im Münchner Strafraum, Keeper Stefan Ortega konnte die unübersichtliche Situation aber bereinigen und einen schnellen 0:2-Rückstand verhindern. Der Platzverweis veranlasste den Mainzer Trainer Martin Schmidt zunächst nicht zur Einwechselung eines gelernten Verteidigers. Stattdessen versuchte sich der spanische Linksaußen Jairo nach der Pause in der Abwehr, ehe Schmidt nach 67 Minuten den Chilenen Gonzalo Jara als neuen Linksverteidiger brachte.

Nach vorn lief bei den Mainzern sowieso immer weniger zusammen, was die Löwen-Fans auf den Rängen beinahe etwas übermütig werden ließ: "Und ihr wollt 1. Liga spielen", skandierten die Gäste-Anhänger in Richtung der Rheinhessen. Vorn waren auch die Löwen bis dato ungefährlich geblieben - doch mit einem Doppelschlag binnen sieben Minuten drehten sie noch das Spiel und belohnten sich für einen beherzten Auftritt. Zunächst nutzte Mugosa einen Fehler von Niko Bungert aus, dann traf der österreichische Torjäger Okotie mit einem präzisen Kopfball zum Sieg. In der Nachspielzeit rettete Ortega mehrfach das 2:1.

Wie Nürnberg der hohe Sieg gelang

Der 1. FC Nürnberg hat erstmals seit der Saison 2011/12 wieder das Achtelfinale erreicht. Die Franken feierten im Zweitliga-Duell gegen Fortuna Düsseldorf einen 5:1 (4:0)-Kantersieg und damit nach dem 1:0 in der Liga bereits den zweiten Saisonerfolg gegen die Rheinländer, bei denen die Luft für Trainer Frank Kramer immer dünner wird. Guido Burgstaller (10.), Hanno Behrens (17.), Niclas Füllkrug (41.) und Tim Leibold (43.) machten den Club-Sieg vor 19.235 Zuschauern bereits vor der Pause perfekt. Der eingewechselte Danny Blum erhöhte in der 69. Minute auf 5:0, ehe Kerem Demirbay drei Minuten später der Ehrentreffer für die Gäste gelang, die dennoch ihre höchste Pleite im DFB-Pokal kassierten.

Für den zweimaligen Pokalsieger Düsseldorf, der sich als Tabellen-16. des Unterhauses im Abstiegskampf befindet, war es der dritte frühe K.o. im Cup-Wettbewerb in Folge, zuletzt hatte er sogar zweimal in Runde eins die Segel streichen müssen. Falls Kramer am Freitagabend gegen seinen früheren Klub Greuther Fürth überhaupt noch auf der Bank sitzt, hilft ihm nur ein Sieg, um seinen vorzeitigen Abschied aus Düsseldorf zu verhindern. Burgstaller nutzte gegen eine desolate Fortuna-Abwehr die erste Chance zur frühen Führung.

Für den Österreicher war es bereits der siebte Pflichtspieltreffer in dieser Spielzeit. Beim 0:2 half dann Düsseldorfs Torwart Lars Unnerstall mit, der den Ball nach einem harmlosen Kopfball von Behrens mit der Hand hinter die Torlinie lenkte. Auch bei den restlichen Treffen stand Fortunas Hintermannschaft Spalier. Während Nürnberg nach zuvor vier Spielen ohne Sieg eine souveräne Leistung ablieferte, gab die Fortuna in allen Mannschaftsteilen ein erschreckendes Bild ab. Auch Neuzugang Alexander Madlung, der erstmals von Beginn an spielte, konnte daran nichts ändern.

Eintracht Frankfurt hat sich derweil erneut gegen Erzgebirge Aue blamiert und ist gegen den Drittligisten kläglich gescheitert. Die Mannschaft von Trainer Armin Veh unterlag beim krassen Außenseiter in Sachsen mit 0:1 (0:0). Bereits vor drei Jahren hatte Aue die Frankfurter in der ersten Runde sensationell aus dem Wettbewerb geworfen. Drei Tage vor dem Duell der Hessen mit Rekordmeister Bayern München am Freitag (20.30 Uhr/Sky) sorgte Max Wegner mit seinem Tor (74.) für die peinliche Niederlage. Der dreimalige DDR-Meister um Trainer Pawel Dotschew schaffte erstmals in der Vereinsgeschichte den Einzug ins Achtelfinale und kassiert dafür 527.000 Euro.

2. Runde im DFB-Pokal
:Schürrle verkürzt auf 1:3

Arjen Robben kommt bei Bayern und erarbeitet sich direkt Chancen. Doch statt ihm trifft ein Einwechselspieler des VfL Wolfsburg: André Schürrle. Viertligist Unterhaching überrumpelt RB Leipzig. In Darmstadt geht es hin und her.

Die Spiele in der Ticker-Nachlese

Vor 10.750 Zuschauern im Erzgebirgsstadion begann Frankfurt enttäuschend schwach und konnte sich in der gesamten ersten Halbzeit keine echte Torchance erarbeiten. Zwar versuchte Makoto Hasebe, auf der rechten Seite immer wieder schnelle Angriffe einzuleiten, wirklich gefährlich wurde es aber nie. Auch seine Teamkollegen konnten offensiv zunächst nicht überzeugen und waren stattdessen mit der Abwehrarbeit beschäftigt. Denn die Gastgeber, die zuvor in vier Pflichtspielen kein Tor erzielt hatten, begannen überraschend mutig.

Frankfurt fällt nichts ein

Der Drittliga-Neunte kam immer wieder gefährlich vor das Frankfurter Tor, konnte Schlussmann Lukas Hradecky aber zunächst nicht überwinden. Am Freitag hatten die Erzgebirgler noch mit 0:4 beim Schlusslicht Werder Bremen II verloren. Danach war ihnen öffentlich Arbeitsverweigerung vorgeworfen worden. Doch davon war unter Flutlicht nichts zu sehen. Stattdessen kämpften die Hausherren aufopferungsvoll und gaben alles für ein neuerliches Pokalmärchen. Doch Simon Skarlatidis (10.) und Simon Handle (13./43.) konnten auch beste Chancen nicht nutzen. Insgesamt fehlte Aue die spielerische Klasse, einen Treffer hätte sich der Underdog in den ersten 45 Minuten jedoch durchaus verdient gehabt.

Bei der Pokalniederlage der Eintracht vor drei Jahren hatte beide Klubs nur eine Liga getrennt, mittlerweile sind es zwei. Doch von einem Klassenunterschied war aus Frankfurter Sicht kaum etwas spürbar, auch das 2:1 am Samstag gegen Hannover 96 schien ihnen keinen Auftrieb gegeben zu haben. Doppel-Torschütze Marc Stendera war lange Zeit kaum zu sehen. Nach dem Seitenwechsel erarbeitete sich Frankfurt mehr Ballbesitz, blieb aber auch nach mehr als einer Stunde weiterhin glücklos. Kurz vor dem Auer Führungstor ließ Alexander Meier die beste Chance der Hessen zur Führung aus (72.). Bei Aue konnten Wegner und Philipp Riese überzeugen, bei den Frankfurtern verdienten sich Hasebe und Carlos Zambrano gute Noten.

Hertha im Glück

Dank Salomon Kalou hat Hertha BSC im Nachsitzen ein erneutes frühes Pokal-Aus abgewendet und darf vom ersten Finale in seinem Wohnzimmer Olympiastadion träumen. Beim Zweitligisten FSV Frankfurt setzten sich die Berliner in der zweiten Runde nach Verlängerung mit 2:1 (1:1, 0:0) durch. Der ivorische Nationalstürmer Kalou glich den Rückstand durch Timm Golley (47.) nach 56 Minuten aus und erzielte in der 99. Minute per Foulelfmeter auch den Siegtreffer für die Mannschaft von Pal Dardai, die in Hessen ihre liebe Not hatte. Herthas Marvin Plattenhardt sah in der 119. Minute die Gelb-Rote Karte.

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