Die Sechzig-Fans müssen da jetzt erst mal durch. Sie müssen zunächst Vorlieb nehmen mit einem ungewöhnlich langweiligen Foto von Christian Gytkjaer. Das Bild von Gytkjaer, wie er am Mittwoch gemeinsam mit seinem Berater ganz artig im adretten Lederjäckchen vor der Tür der Geschäftsstelle des TSV 1860 München steht und dort auf das erlösende Surren des möglicherweise von Geschäftsführer Anthony Power höchstselbst betätigten Türöffners wartet, ist schon ziemlich beliebig.
In ähnlicher Pose verharrten da kurz zuvor schon der Senegalese Abdoulaye Ba, der Brasilianer Amilton und der Ghanaer Lumor.
Und der neunte Tag wird der erfolgreichste in der Vereinsgeschichte des TSV 1860 München: Was im rekordverdächtig langen Trainingslager bisher geschah.
Nachdem es beim Fußball-Zweitligisten lange Zeit so ausgesehen hatte, als würde der Klub die Transferperiode tatenlos verstreichen lassen, geht es an Powers Schreibtisch zumindest auf den letzten Drücker kurz vor dem Wiederauftakt am Freitagabend gegen Greuther Fürth zu wie im Taubenschlag. Nur ziehen sich die Verhandlungen diesmal eben ein bisschen hin. Weil sich 1860 in diesem Winter jeden Transfer im Detail erst von der Deutschen Fußball-Liga (DFL) genehmigen lassen muss. Der Ligaverband hat diese Auflage bekanntlich verhängt, weil Investor Hasan Ismaik im vergangenen Herbst seine bereits im Sommer versprochenen Darlehen bis zum Stichtag der Nachlizenzierung zu spät überwiesen hatte.
So kam es, dass Sechzig die Verpflichtung von Innenverteidiger Ba erst am Mittwochnachmittag vermelden konnte, obwohl sich Ba und der abgebende Klub FC Porto mit Power schon am Montag auf die Details eines Leihgeschäfts mit anschließender Kaufoption geeinigt hatten.
Am Mittwoch nun sprach der Däne Gytkjaer bei Power vor. Und wenn die Verhandlungen mit dem US-Amerikaner und alle Genehmigungsverfahren der DFL glatt laufen, dann dürfen sich Sechzigs Fans auf einen zuletzt bei Rosenborg Trondheim beschäftigten Stürmer freuen, der nicht nur auf, sondern auch abseits des Platzes für außergewöhnliche Unterhaltung sorgt.
Auf seiner Instagram-Seite frönt Gytkjaer seiner zweiten Leidenschaft neben dem Fußball, dem öffentlichen Entkleiden. Zu sehen gibt es: Christian Gytkjaer nackt beim Schwenken der dänischen Fahne, Christian Gytkjaer beim Enthaaren, Christian Gytkjaer als Weihnachtself, Christian Gytkjaer mit Penis-Nase - lauter Dinge, die man als überraschter Betrachter, der sich ja in seiner Recherche lediglich verirrt haben mochte, so gar nicht sehen musste. Und die Gytkjaer natürlich gar nicht nötig gehabt hätte, um einen harten Hund wie Power auf seine Seite zu ziehen. Immerhin holte der 26-Jährige mit dem Rekordmeister Norwegens vor zwei Monaten den Titel, steuerte in 28 Liga-Spielen 19 Treffer bei.
Um auch garantiert für Schlagzeilen zu sorgen, veröffentlichte Gytkjaer nach der Meisterfeier ein Foto von sich aus der Kabine. Zu sehen sind nur Haut und (als erfreulicher Sichtschutz) der Meisterpokal. Bis 1860 den wieder gewinnt, stehen im Löwenstüberl notfalls ein paar Weißwurstschüsseln parat.
