2. Bundesliga: Erster Spieltag:St. Pauli holt Heimsieg in Lübeck

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Nach einem Bierbecherwurf muss der FC St. Pauli sein erstes Zweitliga-Heimspiel in Lübeck austragen - und gewinnt trotzdem locker 2:0 gegen den FC Ingolstadt. Auch Aue, Cottbus und Frankfurt starten mit Siegen - die Eintracht gar mit einer beeindruckenden Aufholjagd.

Alle Spiele, alle Tore

Rund 67 Kilometer nordöstlich von Hamburg liegt Lübeck - eigentlich ein seltsamer Ort für den FC St. Pauli, um ein Zweitliga-Heimspiel auszutragen. Doch der Bierbecherwurf aus der Partie gegen Schalke ist erst wenige Monate her - und St. Pauli wurde unter anderem mit einer Platzsperre bestraft.

Jubel über das 2:0: Timo Boll (links) und Kollegen. (Foto: dpa)

Viel ausgemacht hat es dem Klub mit den eigentlich meist gut gekaunten Fans nicht: St. Pauli startete mit einem Sieg seine Mission Wiederaufstieg. Die Hamburger gewannen zum Auftakt der 2. Fußball-Bundesliga in Lübeck gegen den FC Ingolstadt mit 2:0 (0:0). Fabian Boll schoss beide Tore (51. und 69.) für die Mannschaft des neuen Trainers Andre Schubert.

Kapitän Boll brachte sein Team mit einem sehenswerten Freistoß aus 18 Metern in Führung. Mitte der zweiten Hälfte machte er dann mit einem Klassetor genau in den rechten Winkel aus fast identischer Position den hochverdienten Auftatktsieg der Hamburger perfekt.

St. Pauli war von Beginn an vor 10.093 Zuschauern in der Lohmühle das bissigere Team. In hohem Tempo kombinierten die Hamburger bis zum Strafraum der Gäste. Einziges Manko: Zwingende Torchancen ergaben sich daraus meist nicht. Diese Nachlässigkeiten hätten sich für die Hamburger fast gerächt. Andreas Görlitz zog kurz vor der Pause aus 18 Metern ab und zwang Pauli-Keeper Philipp Tschauner zu einer Parade.

In der zweiten Hälfte vergab Naki weitere gute Möglichkeiten und damit einen höheren Sieg. In der 68. scheiterte er kläglich, als er das leere Tor nicht traf. Und so blieben Bolls entschlossene Distanzschüsse die beiden einzigen wirklich zwingenden Aktionen des Bundesliga-Absteigers.

Aue besiegt Aachen

Auch Erzgebirge Aue hat sein erstes Spiel in der Zweitligasaison 2011/12 erfolgreich bestritten. Die Auer gewannen ihr Heimspiel mit 1:0 (0:0) gegen Alemannia Aachen. Linksverteidiger Fabian Müller erzielte in der 53. Minute nach schöner Einzelleistung das einzige Tor der Partie.

9.500 Zuschauer im Erzgebirgsstadion sahen in der ersten Hälfte ein Spiel, das dem herrlichen Sommerwetter nicht gerecht wurde. Aue versuchte es meist erfolglos mit schnellen Angriffen über die Flügel, die spielerisch leicht überlegenen Gäste aus Aachen kamen nur mit Distanzschüssen vereinzelt zu Gelegenheiten. Die beste Chance hatte der Auer Jan Hochscheidt, der auf feinen Pass von Enrico Kern frei vor Boy Waterman aber übers Tor schoss (25.).

Aachen kam besser aus der Pause und hätte durch Junglas in Führung gehen müssen (50.). Drei Minuten später fiel das Tor auf der Gegenseite: Fabian Müller zog dynamisch nach innen, ließ mehrere Aachener aussteigen und schoss den Ball aus knapp 20 Metern mit rechts ins Netz - Tobias Feisthammel fälschte noch ab. Kurz darauf verpasste Hochscheidt nach scharfer Flanke von Kern den Ball und damit die Vorentscheidung nur knapp. Aachen bemühte sich um den Ausgleich, doch nach Marco Stiepermanns Großchance im Eins-gegen-eins mit Aue-Keeper Martin Männel (56.) fehlte es an klaren Abschlüssen. Trotz Schlussoffensive der Gäste hatten die Gastgeber wenig Mühe, den Auftaktsieg zu sichern.

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Dass auch in der 2. Bundesliga sehr ordentlicher Fußball gespielt wird, hatte Cottbus-Coach Claus-Dieter Wollitz vor dem Saisonauftakt gegen Dynamo Dresden extra noch einmal hervorgehoben. Im Interview mit der FAZ gab der Mann mit dem schönen Spitznamen "Pele" ein Plädoyer für Liga zwei zum Besten: "Die Liga ist längst keine Klopperliga mehr, hat das Schmuddelimage abgelegt", sagte er und beinahe machte er den Eindruck, als könne ihm Deutschlands höchste Spielklasse ohnehin gestohlen bleiben.

Das Siegtor für Eintracht Frankfurt: Karim Matmour (M.) trifft zum 3:2.  (Foto: Bongarts/Getty Images)

Der erste Zweitligaabend der neuen Saison gab Wollitz recht. In Teilen zumindest. Seine Cottbuser drehten zu Hause im spannungsgeladenen Ost-Derby gegen Dynamo Dresden einen Rückstand und siegten 2:1. Der FSV Frankfurt verpasste es in der Schlussphase einen Rückstand gegen Union Berlin komplett zu drehen, Babacar Gueye vergab einen Elfmeter und so blieb es beim 1:1. Die aufregendse Aufholjagd aber gelang Eintracht Frankfurt.

Der Bundesliga-Absteiger ging bei der SpVgg Greuther Fürth mit verdutzten Gesichtern und einem 0:2 in die Halbzeit. Doch durch einen Treffer des eingewechselten Karim Matmour in der 89. Minute siegte der Favorit am Ende noch mit 3:2.

Vor dem Siegtreffer durch Matmour vor 14.200 Zuschauern in der ausverkaufen Arena hatte Alexander Meier (56./64.) per Doppelpack die Führung der "Kleeblätter" durch Christopher Nöthe (20./44.) ausgeglichen. "Das war heute ein Nackenschlag. Wir hätten Frankfurt richtig weh tun können. Wir haben nach dem 2:0 den Sack nicht zugemacht und Eintracht mit einfachen Gegentoren ins Spiel zurück gebracht", stellte Fürths Trainer Mike Büskens nach der bitteren Niederlage enttäuscht fest.

Auch Cottbus startete mit einem emotionalen Erfolg. Im mit viel Spannung erwarteten Ost-Derby gegen Dynamo Dresden erzielten die Tore für Cottbus Daniel Adlung (57.) und Dennis Sörensen (66.). Für die zwischenzeitliche Dynamo-Führung hatte Filip Trojan (45.) gesorgt.

Eine gute Nachricht gab es von der Polizei: Das Ostderby verlief ohne die befürchteten Randale in und um Stadion. "Wir sind rundum zufrieden", erklärte eine Cottbuser Polizeisprecherin. Außer ein "paar Zupfern" an Fanschals und kleineren Rangeleien habe es am Freitag keinerlei Vorfälle gegeben. 2500 Fans aus Dresden waren im Stadion der Freundschaft. "Es war ein friedliches und faires Derby", erklärte am Ende Energie-Trainer Claus-Dieter Wollitz: "Insgesamt ist es für die neuen Bundesländer ein gutes Zeichen, dass drumherum alles ruhig war."

In der letzten Partie des Abends vergab unterdessen Babacar Gueye mit einem verschossenen Strafstoß kurz vor Schluss den Auftaktsieg für den FSV Frankfurt gegen Union Berlin. Der 25-Jährige versiebte in der dritten Minute der Nachspielzeit einen Foulelfmeter für den FSV, nachdem Silvio (40.) die Gäste ebenfalls vom Punkt in Führung brachte und Ex-Unioner Karim Benyamina in der 80. Minute den Ausgleich erzielte.

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