1. FC Nürnberg:Zwischen Traum und Sachlichkeit

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Knackpunkt zu Beginn: Nürnbergs Pascal Köpke (links) scheitert am Heidenheimer Torwart Kevin Müller. Keine Minute später lag der Club 0:1 zurück. (Foto: Daniel Marr/Zink/Imago)

Der Club leistet sich bei heimstarken Heidenheimern grobe Fehler und verliert 1:3. Damit verpassen es die Franken, bis auf zwei Punkte an die Aufstiegsplätze heranzurücken.

Von Stefan Galler

Dass Robert Klauß alles andere ist als ein Traumtänzer, der gerne mal einen Spruch raushaut, dürfte sich mittlerweile herumgesprochen haben. Und so hatte der Trainer des 1. FC Nürnberg auch die Auswärtspartie seiner Mannschaft beim 1. FC Heidenheim zuvor genau als das eingeschätzt, was sie schließlich werden sollte: "Wir haben ein Brett vor der Brust", sagte er bei Sky. Diese Aufgabe wolle seine Mannschaft lösen. Nun ja, so richtig gelungen ist den Franken das nicht: Schon zur Pause lagen sie 0:2 zurück, und obwohl der Club über weite Strecken der Partie mehr Ballbesitz hatte und den Gegner in der zweiten Hälfte sogar minutenlang in dessen Strafraum einschnürte, sollte es mit einem Punktgewinn nichts mehr werden: Am Ende hieß es 3:1 für die Ostwürttemberger, womit der FC St. Pauli das einzige Team der zweiten Liga bleibt, das in der Voith-Arena in dieser Saison bisher gewinnen konnte.

Oftmals entscheiden im Fußball ja nur wenige Situationen über Wohl und Wehe in einem Spiel. So war es wohl auch am Sonntag in Heidenheim: Nach nicht einmal zwei Minuten tauchte Pascal Köpke ungedeckt und nicht im Abseits stehend vor Heidenheims Torwart Kevin Müller auf, brachte den Ball jedoch nicht am Keeper vorbei. Keine Minute später ließen die Nürnberger auf der Gegenseite Tobias Mohr von der rechten Seite ungehindert flanken, Tim Kleindienst stand mittig ziemlich frei und schädelte den Ball zum 1:0 ins linke Eck. "Wir haben die erste Großchance - und kriegen im Gegenzug aus einer vermeidbaren Situation das 0:1", moserte Übungsleiter Klauß.

"Wenn du gegen Heidenheim 0:2 hinten bist, wird es schwer. Sie spielen Mann gegen Mann", sagt Mats Möller Daehli

Die Gäste, die nach dem enttäuschenden 1:1 gegen Dresden vor der Länderspielpause mit derselben Startelf ins Spiel geschickt worden waren, versuchten zwar, diesen Tiefschlag aus den Kleidern zu bekommen. Doch zwingend waren die Bemühungen nicht. Und hinten leisteten sie sich Fehler, etwa von Fabian Nürnberger und Torwart Christian Mathenia - Jan Schöppner setzte seinen folgenden Abschluss jedoch übers Tor (12.). Für den Club köpfelte Asger Sörensen aus spitzem Winkel drüber (14.), Tim Handwerker traf das Außennetz (22.). Man arbeitete eifrig am Ausgleich - und kassierte dann doch das 0:2: Handwerkers Querschläger landete bei Schöppner, der Richtung Strafraum tänzelte und im richtigen Moment Maurice Malone bediente. Jener schloss unter Mathenia hindurch ab (36.). Klauß klagte hinterher, dieses "dämliche 0:2" habe "das Spiel auf den Kopf gestellt".

Offensichtlich war es ein heftiger Schock, den der Club nicht mir nichts, dir nichts wegsteckte. "Wenn du gegen Heidenheim 0:2 hinten bist, wird es schwer. Sie spielen Mann gegen Mann und sehr intensiv. Das ist nicht einfach", sagte etwa Mats Möller Daehli später. Coach Klauß reagierte in der Pause, brachte den früheren Heidenheimer Nikola Dovedan, von dem seit der Länderspielpause feststeht, dass sein auslaufender Vertrag im Sommer nicht verlängert wird. Doch Torchancen hatten die Franken trotz der mehr als 70 Prozent Ballbesitz in Hälfte zwei kaum mehr. In der Schlussphase ließen sie dann Robert Leipertz ungehindert durchlaufen, dessen Steckpass nutzte Kleindienst mit seinem zweiten Treffer des Tages zum 3:0 (84.). Dass Joker Manuel Schäffler (der im Gegensatz zu Dovedan auch nächste Saison noch für den FCN auflaufen wird) nach einem Querschläger von Oliver Hüsing dann doch noch den Ehrentreffer für den Club erzielte, dürfte bei den Gästen niemanden mehr getröstet haben.

Trainer Klauß jedenfalls war zwar "mit der Art und Weise einverstanden, mit dem Ergebnis natürlich nicht". In die Verantwortung nahm er Defensive und Offensive: "Wir haben hinten ein paar Mal nicht gut verteidigt und sind vorne nicht oft genug rein in den Strafraum. Die Gier, Tore zu machen, hat heute gefehlt." Torwart Mathenia war sichtlich enttäuscht: "Es ist sehr bitter, wir haben uns vorher viel vorgenommen, die aktive Fanszene war endlich wieder da und hat uns von der ersten bis zur letzten Minute unterstützt. Da willst du einfach mit drei Punkten von hier wegfahren", sagte er. Und schätzte die verpasste Chance, bis auf zwei Punkte an die Aufstiegsplätze heranzurücken, recht nüchtern ein: "Es sind noch sechs Spiele, da ist noch viel drin. Die Fans dürfen träumen, aber wir sind in der Kabine sehr sachlich."

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