1860-Sieg gegen Ingolstadt:Mölders, natürlich

Lesezeit: 3 min

Trifft auch mit ein paar Kilo zu viel: Sascha Mölders, 35, vom TSV 1860 München (Foto: Alexander Hassenstein/Getty Images)

Der TSV 1860 rückt mit einem 1:0-Erfolg gegen den FC Ingolstadt der Tabellenspitze immer näher. Im Oberbayern-Derby brechen die Löwen sogar einen kleinen Fluch von Giesing.

Von Johannes Kirchmeier, München

Um den Rasen vor den Tribünen stauten sich die Schneehügel, auch die Stufen der Westkurve zeigten sich schneeweiß, als der Stadionsprecher Stefan Schneider die Spieler des TSV 1860 München ankündigte - zu ihrem ersten Heimspiel seit dem Derbysieg gegen den FC Bayern II vor neun Tagen: "Mensch, was hier heute los wäre!", träumte er kurz laut. Zuschauer sind ob der Pandemiezahlen natürlich weiterhin nicht zugelassen. Und so war es schon kühl am Montagabend auf Giesings Höhen, doch mittendrin auf dem vom Schnee freigeräumten und erstaunlich gut bespielbaren Platz im Stadion an der Grünwalder Straße entwickelte sich ein heißes oberbayerisches Duell.

Der Tabellenzweite FC Ingolstadt war angereist gegen den Dritten TSV 1860, der dank Sascha Mölders den Abstand zu den Ingolstädtern zum Hinrundenende durch einen 1:0 (0:0)-Erfolg verkürzte. Der unermüdliche 35-Jährige ist mit 13 Treffern weiter stärkster Torjäger der Liga. Er ebnete einen wegweisenden Sieg, selbst Tabellenführer Dynamo Dresden ist nun nur noch zwei Punkte weg. "Wir haben einen hart erkämpften Sieg eingefahren", sagte 1860-Trainer Michael Köllner. "Das Prädikat Spitzenspiel haben beide Mannschaften bestätigt." Zudem haben seine Löwen den Bann, vom Fluch war in Giesing ja schon die Rede, gebrochen und nun auch ein Top-Acht-Team der Liga besiegt.

SZ-Podcast "Und nun zum Sport"
:Die Handball-WM: Ein Turnier unter schwierigen Umständen

Keine Zuschauer, ein ungewöhnliches Teilnehmerfeld und viele Corona-Infektionen: Die WM in Ägypten ist gezeichnet von der Pandemie - mit welchen Auswirkungen? Und welche Chancen hat die deutsche Auswahl?

Anna Dreher, Joachim Mölter und Carsten Scheele

Am Ende zahlte sich wohl die längere Regenerationszeit in dieser so schwierigen Saison aus: Anders als der FCI, der am Mittwoch sein Nachholspiel in Zwickau gewann (2:0), hatten die Löwen in der vergangenen Woche frei und neun Tage Pause. Köllner baute daher auf die elf üblichen Verdächtigen, der frühere Ingolstädter Stefan Lex ersetzte Fabian Greilinger (Gelbsperre).

Auch der Torwart Marco Hiller, der sich beim Derbysieg nach einem Tritt von Joshua Zirkzee eine heftige Wunde im Gesicht zugezogen hatte, war fit, am Wochenende wurden ihm die Fäden gezogen. Ingolstadts Trainer Tomas Oral setzte auf den nach einer Gelbsperre zurückgekehrten Angreifer Stefan Kutschke, der Winter-Zugang und frühere Augsburger Angreifer Caiuby stand nach mehr als anderthalb Jahren ohne Einsatz erstmals wieder im Kader einer Mannschaft. "Wir haben mit Kai-Uwe eine richtig geile Alternative", sagte Oral, unter dem Caiuby bereits von 2011 bis 2013 beim FCI spielte.

"Das ist eine brutal ärgerliche Niederlage, weil sie sowas von unnötig war"

Die Spieltagsplaner halten sich auch in diesem Jahr an die bekannte Dramaturgie und haben das Duell der aufstiegswilligen oberbayerischen Vereine erneut ans Ende der Saison gesetzt (22. Mai). Für die Ingolstädter war aber schon der Auftritt am Montag eine brisante Rückkehr: Vor etwas mehr als einem halben Jahr gewann der FCI am besagten letzten Saisonspieltag 2019/20 2:0 gegen 1860 - und war für zwei Minuten aufgestiegen.

Doch dann schossen die Würzburger Kickers in der Nachspielzeit ein Elfmetertor und zogen vorbei. Das Trauma perfekt machte die Relegation: Da kassierte Ingolstadt in der sechsten Minute der Nachspielzeit das entscheidende Gegentor gegen Nürnberg und blieb in Liga drei.

Wo die Sechziger nun solide losspielten, sie hatten mehr Ballbesitz, doch die erste große Chance bot sich Ingolstadt im Konter: Nach einer flachen Flanke des früheren Löwen Peter Kurzweg scheiterte der eigentlich so abschlussstarke Angreifer Dennis Eckert Ayensa im Strafraum an Hiller (6. Minute). Die Ingolstädter hatten mehr Strafraumszenen, doch sie schafften es nicht, Tore daraus zu erwirtschaften.

"Das ist eine brutal ärgerliche Niederlage, weil sie sowas von unnötig war", sagte Oral daher. Sechzigs Winter-Zugang Merveille Biankadi, der schon im Stadtderby getroffen hatte, hatte nach einem flinken Angriff über Lex die einzige TSV-Chance in der ersten Hälfte, schlenzte aber übers Tor (22.). Ärgerlich für die Löwen war zudem, dass Quirin Moll offenbar mit Knieproblemen vom Platz musste, Daniel Wein ersetzte den Sechser (31.).

Beeindrucken ließen sie sich davon aber nicht. Stattdessen wagten sie sich nun auch nach vorne und kamen dem Tor näher: Nach einem Weitschuss von Erik Tallig musste der FCI-Torwart Fabijan Buntic erstmals parieren (56.), Ingolstadts Kutschke traf anschließend ins Netz, allerdings stand Teamkollege Eckert Ayensa zuvor im Abseits (66.).

Und so jubelten die Sechziger durch ihren Toptorjäger Mölders, den Biankadi bei einem Konter in den Strafraum schickte. Alleine vor Buntic - fast schon eine gmahde Wiesn - traf Mölders mit seiner einzigen Torgelegenheit zum Sieg (75.). Oral reagierte und brachte unter anderem Caiuby aufs Feld, doch 1860 überstand die Angriffe problemlos, Ingolstadt fehlte wohl die Kraft.

Der TSV 1860 spielt bereits am Sonntag wieder auf Giesings Höhen. Dann gegen Meppen, das Rang 14 belegt. Aber die Platzierung tut aus Löwen-Sicht seit Montag ja nichts mehr zur Sache, der Fluch ist überstanden.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Dritte Liga
:Aggressionen mit Sachertorte

Ingolstadts Trainer Tomas Oral hat ein Image als Provokateur und schlechter Verlierer. Dabei ist er ein vielschichtiger Coach, der sich bei seinen Spielern auch durch ungewöhnliche Maßnahmen Respekt verschafft.

Von Christoph Ruf

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: