1860 München gegen St. Pauli:Moralischer Erfolg für die Löwen

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Der TSV 1860 München beginnt gegen den FC St. Pauli stark und trifft die Latte - doch die Hamburger gehen in Führung. Kurz vor dem Ende schaffen die Löwen den Ausgleich. Das 1:1 ist für 1860 im Aufstiegskampf nur in der Tabelle ein Rückschlag. Die Sechziger sind immer noch dabei, ein kleines bisschen zumindest.

Markus Schäflein

Stau auf der A9, lange Schlangen an den Kassenhäuschen, und das an einem Montagabend - der Fußball-Zweitligist TSV 1860 bewegt in München eben immer noch die Massen, sobald ein Hauch von Aufstiegschance in der Luft liegt. Dieser Hauch schien sich schon aus der mit 31 600 Besuchern gefüllten Arena zu verflüchtigen, als Kevin Volland in der 88. Minute noch zum 1:1-Endstand traf.

Duell auf Augenhöhe: Kevin Schindler vom FC St. Pauli im Kopfballduell mit Münchens Stefan Buck. (Foto: dapd)

Erst Pech, dann ein Aussetzer von Kai Bülow, danach Ratlosigkeit - und dann dieser große Moment. Auch wenn der Abstand auf einen Aufstiegsplatz nun wieder sieben Punkte beträgt, durften die Münchner für sich beanspruchen, einen moralischen Erfolg und dementsprechenden Schwung mitzunehmen.

Sie waren in einem hervorragenden Zweitligaspiel zunächst die überlegene Mannschaft gewesen. In der ersten Hälfte knüpften sie - in der selben Besetzung - an die starke Leistung beim 2:1-Heimsieg gegen Fortuna Düsseldorf an. Erst hatten sie schlicht Pech, als ihr Rechtsverteidiger Antonio Rukavina mit einem satten Distanzschuss nur den linken Pfosten traf (14.) - ein frühes Tor hätte die wie meist auf Absicherung und schnelle Konter bedachten Hamburger sicherlich ein wenig aus dem Konzept gebracht.

Dann brachte Kevin Volland, nach seiner Gelbsperre wieder dabei, den Ball auf Zuspiel von Djordje Rakic nicht unter Kontrolle (23.), eine Minute später geriet Stefan Aigners Kopfball nach einer Flanke von Rakic zu schwach, um Benedikt Pliquett, den Torhüter des FC St. Pauli, zu überwinden.

In der 32. Minute klärte Pliquett dann knapp vor Benjamin Lauth und leitete einen jener Konter ein, vor denen 1860-Trainer Reiner Maurer seine Mannschaft so eindringlich gewarnt hatte. Der Ball kam zu Stürmer Petar Sliskovic, 21, ausgeliehen vom Bundesligisten FSV Mainz 05, der erst seinen fünften Einsatz für St. Pauli bestritt. Sliskovic ließ Kai Bülow stehen, der wusste sich nur noch mit einem Foul im Strafraum zu helfen - den vollauf berechtigten Elfmeter verwandelte Florian Bruns (33.).

Einzelkritik 1860 München
:Die Standuhr wird zum Schwachfuß

Christopher Schindler gibt sogar auf Knien eine gute Figur ab, Antonio Rukavina verpasst sowohl dem Pfosten als auch dem Gegenspieler eine Delle - und Benjamin Lauth braucht dringend einen neuen Spitznamen. Die Münchner Löwen beim 1:1 gegen St. Pauli in der Einzelkritik.

Michael Neißendorfer, Fröttmaning

Zum geballten 1860-Unglück passte, dass Torhüter Gabor Kiraly die Finger noch am Ball hatte, ihn aber nicht mehr entscheidend ablenken konnte. Nun war klar, dass es sehr schwer werden würde für die Löwen. Noch nie in dieser Spielzeit hatten sie nach einem 0:1-Rückstand noch gepunktet - und der FC St. Pauli hatte in elf Auswärtsspielen nur neun Gegentreffer hinnehmen müssen.

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Christopher Schindler gibt sogar auf Knien eine gute Figur ab, Antonio Rukavina verpasst sowohl dem Pfosten als auch dem Gegenspieler eine Delle - und Benjamin Lauth braucht dringend einen neuen Spitznamen. Die Münchner Löwen beim 1:1 gegen St. Pauli in der Einzelkritik.

Michael Neißendorfer, Fröttmaning

Aigner, der mit Rukavina eine starke rechte Seite bildete, setzte zehn Minuten nach der Halbzeitpause Volland in Szene, dessen Direktabnahme vom Elfmeterpunkt jedoch am Tor vorbei zischte. Weitere Chancen ergaben sich aber lange nicht. In der 64. Minute brachte Maurer Maximilian Nicu für Rakic, in der 72. Minute noch Sebastian Maier für Daniel Bierofka, dann noch Collin Benjamin für den unglücklichen Bülow (80.), um der Offensive neue Impulse zu verleihen.

Fast wäre der Plan aufgegangen: Maier legte ab, Benjamin schoss knapp über das Tor (82.). Der FC St. Pauli war nun insgesamt die deutlich bessere, abgeklärtere Mannschaft. Aus einer noch dichteren Defensive heraus waren die Hamburger bei ihren Gegenstößen dem zweiten Treffer näher als die Münchner dem Ausgleich. Als keiner mehr mit dem Ausgleich rechnete, verhalf ein Aussetzer von St. Paulis Mittelfeldspieler Patrick Funk den Löwen zum 1:1. Benjamin eroberte den Ball, Volland vollendete (88.).

Dass 1860 "einen Schritt weiter" war als beim 2:4 im Hinspiel, wie es Maurer angekündigt hatte, war über weite Strecken des Spiels zu sehen gewesen - und nun auch am Ergebnis abzulesen. Nun müssen die Löwen zwei Mal auswärts antreten, beim FSV Frankfurt (Samstag, 13 Uhr) und im Nachholspiel beim FC Erzgebirge Aue (Mittwoch, 14. März, 18.30 Uhr).

Bei diesen Mannschaften aus dem unteren Drittel der Tabelle, so der schöne Plan, könnte der TSV 1860 vielleicht doch noch zur Spitzengruppe aufschließen. Es bleibt überaus spannend in der Spitzengruppe der zweiten Liga - und die Sechziger sind immer noch dabei, ein kleines bisschen zumindest.

© SZ vom 06.03.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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