1860 München in der 3. Liga:Träume kehren zurück

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Phillipp Steinhart war der Siegtorschütze gegen Dresden. (Foto: Sebastian Widmann/Getty Images)

Löwen-Verteidiger Steinhart trifft nach einem schwungvollen Spitzenspiel zum 1:0 gegen Tabellenführer Dynamo Dresden. Die Münchner bleiben somit erster Verfolger im Rennen um die Aufstiegsplätze.

Von Christoph Leischwitz

An Dresden, das hatte Michael Köllner über die Saison hinweg immer wieder gesagt, führe kein Weg vorbei. Der Trainer von 1860 München wurde oft bestätigt, die Sachsen führen die Drittliga-Tabelle seit langer Zeit an. Am Montagabend jedoch sollte er auf ganz andere Weise recht behalten: Mit einem Sieg über Dresden ist 1860 München wieder auf dem Weg in Richtung Tabellenspitze.

Dank des knappen 1:0-Sieges durch das Tor des Abwehrspielers Phillipp Steinhart sind die Löwen zumindest jetzt der erste Verfolger des Spitzentrios. Als ob Geschäftsführer Günther Gorenzel es in der Pressekonferenz vor dem Spiel geahnt hätte, hatte er, ansonsten gerne zurückhaltend, die "Jagd" auf eben diese Tabellenspitze eröffnet. Ob nun Träumen wieder erlaubt sei, wurde der Siegtorschütze Steinhart nach dem Spiel bei Magentasport gefragt. "Das ist kein Geträume", sagte Steinhart, "wir schauen jetzt mal, was die restlichen Spiele hergeben."

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Die Löwen trauern um Albrecht von Linde. Er machte sich vor allem um die Leichtathletik verdient - und übernahm das Präsidentenamt in einer schweren Zeit.

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Der Abend im Grünwalder Stadion begann mit einer Schweigeminute aus doppeltem Anlass. Vor drei Wochen war Peter Grosser, Kapitän der Meistermannschaft von 1966 verstorben. "Servus Peter mach's guad!" stand deshalb auch auf dem Transparent, das am Zaun der Westkurve hing. Darauf war der junge Grosser zu sehen, wie er sich liebevoll an der Meisterschale lehnt. Zehn Tage nach ihm verstarb zudem der ehemalige Präsident des Vereins, Albrecht von Linde.

Auf dem Rasen zeichnete sich schnell ein Spitzenspiel auf Augenhöhe ab, dank einer durchaus abwechslungsreichen Anfangsphase. Nach acht Minuten musste Sechzigs Torwart erstmals aus dem Kasten und mit einer Grätsche gegen Christoph Daferner klären; zwei Minuten später erzielte der Dresdner die vermeintliche Führung, er stand vor seinem Abstauber allerdings im Abseits.

Auf der anderen Seite donnerte der Ball in der 13. Minute lautstark gegen die Latte: Sascha Mölders kam nach Kopfball-Vorlage von Semi Belkahia aus kurzer Distanz zum Schuss, trotzdem bekam Dresdens Keeper Kevin Broll noch die Fingerspitzen an den Ball. Damit wirkten die Löwen gegen den Tabellenführer zumindest schon einmal deutlich zielstrebiger als fünf Tage zuvor beim Tabellenletzten Lübeck (0:0). Abgesehen von einer Hereingabe durch Stefan Lex, die Mölders knapp verpasste, spielte sich bis zur Pause aber äußerst wenig in beiden Strafräumen ab. Fast schien es, als wäre der Favorit, an dem laut Köllner kein Weg vorbeiführt, mit einem Unentschieden in München durchaus zufrieden.

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Merveille Biankadi eröffnete mit einem gefährlichen Distanzschuss aus 20 Metern die zwei Halbzeit. Danach erspielten sich die Gäste viel Ballbesitz, blieben aber für ihre Verhältnisse lange harmlos im Abschluss. Die Sechziger versuchten sich trotz der widrigen Bodenverhältnisse immer wieder spielerisch nach vorne zu arbeiten, nach einer gute Stunde gab es gleich drei Chancen innerhalb weniger Sekunden, doch Dresdens Abwehrspieler Tim Knipping klärte den Schuss von Dennis Dressel, einen Kopfball von Stephan Salger und einen weiteren Schuss von Neudecker kurz vor der Linie (63., 64.).

Wenig später lenkte Hiller einen Knipping-Kopfball spektakulär über die Latte (74.), und damit wurde eine Schlussphase eingeläutet, die dann noch abwechslungsreicher war als die Anfangsphase: Dresdens Ransford Königsdörffer vergab eine Großchance, eine halbe Minute später zappelte der Ball auf der anderen Seite im Tor: Stefan Lex hatte auf der linken Seite Phillipp Steinhart freigespielt, der aus zehn Metern völlig frei zum Schuss kam und perfekt ins ferne Eck traf (86.). "Beide Mannschaften haben sich nicht geschenkt. Dresden hat kurz vor Schluss die Chance liegenlassen, das war der Unterschied", sagt Trainer Köllner.

Während die Spieler ihren Sieg feierten, verteilte der Stadionsprecher oben auf der Tribüne völlig unerwartet eine Pressemitteilung, die für zahlreiche Löwenfans ein Schock sein dürfte: "Stefan Schneider sagt heute Servus als Stadionsprecher von 60 München", stand da. Nach über 600 Spielen in 28 Jahren sei nun "der richtige Zeitpunkt (...), das Mikrofon niederzulegen". Er freue sich, in naher Zukunft wieder "vom Stehplatz aus" die Mannschaft als normaler Fan anfeuern zu können. Zumindest sind nun bei seinem letzten Spiel am Mikrofon die Chancen ein kleines bisschen gestiegen, dass dies in der zweiten Liga sein wird.

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