1. FC Nürnberg:Verdruss mit Verzug

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Erstmal durchschnaufen: Nürnbergs Jannes Horn feiert mit Felix Lohkemper (re.) dessen Treffer zum 2:2. (Foto: Swen Pförtner/dpa)

Der 1. FC Nürnberg verpasst nach einer verschlafenen ersten Halbzeit gegen Magdeburg die Chance, sich entscheidend von der Abstiegszone abzusetzen. 18 Stunden nach der Partie wird das Relegationsszenario bedrohlich konkret.

Von Sebastian Leisgang

In aller Regel ist das ja so: Nach 90 Minuten, in denen man gekämpft, gegrätscht und geschossen hat, geht man als Fußballspieler vom Feld und hat ein Gefühl für das, was gerade hinter einem liegt. Man weiß dann, wenn man kurz in sich hineinhorcht, ob das Resultat ein verdientes ist, oder ob sich die Mannschaft eher glücklich schätzen muss, wenn sie punktet, obwohl der Gegner in der Schlussphase ein bis zwei Elfmeter verschossen und zwischen drei und fünf Mal Latte oder Pfosten getroffen hat.

Am Freitagabend hat der 1. FC Magdeburg weder einen noch zwei Elfmeter verschossen. Auch die Latte oder der Pfosten stand kein einziges Mal im Weg, und wenn man das richtig gesehen hat, hat der 1. FC Nürnberg auf der anderen Seite des Feldes sogar gekämpft, gegrätscht und geschossen. Wobei man dazusagen muss: All das hat der Club zwar tatsächlich getan - allerdings erst, nachdem die Teams an diesem drittletzten Spieltag der zweiten Liga die Seiten getauscht hatten.

Es war eine pure Willensleistung, die den Nürnbergern in Magdeburg trotz einer unzureichenden ersten Hälfte ein 2:2 einbrachte. Mit wie viel Leidenschaft der FCN nach zwei Rückständen durch zwei Treffer des ehemaligen Magdeburgers Felix Lohkemper zurückgekommen war, das verdiente Anerkennung. Wie er sich aber bis zur Halbzeit präsentiert hatte, war schlichtweg ungenügend. Sollten die Nürnberger also in die Hände klatschen und sich über das Remis freuen? Oder boten die 90 Minuten eher Anlass, die Hände über dem Kopf zusammenzuschlagen?

Das war die Frage, die den Club am Freitagabend beschäftigte. Tags darauf wurde diese mit einem Verzug von gut 18 Stunden beantwortet - und brachte Verdruss. In der siebten Minute der Nachspielzeit hatte Janni Serra getroffen und Arminia Bielefeld damit zum Sieg geschossen. Serra, 25, hatte das Tor gegen den 1. FC Kaiserslautern erzielt. In gewisser Weise hatte er es aber auch gegen Nürnberg geschossen und beim FCN damit ein ähnliches Gefühl hinterlassen wie eine Woche zuvor der FCK bei einem 3:3 im Max-Morlock-Stadion: Das Ergebnis war gerechtfertigt, es hätten aber auch drei Punkte werden können - und am Ende fühlt es sich sogar so an, als wären gar keine Punkte rumgekommen.

So ist die Lage nun weitaus heikler als die beim Lokalrivalen in Fürth, der das Nürnberger Spiel am Samstag im Grunde kopierte. Zweimal in Rückstand, zweimal durch Julian Green geantwortet und am Ende trotzdem nicht gerettet: Das 2:2 gegen Braunschweig genügt Fürth zwar noch nicht, prekär ist es allerdings nur in Nürnberg. Die jüngsten beiden Spiele hatten die Chance geboten, jene Zweifel auszuräumen, die bei den Fans längst die Runde gemacht haben - die aber nun größer sind denn je: Nach dem Bielefelder Sieg trennen den Club nur noch zwei Punkte von Rang 16, der die Abstiegsrelegation bedeutet - und damit exakt ebenso wenige wie zuletzt Mitte Februar, als der FCN 0:5 in Heidenheim verlor und sich dann von Trainer Markus Weinzierl trennte. Jetzt könnte also alles auf ein Herzschlagfinale hinauslaufen, und Nürnberg muss kämpfen, grätschen und schießen, um nächstes Jahr wieder in Magdeburg spielen zu dürfen.

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