Fußball-Bundesliga:Tennisbälle? Ferngesteuerte Autos!

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Neues Spielzeug? Bremens Torwart Michael Zetterer schaut sich ein ferngesteuertes Auto an, das auf das Spielfeld gefahren ist. (Foto: Rolf Vennenbernd/dpa)

Die Fanproteste gegen den Einstieg eines Investors überschatten auch die Freitagsspiele im deutschen Fußball - immerhin ist der Widerstand zumindest in Köln höchst kreativ. Greuther Fürths Trainer hat aber eine klare Meinung.

Aschermittwoch, Abstiegsangst und keine Tore: Die Fans des 1. FC Köln haben derzeit wenig zu lachen. Also vergnügten sie sich bei ihrem Protest gegen die Investorenpläne der DFL und ließen ferngesteuerte Spielzeugautos über das Feld fahren. Ein harmloser Spaß, ehe sie ein weiteres Mal frustriert das Stadion verließen. Der FC unterlag Werder Bremen 0:1 (0:0) und könnte im Verlauf des 22. Spieltags den Anschluss an die Nichtabstiegsplätze verlieren.

Justin Njinmah (70.) fügte den Kölnern die zweite Niederlage unter Trainer Timo Schultz zu. Der FC wehrte sich zwar, belohnte sich für eine Schlussoffensive aber nicht. Bremen kann nach dem vierten Sieg aus den vergangenen fünf Spielen sogar leise von Europa träumen. Das Duell war zerfahren und zäh - Köln gelang es lange, die Bremer vom eigenen Tor fernzuhalten, blieb nach vorne aber harmlos. Viele Zweikämpfe prägten das Spiel vor 50.000 Zuschauern im ausverkauften Kölner Stadion. Spielerisch ragte beim FC wie zuletzt einzig der erst 19 Jahre alte Max Finkgräfe heraus. Doch auch der junge Linksverteidiger leistete sich immer wieder Ballverluste.

So sorgten die FC-Anhänger für die Szene des Spiels mit kreativem und friedlichem Protest im Investorenstreit. Zunächst flogen die üblichen Tennisbälle auf den Rasen, dann folgten ferngesteuerte Autos. Die Unterbrechung dauerte nicht lange, danach ging es in der zweiten Halbzeit mit dem Jubiläumsspiel weiter. Njinmah stellte mit seinem fünften Saisontor einen Vereinsrekord ein: Drei Auswärtssiege ohne Gegentor hatte Werder zuletzt vor 42 Jahren unter Otto Rehhagel eingefahren.

"Die führen die Schiedsrichter, die DFL, die Mannschaften, alle am Nasenring durch die Manege", kritisiert Fürths Trainer Zorniger

Im Zweitliga-Duell zwischen Hertha BSC und dem 1. FC Magdeburg (3:2) kam es zu kuriosen Abläufen wegen der Proteste. Beim Stand von 2:1 in der Nachspielzeit der ersten Hälfte wurde das Spiel gestoppt. Die Fans in der Berliner Ostkurve warfen Tennisbälle, als Magdeburg einen Eckball ausführen sollte. Schiedsrichter Florian Exner (Münster) wartete etwa fünf Minuten ab, führte beide Mannschaften nach Gesprächen mit den Kapitänen in die Kabine - und entschied, die Halbzeitpause vorzuziehen. Das Spiel wurde anschließend mit dem Eckball fortgesetzt, nach vier Minuten "Nachspielzeit" wurden dann die Seiten gewechselt. Wenig später war das Spiel noch einmal kürzer unterbrochen, weil auf der Tribüne ein ausgiebiges Feuerwerk gezündet wurde.

Auch die Zweitligapartie Hannover 96 gegen Greuther Fürth (2:1) war für insgesamt mehr als 20 Minuten unterbrochen und stand nach Angaben des Schiedsrichters Patrick Ittrich sogar kurz vor dem Abbruch. Fans von Hannover 96 hatten wiederholt Tennisbälle auf das Spielfeld geworfen. Fürths Trainer Alexander Zorniger kritisierte die Fans danach so deutlich wie noch kein aktiver Erst- oder Zweitliga-Trainer vor ihm. "Die Fan-Gruppierungen machen gerade ihr eigenes Spiel", sagte der 56-Jährige: "Die führen die Schiedsrichter, die DFL, die Mannschaften, alle am Nasenring durch die Manege. Und keiner greift ein. Ich finde es unsäglich, wenn immer wieder angedeutet wird, dass die Fans das Herz des Spiels sind. Die einzige Gruppe, ohne die du ein Spiel nicht durchführen kannst, sind die Fußballer selbst", sagte Zorniger und betonte: "Das kann so nicht weitergehen."

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