Duisburg:Zoos verlieren Millionen durch Corona: Rufe nach Hilfe

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Gelbe Segelflossen Doktorfische fressen in ihrem Aquarium im Zoo einen Kopfsalat. (Foto: Roland Weihrauch/dpa)

Die Zoos in NRW haben durch die Corona-Schließungen und Besucherbegrenzungen im vergangenen Jahr Millionen an Einnahmen eingebüßt und leben derzeit von ihren...

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Duisburg (dpa/lnw) - Die Zoos in NRW haben durch die Corona-Schließungen und Besucherbegrenzungen im vergangenen Jahr Millionen an Einnahmen eingebüßt und leben derzeit von ihren Rücklagen. Angesichts des bis mindestens Ende Januar verlängerten Lockdowns sehen sie schwierige Zeiten anbrechen. „Die Kosten laufen weiter - allein 50 000 Euro pro Monat für Futter“, sagte der Sprecher des Duisburger Zoos, Christian Schreiner. „Irgendwann ist bei jedem Zoo der Ofen aus. Eintrittsgelder sind eine Haupteinnahmequelle“, sagt der Direktor des Naturzoos Rheine, Achim Johann.

Der bundesweite Verband der Zoologischen Gärten (VdZ) drängt angesichts der kritischen Situation auf staatliche Hilfe: „Wenn unsere Zoos jetzt unverschuldet in finanzielle Engpässe geraten, würden wir es natürlich begrüßen, wenn der Staat Verantwortung übernehmen und passende Hilfsprogramme auflegen würde“, sagte VdZ-Geschäftsführer Volker Homes der dpa. „Schließlich können wir unsere Tiere kaum in Kurzarbeit schicken. Diese Hilfe wäre gelebter Tierschutz“, sagte Homes.

Nordrhein-Westfalen hatte im Frühsommer 2020 nach dem ersten Lockdown ein Corona-Hilfsprogramm für die Zoos im Bundesland mit insgesamt knapp 12 Millionen Euro Fördervolumen gestartet. Maximal 800 000 Euro pro Zoo wurden ausgeschüttet - Geld, das hochwillkommen war zur Deckung des Defizits, wie mehrere Zoo-Sprecher betonten. Doch das ist lange her. Inzwischen hat sich nach dem erneuten Lockdown Anfang November die Lage wieder verschärft.

Der vergleichsweise kleine Zoo Rheine im Norden des Landes verzeichnete 2020 beispielsweise nur rund 250 000 Besucher - etwa 100 000 weniger als im Vorjahr. Die Einnahmen schrumpften um etwa 400 000 Euro auf 1,4 Millionen Euro. Der Zoo müsse deshalb geplante Investitionen in den Umbau seines Wirtschaftsgebäudes und eine neue „Zooschule“ für junge Besucher aufschieben oder zumindest kritisch überprüfen, sagte Johann.

Der Duisburger Zoo mit seinen rund 100 Festangestellten rechnet für 2020 voraussichtlich mit 2,7 Millionen Euro Einnahmeeinbußen - rund ein Drittel weniger Geld komme in die Kasse, sagte Sprecher Schreiner. Der Zoo habe dabei kaum Möglichkeiten, seine Fixkosten runterzufahren. Er müsse weiter heizen, die Tiere füttern und betreuen - allein ein Elefant benötige rund 150 Kilogramm Heu, Möhren und Äpfel am Tag, sagte Schreiner.

Der Duisburger Zoo ist international ein Spezialist für die seltene Zoo-Haltung von Koalas, die ausschließlich Eukalyptus-Blätter fressen. Die Blätter müssen jetzt im Winter aus Miami eingeflogen werden - extrem teuer und aufwendig. Die Brandkatastrophe in Australien mit vielen getöteten Tieren habe aber gezeigt, dass eine Haltung und Koala-Zucht außerhalb der freien Natur eine wichtige Rolle spiele, sagte Schreiner.

Der größte NRW-Zoo in Köln verzeichnete 2020 nur rund 700 000 Besucher - halb so viele wie im Vorjahr. Der Einnahmerückgang liege bei rund drei Millionen Euro, sagte sein Sprecher Christoph Schütt. Der Zoo, der pro Tag 54 000 Euro für den Unterhalt verbraucht, lebe jetzt von seinen Rücklagen. Damit seien die Unterhaltskosten bis Ende Februar gedeckt. Spätestens dann hoffe der Zoo, wieder öffnen zu können. Ähnliche Zahlen verzeichnet der Gelsenkirchener Zoo, die Zoom Erlebniswelt. Dort wird mit vier Millionen Euro Einnahmeverlust gerechnet, wie eine Sprecherin berichtete. „Den Zoos muss geholfen werden“, appellierte Schreiner.

Nordrhein-Westfalen hat nach Angaben der Initiative NRW Partner Zoo die höchste Zoo-Dichte weltweit. Die zwölf größten Zoos und Tierparks des Landes vom Kölner Zoo bis zum Tierpark Rheine zeigen mehr als 40 000 Tiere aus über 1000 Arten. In normalen Jahren besuchen rund 6,3 Millionen Gäste die Zoos. Der Zoo-Verband VdZ zeigte sich immerhin „vorsichtig optimistisch“, dass die Zoos die Pandemie überstehen werden. Wenn sich eine Schließung aber noch über mehrere Monate erstrecken sollte, werde es „immer schwieriger“, sagte VdZ-Sprecher Sebastian Scholze.

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