Kolumne "Ende der Reise":Zurück ins Loch

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Leere Pisten am Kaunertaler Gletscher: Das "Jännerloch" hat auch seine Vorteile, für den, der es zu nutzen weiß. (Foto: Hans Gasser)

So schlecht war die Auslastung der Skigebiete im Januar schon lange nicht mehr, heißt es vor allem in Österreich. Des einen Leid ist des anderen Freud.

Glosse von Hans Gasser

Löcher werden oft unterschätzt - nicht zuletzt, was ihre touristische Bedeutung anbelangt. Und da braucht man gar nicht mal mit Loch Ness zu kommen, wo der gälische Begriff Loch ja für einen hübschen See steht. Überall auf der Welt gibt es Löcher, die Touristen anziehen. Ob das nun die riesigen Tropfsteinhöhlen von Postojna in Slowenien sind, ob künstlich gegrabene Gletscherhöhlen in Island, Vulkankrater in Sizilien oder schnöde Braunkohlelöcher in der Lausitz: Immer finden sich Menschen, die ins Loch gehen oder zumindest schauen wollen.

Wer jetzt denkt, das sei die dem Menschen immanente Faszination für das Nichts, der irrt. Denn das Gegenteil ist der Fall, das Loch ist nur der Rahmen für durchaus interessante Dinge, vom Stalagmiten über das blubbernde Magma bis hin zum Schaufelradbagger.

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Daneben existiert aber auch ein Loch, das insbesondere Hoteliers in den Alpentälern die Sorgenfalten auf die Stirn treibt. Die Rede ist vom "Jännerloch", das insbesondere in Skigebieten sein endemisches Vorkommen hat. Gemeint damit ist die Zeit zwischen Dreikönig und den ersten Faschingsferien, in der traditionell viele Hotelbetten und Skiliftsitze leer bleiben, weil niemand Urlaub hat.

Vor der Pandemie war es dem Jännerloch ähnlich ergangen wie dem Ozonloch: Es hatte sich geschlossen. Sogar in den mauen Wochen des Wintertourismus fanden sich genügend Menschen, die wegen günstigerer Preise und vermeintlich leeren Pisten zu einem Winterurlaub bereit waren. Jetzt aber, so verkünden die alpinen Tourismusmacher, sei das Jännerloch mit voller Wucht zurück und schuld daran sei Omikron, respektive die deutsche Einstufung Österreichs als Hochrisikogebiet. Hotels leer, Pisten leer, Kassa leer.

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Glosse von Stefan Fischer

Ein Minus von 30 Prozent in der bisherigen Saison beklagt etwa der Tiroler Seilbahn-Lobbyist und Politiker Franz Hörl gegenüber dem ORF. Er blicke "mit nassen Augen in die Schweiz, die mit einem Plus von 25 Prozent über dem Fünfjahresschnitt rechnen". Und das mit viel weniger Sicherheitsmaßnahmen, wie er hinzufügte. Tja, "das Glück is a Vogerl", möchte man ihm zurufen. Jahrelang waren die Schweizer zum Skiurlaub ins viel billigere Österreich gekommen.

Aber Tränen muss man auch keine vergießen, denn die Buchungen für Februar und März seien bisher gut, wie verschiedene Tourismusverbände unisono verkündeten. Lassen wir also die Kirche im Dorf und nutzen das uns geschenkte Jännerloch für ein paar Skitage - aber ohne es gleich wieder zu verstopfen!

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