Silver Star/Sun Peaks:Vom Bett auf die Piste

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"Double Black Diamond" - für Könner das Größte. Ansonsten ist dieser Schwierigkeitsgrad akut lebensgefährlich. Aber es gibt auch gemütlichere Abfahrten hier in Kanada, zwischen den gegensätzlichen Orten Silver Star und Sun Peaks.

Stefan Herbke

Das kann ja heiter werden. "Where's Bob" heißt der Run, eine furchterregend steile und schmale Schneise im ansonsten dichten Bergwald. Schwierigkeitsgrad "double black diamond", schwärzer geht es nicht. Einen vergleichbaren Schwierigkeitsgrad gibt es in den Alpen nicht, zumindest nicht auf einer offiziellen Abfahrt.

Der "Big White"-Berg (Foto: Foto: Herbke)

Doch in Silver Star, einer schmucken, kleinen Westernstadt in der weiten Hochebene zwischen den Coast und Rocky Mountains, ist dieser Run nur eine unter vielen Herausforderungen. Ein paar Meter daneben beginnt "Free Fall" - stürzen sollte man jedenfalls nicht.

Der Powder Gulch Express erschließt den breiten Bergrücken des Putnam Creek, der von weitem mit seinen Waldhängen eher harmlos ausschaut. Das täuscht, allein hier verlaufen rund 40 Abfahrten durch den Bergwald, von denen jedoch nur fünf gelegentlich gewalzt werden. Die restlichen Runs wie "Where's Bob" sind viel zu steil, selbst am Start sieht man vom Hang noch nichts, jäh kippt das Gelände ab und erlaubt nur einen Blick auf den Auslauf.

Es geht auch entspannter

Harmlos gibt sich dagegen die Vorderseite des Berges mit freien Hängen und großzügigen Pistenschneisen. Skifahrer haben viele Möglichkeiten, um auf perfekt gewalzten Skiautobahnen die Radien ihrer Bretter auszutesten. Wer keine Lust mehr hat, der biegt einfach ab und fährt mitten hinein nach Silver Star, die Stadt, in der früher - nomen est omen - Silber abgebaut wurde.

Heute ist es das weiße Gold, der Schnee, der die Kassen klingeln lässt. Dennoch hat sich Silver Star seinen Charme behalten. Die Häuser im viktorianischen Stil strahlen etwas Behagliches, Gemütliches aus. Das liegt vielleicht auch an den bunten Fassaden, alle Gebäude müssen mit mindestens drei verschiedenen Farben angestrichen sein.

Mehr Alpenresort als Westernstadt

Ganz anders Sun Peaks, der Shooting-Star unter Kanadas Skigebieten. Alles ist neu, die Bauweise mit viel Holz und Stein erinnert eher an ein Alpenresort als an eine Westernstadt.

Angefangen hatte alles 1961 mit dem Bau einer Sesselbahn am Tod Mountain inmitten einer menschenleeren Wildnis, weitere folgten, doch der Bau der nötigen Infrastruktur in Form von Hotels und Geschäften kam erst von 1995 an in Gang. Nancy Green, die 1968 bei den Olympischen Spielen von Grenoble eine Goldmedaille im Riesentorlauf sowie eine Silbermedaille im Slalom gewonnen hat, war eine der ersten, die das Potenzial erkannten, und baute 1992 ein großes Hotel.

Ein Augsburger in British Columbia

Im Jahr 1993/94 folgte die Sun Peaks Lodge von Peter Stumböck. Der Augsburger entdeckte 1988 die Skiqualitäten von British Columbia und baute von da an Schritt für Schritt sein Unternehmen Stumböck Club auf. Schon bald nach den Anfängen entdeckte er Sun Peaks und investierte in ein Hotel. Damals stand seine Lodge allein auf weiter Flur, mittlerweile steht sie mitten im stetig wachsenden Skiörtchen Sun Peaks, direkt an der kleinen Fußgängerzone.

Geschäfte, Cafés, Pubs und Hotels reihen sich entlang des verschneiten Weges, das sich Spaziergänger und Skifahrer teilen und das direkt zu den Talstation der Lifte führt - ein klassisches "Ski-in-Ski-out-Resort". Die junge Skistation gibt sich selbstbewusst und zählt mittlerweile zu den größten Kanadas. Die Zeichen stehen auf Wachstum, nach dem Tod Mountain, Sundance und Mt. Morrisey plant man bereits die Erschließung eines vierten Skiberges.

Ex-Olympiasiegerin "zum Anfassen"

Nancy Green ist das sportliche Aushängeschild von Sun Peaks und beinahe täglich auf den Pisten unterwegs. Wer sie nicht zufällig im Skigebiet trifft, der findet sie sicher beim Meeting Point neben der Bergstation des Sunburst Express. Dort wartet sie zumeist um 11 Uhr, um mit Gästen das Skigebiet abzufahren und ihnen den einen oder anderen "Geheimtipp" zu verraten.

Kostenlose Führungen gibt es in jedem Skigebiet, es muss ja nicht immer eine Olympiasiegerin sein. So genannte Snowhosts stehen zu bestimmten Zeiten für eine Rundfahrt durch das Skigebiet bereit, auch in Big White nördlich des Okanagan Valley.

Von drei Seiten ist der 2319 Meter hohe Gipfel mit Liften erschlossen. Die weiße Gipfelhaube ist von weitem zu sehen und überragt die umgebenden Ebenen deutlich. Hier bleiben alle Wolken hängen und sorgen mit viel Schnee (bis zu 750 cm im Winter) dafür, dass in Big White der Name Programm ist.

Perfekte Welt

Big White ist eine perfekt organisierte Skistation und wird wie eine moderne Firma geführt. Das Skigebiet, Ski- und Snowboardschulen, der Skiverleih, Restaurants, Eislaufplatz, Tubing-Bahnen, Zimmer und Wohnungen, alles gehört zusammen und wird zentral verwaltet. "Wir wollen sicherstellen, dass der Urlaub perfekt abläuft" erzählt Normann Kreutz. "Director of skiing" steht auf seiner Visitenkarte und in dieser Eigenschaft kümmert er sich um den reibungslosen Betrieb des Resorts. Klingt nach einem Traumjob, ist aber harte Arbeit.

Zurück nach Silver Star. Abends in der "Putnam Station" klingt der Skitag langsam aus. Im Keller ist eine Weinstube, oben in der Kneippe fließt Bier - aus einem Zapfhahn in Form einer Bierflasche. Vielleicht wurden einige Namen der Abfahrten in einer geselligen Runde in der "Putnam Station" gefunden, wahrscheinlicher ist es aber, dass sie einen logischen Ursprung haben. Bob zumindest gab es wirklich, er wurde nach langer Suche wieder gefunden und der Run hatte einen Namen.

Preisbeispiel: 2 Wochen Top of the B. C. World (Sun Peaks, Silver Star, Big White) ab € 1968,- (inkl. Flug, 13 Übernachtungen, 10 Skipässe, Transfers)

Reiseveranstalter: Stumböck Club, Rosenheimer Str. 103, 83064 Raubling/Pfraundorf, Tel. 08035/9660-0, www.stumboeck.com

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