Reisebuch "Light on New York City":New York im besten Licht

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Wie ein Filmsetting, aber echt: Franck Bohbots New York. (Foto: Franck Bohbot)

Franck Bohbot fotografiert die Metropole bei Nacht - und gibt intime Einblicke in die Stadt der abertausend Straßenecken.

Von Stefan Fischer

Nicht tagsüber, sondern nachts zeige sich New York von seiner besten Seite, schreibt Elizabeth Breiner im Vorwort zu Franck Bohbots Fotoband "Light on New York City". Dann also, wenn das Licht in der Stadt künstlich ist. Der Franzose, der seit drei Jahren in New York lebt, hat eine Zeit lang als Standfotograf bei Filmproduktionen gearbeitet. Und wie ein Filmset inszeniert er auch die nächtlichen Szenen: Sie spielen auf der Straße, die Kulisse ist jedoch stets ein Innenraum - Bars, Diners und Restaurants, Buch-, Mode- und Schmuckläden, eine Porno-Videothek oder ein Kiosk.

Aus diesen Innenräumen fällt Licht nach draußen, zusammen mit der Straßenbeleuchtung und den Neonreklamen - Breiner nennt sie "glühende Ansprüche auf unsere Aufmerksamkeit" - illuminieren sie die Nacht, die Stadt. Die prägende Farbe ist Rot. Manchmal haben die Läden schon zu oder noch nicht geöffnet, in der Regel jedoch sind sie belebt. Die Menschen allerdings stehen nicht im Vordergrund, sind eher Requisiten als Akteure.

Reisebuch "Light on New York City"
:Lichter der Stadt

Im Fotoband "Light on New York City" von Franck Bohbot sind Menschen eher Requisiten als Akteure - im Mittelpunkt steht die beleuchtete Metropole.

Nur auf wenigen Aufnahmen hat man als Betrachter den Eindruck, es würde just etwas Entscheidendes passieren. Eine Spannung erzeugen sie jedoch alle, weil ganz wie im Film, wenn ein Ort etabliert wird, automatisch die Erwartung entsteht, dass sich dort gleich etwas Lebensentscheidendes zutragen wird. Die Fotografien sind mit langen Belichtungszeiten aufgenommen, die Motive dadurch gewissermaßen in Bewegung, was diesen Eindruck noch verstärkt.

Das ist das New-York-Gefühl: Jederzeit bereit zu sein für das nächste große Ding. Und mit großer Lässigkeit darauf zu warten. Man darf sich von dem Filmsetting-Eindruck übrigens nicht täuschen lassen: Da ist nichts künstlich und nur aus Pappe aufgebaut. Die filmische Spiegelung der New Yorker Nächte deckt sich vielmehr weitgehend mit der Realität. Vielleicht, weil ihr immer auch eine Spur Hyperrealismus innewohnt. Und das sieht man am besten, wenn man am Boden bleibt.

Nicht in die Höhe fotografiert wie so viele, die Kanten der Wolkenkratzer hinauf. Sondern in die Tiefe blickt, in die Räume hinter den Fenstern und Türen, dort, wo die Stadt summt und lebt und nie müde zu sein scheint. Nobles steht hier neben Vulgärem, Vertrautes neben Überraschendem - und doch dokumentiert Franck Bohbot ein visuelles Gleichmaß, das jede Szenerie sofort als eine aus New York kenntlich macht. Weil hier nachts wahrscheinlich nicht einmal die Katzen grau sind.

Franck Bohbot : Light on New York City. Yellow Korner Editions / Verlag teNeues, Kempen 2016. 176 Seiten, 49,90 Euro.

© SZ vom 06.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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