Etwa 1600 Quadratkilometer umfasst der Pfälzerwald. Buchen, Kiefern und andere Bäume verstellen die Aussicht, dafür lässt es sich hervorragend radeln.
(Foto: Mountainbikepark Pfälzerwald)Der Erfolg trägt einen Ranzen. Darin transportiert er die Überheblichkeit, ohne die der Erfolg nicht leben kann. Das klingt nach einem dämlichen Spruch aus einem Abreißkalender. Trotzdem stimmt das, und zwar für viele Bereiche des Lebens. Und es muss nicht der große Durchbruch sein, der diesen Ranzen voll Überheblichkeit schwellen lässt. Es reichen kleine Erfolgserlebnisse, die echte Könner nicht mal mit einem Schulterzucken quittieren würden. Zum Beispiel beim Mountainbiken - da überquert man ein paar Mal auf Stollenreifen die Alpen und hält sich anschließend für den Größten.
Das persönliche Heldenepos besteht aus Kapiteln, in denen das Rad über Gletscher getragen wird oder tagelang Schneefall, Regen und geschlossene Hütten ertragen werden. Natürlich schildern diese Geschichten auch halsbrecherische Downhills über Singletrails, die schier nicht enden wollen und die einem das Adrenalin nur so aus den Ohren sprudeln lassen. Dazu muss man wissen, dass Mountainbiker nicht bergab fahren, sondern Downhill machen und nicht Pfad sagen können, sondern von Singletrails reden.
Lauter solche Übertreibungen nisten im Hirn des Alpenangebers, während er sich auf dem Weg in den Pfälzerwald befindet, um dort ein paar Mountainbiketouren zu fahren. Vor allem schwappt da aber die Frage hin und her, ob das was taugen kann, mit dem Rad durch ein deutsches Mittelgebirge zu kurbeln?
Und was fällt einem in seiner Ignoranz schon zum Pfälzerwald ein? Nicht viel, deshalb erst mal ein paar Fakten zu diesem Flecken Deutschland, der sich ganz im Westen des Landes befindet, zwischen Kaiserslautern im Norden, der Rheinebene im Osten, den Ausläufern der nördlichen Vogesen im Süden und dem Saarland im Westen.
Es handelt sich um den größten zusammenhängenden Forst Deutschlands, ja sogar um eines der größten Waldgebiete Europas. Etwa 1600 Quadratkilometer stehen dort auf deutscher Seite mit Buchen, Kiefern und anderen Bäumen voll. An jenen wenigen Flecken im Wald, an denen Bäume fehlen, stehen meistens Burgruinen oder Aussichtstürme aus rötlichem Buntsandstein. Und obwohl kaum ein Fleck ohne Baum auskommt, stehen sehr, sehr viele Burgen, Burgruinen und Aussichtstürme in der Gegend.
Sonst fallen einem zum Pfälzerwald noch ein paar Begriffe wie Saumagen, strukturschwache Region und vielleicht Weißweinschorle ein. Der Anglizismus "Mountainbike" taucht im Zusammenhang mit dieser Gegend nicht im Kopf des alpinen Aufschneiders auf. Warum auch, denkt er sich, die höchste Erhebung des Pfälzerwaldes - die Kalmit - bringt es schließlich nur auf 672 Meter und 60 Zentimeter Höhe über dem Meeresspiegel, was soll da schon drin sein? Zumal die Talböden dieses Mittelgebirges in der Regel kaum mehr als 200 oder 300 Höhenmeter tiefer liegen.
Der Alpenangeber wird den Pfälzerwald nach ein paar Tagen ziemlich kleinlaut und ziemlich begeistert verlassen.